Der Podcast »Hajom Jom«, gesprochen von Chaim (nicht vom Chajm dieses Blogs hier, es ist hörbar, dass der Sprecher nicht aus dem Ruhrgebiet kommt) war nicht unerfolgreich. Er fand seine Hörerinnen und Hörer. Für jeden Tag gab es eine Chassidische Weisheit oder ein paar Sätze für den Tag.

»Hajom Jom« ist jedoch mehr als ein Podcast. Es ist eine Sammlung bestehend aus chassidischen Aphorismen und Minhagim. Angeordnet nach den Tagen des Jahres. Die Sammlung wurde 1942 von Rabbi Menachem Mendel Schneerson, also dem Lubawitscher Rebben, zusammengestellt. Es handelt sich also um eine Publikation von Chabad. Diese gibt es nun mit deutscher Übersetzung von Dinah Hefer (Düsseldorf), Chaim Rittri (Basel) – eben jener, der auch den Podcast einsprach und Julia Blumie Schneerson.

Jeder Tag hat eine Seite und ist klar aufgeteilt. Auf der linken Seite jeweils der hebräisch-jiddische Text, auf der rechten Seite der deutsche Übersetzung und darunter die Kommentare. Klassisch, wenn man so will. Die hebräische Schrift ist genau so groß gesetzt, wie die des deutschen Textes. Dadurch wirkt die Schrift etwas klein und läuft immer wesentlich kürzer. Der saubere Zeilensatz erzeugt hier Weißraum. Eine gestalterische Entscheidung, wenngleich der hebräische Text etwas größer sein könnte. Sehr schön abgesetzt sind Hinweise zum Jahresablauf und sonstige Erklärungen.

Blick auf eine Seite

Die Texte sind in hebräischer und jiddischer Sprache, jeweils mit deutscher Übersetzung und einem kleinen Kommentar. Einige Einträge beschreiben bestimmte Bräuche des Vaters des Rebben von Lubawitsch, andere sind kleine, tiefgründige, Einblicke. Ein Beispiel wäre der Eintrag vom 4. Schewat:

Das Wort Mizraim, Ägypten, kommt vom Wort Mezar, »Einengung«, »Begrenzung«. Auf geistiger Ebene bedeutet das »Exil Ägyptens«, dass die g-ttliche Seele einem Einengen und Verdecken durch die tierähnliche Seele ausgesetzt ist, bis sie klein und unscheinbar wird. Das Exil verlassen wir durch ein Lösen der Einengung: wenn der Verstand unser Herz erleuchtet und merklich die guten Seiten des Charakters hervorbringt.

Diese Einträge dürften für die breite Leserschaft interessanter sein, als Hinweise zu speziellen Minhagim und passen deshalb ganz gut zum Chanukkah-Fest, denn sie bringen etwas Licht in den Alltag. Das ist jedenfalls ihr Anspruch und das ist wohl auch der Grund für das Datum der Publikation eines ersten Vorabdrucks pünktlich zu Chanukkah – für die Zeit vom 19. Kislew bis zum 11. Nissan.

Die Gemeinden und Gruppen von Chabad im deutschsprachigen Raum dürften die erste Zielgruppe für »Hajom Jom« sein. Dann dürften all jene folgen, die sich für den Chassidismus interessieren oder nach einer täglichen Inspiration suchen. Eines ist aber offensichtlich: Es fällt schwer, sich auf die Betrachtung nur eines Tages zu beschränken und nicht weiterzublättern.

Das Buch ist bei Books&Bagels erhältlich.