Neuigkeiten vom »Rabbinermarkt« (und vom Talmud)

Rabbiner Moshe Baumel wird die Israelitischen Gemeinde Basel (IGB) nach neun Amtsjahren verlassen. Sein Nachfolger wird Rabbiner Elimelech Vanzetta sein. Dieser wurde im Dezember 2023 von der Gemeinde als Nachfolger gewählt. Das war leicht, denn er war anscheinend der einzige Kandidat. Dajan Elimelech Vanzetta wurde in Brasilien geboren, hat in Israel gelernt und hat seine Smichah durch das israelische Oberrabbinat erhalten. Er war bisher Direktor des Europäischen Bet Din. Er war bereits stellvertretender Oberrabbiner Chiles. Er gilt als Experte für Scheidungsfragen (es sei den Mitgliedern in Basel gewünscht, dass dieses Wissen nicht so häufig Anwendung finden muss).

Rabbiner Vanzetta hat zudem auch Wirtschaft, Politik, Internationale Beziehungen und Recht studiert. Es heißt, er spräche acht Sprachen fließend. Hoffentlich ergeht es der Gemeinde Basel besser, als der kleinen Gemeinde St Albans nördlich von London, der Rabbiner Vanzetta 2013, als er noch in Chile arbeitete, zugesagt hatte. Die Gemeinde hatte ihn ebenfalls nach einer Ausschreibung gewählt. Er trat seine Stelle dort jedoch nicht an und sagte in letzter Sekunde ab. Die Gemeinde musste dann die Stelle vollständig neu ausschreiben (Siehe hier: Jewish Chronicle).

Doch zurück zu Rabbiner Baumel. Er hat jetzt die Übersetzung eines Talmud-Traktats vorgelegt. Gewählt hat er Massechet Megillah. Obwohl es nur 32 Blätter hat - also im Talmud, sind zwei (sehr sehr) dicke Bände mit etwa 1.000 Seiten aus der Übersetzung geworden. Das Layout hat starke Artscroll-Talmud Vibes: Auf einer Seite sehen wir das klassische Talmud-Blatt im Original. Auf diesem ist markiert, wo man sich in der Übersetzung befindet. Auf der gegenüberliegenden Seite findet man die Übersetzung mit integriertem Kommentar innerhalb des Fließtextes. Die Übersetzung ist fett gedruckt, der kommentierende Text ist normaler Schrift. Das halten sowohl ArtScroll, als auch Rabbiner Adin Steinsaltz so. Überhalb der Übersetzung steht jeweils der vokalisierte Text des Originals. Wie bei ArtScroll bläht die mehrfache Abbildung des Blattes der Wilnaer-Ausgabe (Rabbiner Baumel stammt übrigens ebenfalls aus Wilna) die Anzahl der Seiten um ein vielfaches auf.

Eine Doppelseite aus dem Baumel-Talmud

Die Übersetzung selber ist eingängig - zuweilen geraten Sätze sehr lang. Insgesamt wird deutlich, wie überkomplex die Aufgabe ist, den Talmudtext so zu präsentieren, dass er verständnlich ist, die Diskussionsstruktur zeigt und sprachlich korrekt übertragen wurde. Tatsächlich ist die deutsche Übersetzung von Lazarus Goldschmidt sprachlich korrekt, aber natürlich kann sie nicht zeigen, wie der Text funktioniert.

Die Ausgabe lässt sich von Rabbiner Baumel direkt kaufen: talmud-auf-deutsch.de.

Neues vom Jüdisches Museum Berlin?

Eigentlich nicht. In dieser Woche wurde der Vertrag mit Direktorin Hetty Berg um weitere fünf Jahre verlängert. Ihre Vertragsverlängerung unterzeichnete sie mit der Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Nach dem Trubel um das Museum in der Vergangenheit, dürfte das wohl schon als »stabile« Epoche gelten.

Die Literaturhandlung Berlin schließt

Eine traurige Nachricht veröffentlichte die Jüdische Allgemeine zum Ende der Woche Artikel hier. Die Literaturhandlung Berlin muss schließen. Ist der Grund nur die Digitalisierung des Einkaufsverhaltens? Werden jüdische Bücher weniger nachgefragt? Die Chefin Ariella Chmiel scheint nach vorne zu blicken (siehe Artikel).