Schonzeit vorbei

Juna Grossmann von irgendwiejuedisch.com muss ich Leserinnen und Lesern dieses Blogs hier nicht gesondert vorstellen, nicht? Juna hat jetzt in einem Buch das Thema »Antisemitismus« vollständig aufgerollt und allgemein verständlich (wie ich finde) zusammengefasst, wie sich die Situation für Jüdinnen und Juden geändert oder entwickelt hat. Fernab von abstrakten Berichten mit Zahlenkolonnen, die darüber Auskunft geben, wie viele Vorfälle es wo gab und welches Vokabular die entsprechenden Personen verwendet haben: »Es gab XY antisemitische Vorfälle....

21 Sept. 2018 · 3 Minuten

Und in wessen Buch stehst Du?

»Chatima Towa« sagt sich leicht. Eine »gute Einschreibung«. Das wünscht man sich bis Jom Kippur. Schwerer ist es, jemanden um »Verzeihung« zu bitten oder sich zu entschuldigen. Die Einschreibung ist auch das Thema von Untane Tokef: »An Rosch haSchanah werden sie eingeschrieben und an Jom Kippur besiegelt, wie viele dahinscheiden und wie viele geboren werden, wer leben soll und wer sterben wird, wer zu seiner Zeit und wer vor seiner Zeit, wer durch Feuer und wer durch Wasser, wer durch Schwert und wer durch Hunger, wer durch den Sturm und wer durch Seuche, wer Ruhe haben wird und wer Unruhe, wer Rast findet und umherirrt, wer frei von Sorgen bleibt und wer voller Schmerzen, wer hoch und wer niedrig ist, wer reich und wer arm sein soll....

18 Sept. 2018 · 4 Minuten

Das große Jom Kippur Kochen

Wir sind uns sicher alle einig, dass das Nachfeiern eines Sederabends am Gründonnerstag - dem Tag vor Karfreitag - durch wohlmeinende Menschen, ein zivilisatorischer Fortschritt ist. Jedenfalls besser, als das lokale Ghetto auf links zu ziehen. An diese An- und Enteignung haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Irgendjemand muss ja auch all die deutschsprachigen Haggadot kaufen… Ein ganz besonderes Sahnestückchen dieser Chuzpe ist jedoch eine Veranstaltung, die am 19. September 2018 in Parchim stattfindet:...

17 Sept. 2018 · 2 Minuten

Fremdgemacht und Reorientiert

Nennen wir es den »Trick der bösen Handwerker«: Sie öffnen die Haube, oder das Gerät, schütteln den Kopf und sagen: »Das wird teuer« oder »schwierig«, oder »wer hat das denn gemacht?«. Daran erinnerte mich das Vorwort zu »Fremdgemacht und Reorientiert«. Gleich zu Beginn wird konstatiert, das Feld »Islam und Judentum« sei vermint und schwierig. Dabei gibt es doch zahlreiche jüdisch-muslimische Initiativen. Natürlich immer noch immer zu wenige, aber es wird besser....

14 Sept. 2018 · 6 Minuten

Kommt ein Pferd in die Bar – Premiere am Akademietheater

Mavie Hörbiger und Samuel Finzi in »Kommt ein Pferd in die Bar« von David Grossmann – Copyright für das Bild: Bernd Uhlig »Dovele G. - meine Damen und Herren, auch genannt Dov Grinstein, ist der einzige Mensch auf der Welt, der bereit ist, eine ganze Nacht mit mir zu verbringen, und zwar ohne Geld, und das ist meines Erachtens die sauberste und objektivste Messlatte für wahre Freundschaft.« Diese Selbstbeschreibung ist Teil von Dov Grinsteins Einführung in sein Abendprogramm....

