Was in dieser Woche geschah – in der Rückschau. Viele kleine Themen haben sich angesammelt und wurden zurückgestellt. Eigentlich, um später ausführlich bearbeitet zu werden. Da dies dann nicht immer möglich ist, eine Rückschau auf die Themen der Woche – mit einem kleinen Kommentar.

Deutschland hat den iranischen Botschafter im Zusammenhang mit einem Brandanschlag auf eine Schule in Bochum, der eigentlich auf die benachbarte Synagoge zielte, vorgeladen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte im Dezember einen Mann für die Tat verurteilt und geht davon aus, dass iranische Behörden hinter dem Brandanschlag stecken. Der Verteidiger des Mannes hat Berufung eingelegt. Siehe beispielsweise den Bericht im Tagesspiegel. Ob daraus Konsequenzen folgen? Die Community hat ihre Zweifel.

Die Oscar-Rede des Regisseurs Jonathan Glazer (siehe Variety), in der er sich auf den Gaza-Krieg bezieht, hatte eine (euphemistisch formuliert) »Kontroverse« zur Folge. Nahezu 1.000 jüdische Personen aus dem öffentlichen Leben der USA kritisieren seine Äußerungen und werfen ihm vor, die Geschichte zu verfälschen und antijüdischen Hass zu schüren (siehe auch Variety). Glazers Film The Zone of Interest, der die Familie des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss porträtiert, wurde bei der Oscarverleihung als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Der Film ist übrigens die Umsetzung eines Romans von Martin Amis.

Derek Scally von der Irish Times hat mit Susan Neiman gesprochen (Artikel hier) und das Ergebnis ist (erwartungsgemäß) ein Text in dem Neiman die Möglichkeit hat, über Susan Neiman und ihr Sendungsbewußtsein zu sprechen: »I came back to Berlin thinking it would be great to revive Jewish intellectual life in Germany…« Gespannt haben die (im Staub schlafenden) Jüdinnen und Juden Deutschlands auf ihre intellektuelle durch Susan Neiman Erlösung gewartet. Und dann? »But now I realise: I don’t think they really want it.« Mag daran liegen, dass ein großer Teil der Jüdinnen und Juden Deutschlands damit beschäftigt ist, irgendwie über die Runden zu kommen. Altersarmut ist ein Thema, mit dem sich Neiman nicht herumschlagen muss, denn zu Beginn des Artikels wird über das Haus berichtet, dass sie sich in Irland gekauft hat. Oder es liegt daran, dass sie sich nicht wirklich mit der Community hier beschäftigt hat.

Der Artikel ist erstaunlich unpräzise: »Critics argue the council represents only a minority of Jews in Germany, mostly orthodox and conservative.« Wer sind diese Kritiker? Welche Sachkenntnis haben sie? Es ist überraschend, von Scally zu erfahren, dass die meisten Gemeindemitglieder (die ja der Zentralrat repräsentiert) orthodox sind. Vielleicht bedauert es Neiman, dass ihr nicht mehr Menschen zuhören, wenngleich sie medial Beachtung findet. Zum Diskurs gehört es jedoch, dass auch eine Gegenrede stattfindet. Gerade nach dem da »etwas« passiert ist, am 7. Oktober: »But something has changed since the October 7th Hamas attacks on Israel.« Das kann man wohl sagen.

Der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, Philipp Peyman Engel, hat mit »Deutsche Lebenslügen« ein Buch über Antisemitismus und die derzeitige Situation geschrieben. Kurz nach seine Ernennung zum Chefredakteur folgte eben der 7. Oktober 2023 und er war eloquenter Ansprechpartner für verschiedene Medien. Hier ein Bespiel aus dem heute-Journal. Ob eine Rezension folgt, kann ich noch nicht sagen.

Der Krieg in Gaza gegen die Hamas ist weiterhin ein Thema für Propaganda. Auch die humanitäre Lage. Entgegen aller Annahmen, wird Gaza täglich von Hilfslieferungen angefahren. COGAT stellt eine tägliche Zusammenfassung der Bemühungen zur Verfügung. Eventuell eine Hilfe für die Meinungsbildung.

Ansonsten: Purim!