Schriften von Rabbiner Jonathan Sacks (selig. Ang.) online

Das kann man ganz kurz halten. Beim Sefaria-Projekt sind nun viele Publikationen von Rabbiner Lord Jonathan Sacks (seligen Angedenkens) verfügbar. Etwa »Covenant and Conversation«, »Judaism’s Life Changing Ideas; A Weekly Reading of the Jewish Bible« oder, passend zur Jahreszeit »The Jonathan Sacks Haggadah; Essays«.

Alle Publikationen (die bisher verfügbar sind) sind auf sefaria.org zu finden.

Eine jüdische Buchmesse?

Eine Werbung für ein Buch auf facebook hat es verraten. Anscheinend wird es Anfang Mai in Hannover eine »Jüdische Buchmesse« geben. Auffindbare Informationen dazu? Keine. Erst nach etwas Recherche, hat mir jemand ein Programm zeigen können, aber keine Informationen zum Besuch der Messe. Dafür sind bei der offiziellen Eröffnung »geladene Gäste aus Politik und Öffentlichkeit« dabei. Aber exklusive Events sind vielleicht begehrte Events. Für deutschsprachige jüdische Literatur wäre das sicher eine gute Chance gewesen.

Wie wir miteinander umgehen

Es gibt Menschen mit Empathie und einem Verständnis dafür, dass es einen palästinensischen Staat braucht – gerade um einen längeren Frieden anbrechen zu lassen. Zwei Wohnungen in einem Haus, um eine Formulierung von Amos Oz zu verwenden. Ein vernünftiger Mensch dürfte mit dieser Forderung – zunächst –, zufrieden sein. Die Menschen mit Empathie verstehen, dass Menschen sich Sorgen um ihre Angehörigen in Gaza machen. Ohne dabei zu vergessen, warum die Hamas gerade bekämpft wird. Von jüdischer Seite und von jener, die sich für ein eigenständiges Palästina einsetzen.

Und es gibt den »Palästina-Mob«, der versucht, derzeit sogar recht erfolgreich, andere vor sich herzutreiben und jeden und jede zu markieren, der oder die eine abweichende Meinung hat. Der Palästina-Mob hat erfolgreich eine Atmosphäre geschaffen, in der Jüdinnen und Juden jedweder politischen Einstellung, Ziele für den Kampf gegen »den Zionismus« sind. Personen, die sich dem bewaffneten Kampf gegenüber offen zeigen, sind keine Terroristen mehr, sondern Aktivisten oder gar Kämpfer für die gute Sache. Das beeindruckt anscheinend auch Menschen, die eigentlich immer Humanismus vor sich hergetragen haben. Der Druck zur Positionierung scheint einfach riesig und vielleicht liegt es an dieser Tatsache, dass Sawsan Chebli, die zum Hassobjekt der Social Media Nutzer vom rechteren Rand wurde und die deshalb jede erdenkliche Solidarität verdient hat, nur noch einseitig zu Gaza postet und keine Botschaften mehr, die dazu aufrufen, zumindest in Deutschland einander die Hände zu reichen und hier mit gutem Beispiel voranzugehen. Der Comedian Kaya Yanar hat sich ebenfalls entsprechend positioniert. Von einem »Multikulti-Miteinander« ist nicht mehr die Rede. Vielleicht wenn Du Jude bist und bereit bist, den 7. Oktober zu vergessen und den Hass auf den jüdischen Staat teilst. Daran ist nichts progressives, nämlich Arbeit am und für das Gemeinwohl. Es geht nur noch um das »Wir, wir, wir«. Vielleicht, weil diejenigen, die Hörsäle besetzen und Versammlungen stören, einfach zu »überzeugend« sind und ein entsprechendes Klima zu mehr Anpassungsdruck führt. Wollen wir so miteinander umgehen? Ist dies das Klima, dass in Deutschland herrschen soll?

In der vergangenen Woche demonstrierte der »Palästina Kongress« in Berlin diesen Punkt ganz gut. Geladen waren nur »solidarische Medien«. Im entsprechenden Aufruf zum Kongress fehlte die ausgestreckte Hand oder Worte der Besonnenheit in Deutschland. Die Empörung soll anhalten.

Seder und Erwartungen

In eigener Sache. Jemand hat mich anscheinend »empfohlen«. Deshalb sprach am vorletzten Schabbat eine Dame von einer, sagen wir mal, Dialoggruppe, auf meinen Anrufbeantworter. Wer ruft eine jüdische Person am Schabbatmorgen an? Zusätzlich erreichte mich auch eine Mail. Zusammengefasst lauetet die Botschaft: »Hallo, Hallo. Ganz dringend. Sie MÜSSEN am 22.04. zu uns kommen und den Seder machen. Wir zahlen sogar (!) die Anfahrt.« Das Setting in einem katholischen Gemeindehaus ließ durchblicken, dass es keine jüdischen Gäste geben würde. Ich habe höflich abgelehnt. Nicht nur, weil eine solche Rolle (vor einem nichtjüdischen Publikum etwas jüdisches performen) keine ist, die ich spielen möchte. Auch, weil der Seder ein Familienereignis ist, das Timing sehr sportlich ist oder eine Anreise am Erew Pessach bedeuten würde, die nächsten zwei Tage im entsprechenden Ort verbringen zu müssen. Ohne Vorbereitung einer Verpflegung. Die Anfrage verriert auch, dass es aber sonst jemanden gibt, der den Seder als Dienstleistung »vorführt«. Eine Antwort auf meine Absage gab es nicht. Und die Situation ist gewissemaßen paradox: Wenn Gruppe jemanden finden, der das zu den vorgegebenen Bedingungen macht, wäre es jemand, der das nicht machen sollte.

Der Gecko

Wieder in eigener Sache. In der »Jüdischen Allgemeinen« ist in dieser Woche ein neuer Text zu Tieren im Talmud erschienen. In der aktuellen Ausgabe geht es um den Gecko. Um den in der Torah zu finden, habe ich einen Umweg über die Liste der Tiere im 3. Buch Mose (11, 29–30) die nicht als koscher betrachtet werden, gemacht. Wer sich in der Übersetzung nicht an den Gecko erinnern kann, wird den Artikel lesen müssen. Auf den Seiten der »Jüdischen Allgemeinen« ist er verfügbar.