08 Sept. 2018 · 3 Minuten

Alle so Yeah und dann so oooh…

Im Juli 2018 gab die Karel de Grote Hochschule in Antwerpen bekannt, dass eine (jüdisch) orthodoxe Studentin, Rezi Friedman, eine Auszeichnung für ihre besonderes Engagement und ihre guten Ergebnisse. Das wurde auch dementsprechend als Ereignis gewürdigt: »Belgian Jewish Graduate Receives Major Historic Award from Antwerp University KDG« (Video hier). Besonders wurde hervorgehoben, dass ihre Religion sich mit der weltlichen Bildung verbunden hat und die Synthese ein gutes Vorbild sei. Auch das belgische Pendant zur Jüdischen Allgemeinen, Joods Actueel, fand das gut und reichte das oben verlinkte Youtube-Video weiter....

28 Aug. 2018 · 3 Minuten · Chajm Guski

Max Czollek: Desintegriert euch

Der Hanser-Literaturverlag nennt das neue Buch von Max Czollek »ein wildes Zeugnis der jüdischen Szene« und ein »Schlachtruf der neuen jüdischen Szene«. Klar kann man da fragen, was das überhaupt ist, die »jüdische Szene«? Oder wer genau dazugehört. Die Buzzwords reichen aus, um das Buch nach vorne zu bringen. »Neue jüdische Szene«, da geht was im jüdischen Deutschland. Junge wütende Juden. Polemik. Gegen das Establishment. Yeah! Der Jude als irgendwie sympathischer, intellektueller Miesepeter....

27 Aug. 2018 · 3 Minuten · Chajm Guski

Die jüdische Buchhandlung Jarden in Düsseldorf - ein Besuch

Düsseldorf - hier hat sich in den letzten Jahren eine große, aktive, jüdische Gemeinde gefestigt. Und wo es aktive Jüdinnen und Juden gibt, da muss es zwangsläufig auch jüdische Buchläden geben. Buchläden für Seforim. Jarden ist so eine Buchhandlung. Hinein kommt man, nachdem Doniel, der Besitzer, auf einen Knopf drückt und die Tür freischaltet. Sichtkontrolle. Das wars, leider notwendig. In der Buchhandlung sitzen zwei jüngere Männer, trinken Tee aus Pappbechern und fragen, ob man Interesse hätte, am Minchah teilzunehmen....

20 Aug. 2018 · 3 Minuten · Chajm Guski

Solidarität, Schmolidarität

Ein ordentliches Land ist das doch, oder nicht? Alles ist geregelt, festgelegt und kategorisiert. Straßenschilder haben festgelegte Größen, der Abstand zwischen den Streben eines Grillrostes ist festgelegt. Abläufe sind normiert. Ein Land, dessen »Reinheitsgebot« seit Jahrhunderten dafür sorgt, dass man sauberes Bier trinkt. Ein Land, dass für jeden deportierten Juden auch ordentlich ein Ticket dritter Klasse abgerechnet und fein säuberlich festgehalten hat. Aber bei einigen Themen ist man ungewöhnlich flexibel und lässt jene mediterrane Lockerheit erkennen, die man im Urlaub so bewundert, jedenfalls solange der Flughafenzubringer pünktlich fährt: Eines von ihnen ist Antisemitismus....

04 Aug. 2018 · 4 Minuten · Chajm Guski

Traurig - aber es zeigt eine Richtung

Alte Synagoge von Deventer - von Martie Ressing, User :Ressing [Public domain], vom Wikimedia Commons Eine jüdische Gruppe (die Masorti-Gemeinde Beth Shoshanna) muss eine alte Synagoge verlassen. Nach 8 Jahren dort musste die Gruppe nun in dieser Woche das Gebäude aufgeben. Dem voran gingen Sammelaktionen und ein wenig Öffentlichkeitsarbeit. Man wollte bleiben. Nun wurde aber doch verkauft. Möglicherweise zieht ein Restaurant in das Gebäude (erbaut 1892) ein. Die Gemeinde hätte tatsächlich die Möglichkeit, in dem Gebäude zu bleiben - wenn sie die Miete bezahlen könnte....

30 Juli 2018 · 2 Minuten