Fabian Wolff hat sich als jüdischer Autor aus dem Spiel genommen.
Wie?
In der ZEIT beschrieb er, seine jüdische Identität sei nur imaginiert. In seinem Essay »Mein Leben als Sohn« (ZEIT online, 16. Juli 2023) schreibt er darüber, dass seine Mutter ihm – fälschlicherweise – gesagt habe, sie seien jüdisch. Geschehen sei das kurz vor dem Abitur. Auch an dieser Version scheint es nun Zweifel zu geben, wie Sebastian Leber im Tagesspiegel am 19. Juli 2023 schreibt (»Der Jude, der keiner war: Fabian Wolff verstrickt sich in Widersprüche«). In Tweets habe Fabian Wolff auf seine jüdische Kindheit Bezug genommen (gemeint ist dieser Tweet vom 21.12.2020). Mit dem Text wollte Fabian Wolff wohl einem anderen Text zuvorkommen. Philipp Engel legte das in der Jüdischen Allgemeinen offen (»Der Kostümjude« vom 18.07.2023):

In Journalistenkreisen war nicht die Frage, wann Fabian Wolffs Kostümjudentum auffliegen würde, sondern nur, wer es zuerst publik macht. Denn im September 2021 wurde einigen Journalisten in Berlin eine ausführliche Recherche zugespielt, inwiefern Wolffs jüdische Biografie von vorne bis hinten ausgedacht war.

Philipp Engel, Jüdische Allgemeine vom 18.07.2023

An den 140 (teils großartigen) Artikeln für die Jüdische Allgemeine, die er bis 2015 schrieb, ändert das zunächst nichts. Interessanter wird es erst, wenn er diese Position verwendet, um seine Argumente damit zu untermauern. Das stellte auch Larissa Kunert auf nd-aktuell fest (nd-aktuell am 20.07.2023):

Brisant ist die Sache, weil Wolff in politischen Debatten oft explizit als Jude seine Argumente vortrug. 

Larissa Kunert, nd-aktuell vom 20.07.2023

Nele Pollatschek beschäftigte sich in der Süddeutschen (25.07.2023, sueddeutsche.de) ebenfalls damit, warum Fabian Wolff, trotz des Essays, ein Täuscher ist.

Professor Michael Wolffsohn beginnt seine Betrachtung der »Causa Wolff« in der NZZ (vom 18.07.2023) mit einer herablassenden »Ich wusste nicht, wer das ist« Attitüde, wie sie für diese Generation noch relativ typisch ist, taucht kurz ab in eine Analyse darüber, warum Wolffs jüngste Texte so gut angekommen sein könnten:

So gesehen, hat das Judenticket jüdischer Juden- und Israel-Kritiker einen besonders hohen Wert an der deutschen und gesamtwestlichen Beliebtheitsbörse. 

Prof. Michael Wolffsohn, 18.07.2023, nzz.ch

Aber er endet versöhnlicher: »Man tritt nicht nach, wenn jemand am Boden liegt.«. Diese Feststellung ist nicht ganz unberechtigt, denn gerade in den Sozialen Medien wird viel _ge_richtet, nicht _be_richtet über die ganze Angelegenheit.

Die ZEIT, die Fabian Wolffs Essay veröffentlicht hat, lässt auch Meron Mendel einen Gastbeitrag zu der Angelegenheit schreiben (30.07.2023). Er mimt den verständnisvollen jüdischen Bro, der öffnet, wenn man an die Pforte zum Judentum klopft. Dabei übersieht er jedoch, dass er – ebenfalls in der ZEIT – bei einer konvertierten Person ein Fragezeichen an die jüdische Identität geklebt hat (»Wer sind Sie, zu entscheiden, was jüdischer Mainstream ist?«, Februar 2023), weil er mit der Positionierung der Person nicht einverstanden war. Doch zurück zu Wolff. Hier sieht Mendel die Verantwortung bei der ZEIT:

Und spätestens dann sollte man begriffen haben, dass viele “echte” Juden von diesem Umgang der Redaktion verletzt werden könnten. Aber nicht nur Juden, sondern alle Leserinnen und Leser: Zwei Jahre lang hat man sie an etwas glauben lassen, das faktisch nicht stimmt.

Meron Mendel, Fabians Leiden, zeit.de

Erica Zingher kam dem zuvor und sah schon kurz nach dem Erscheinen von Fabian Wolffs Essay ein Versagen des »des linksliberalen Feuilletons« in ihrem Text für die taz (vom 20.07.2023):

Insofern müssen sich die Kol­le­g:in­nen von Zeit Online die Frage gefallen lassen, warum es so attraktiv war, einem Autor, der außerhalb des Feuilletons keine entscheidende Rolle im gesellschaftlichen Diskurs gespielt hat, 2021 einen prominenten Platz für die Verharmlosung des Israelboykotts zu geben.

Erica Zingher, Ein identitäts­politischer Täuscher, taz vom 20.07.2023

Ralf Balke spielt in der Jüdischen Allgemeinen den Ball ebenfalls auf das Feld der ZEIT (juedische-allgemeine vom 20.07.2023): »Der Fall Fabian Wolff und das große Versagen von Zeit Online«.

Die Süddeutsche Zeitung hat sich diesem Vorwurf gestellt und die schlechteste aller Lösungen gefunden und die Beiträge Wolffs »depubliziert«, also gelöscht.

Johannes Spohr, der als Mitherausgeber des Buches »Phantastische Gesellschaft – Gespräche über falsche und imaginierte Familiengeschichten zur NS-Verfolgung« fungierte, steht dem SPIEGEL Rede und Antwort zum Thema am 22.07 unter dem Titel »Das Publikum gehört immer dazu bei solchen imaginierten Geschichten«.

Niemand wurde im Zuge der Angelegenheit häufiger genannt, als Barbara Steiner, die sich eingehend mit angenommenen jüdischen Identitäten beschäftigt hat. Die Jüdische Allgemeine hat am 27.07.2023 ein Interview mit ihr veröffentlicht (juedische-allgemeine.de) »Fake Jews bedienen eine Marktlücke«:

Sie bedienen oft eine Marktlücke. Und das hat ebenfalls eine Menge mit den antisemitischen Reflexen zu tun. Fabian Wolff ist eigentlich der Antisemit, der er nicht sein will. Je prekärer eine jüdische Identität ist, umso größer das Bedürfnis, die Erwartungshaltungen derjenigen zu erfüllen, die nur einen wie ihn als Juden akzeptieren.

Barbara Steiner in der Jüdischen Allgemeinen

Es ist möglich, dass Fabian Wolff sich diesbezüglich noch einmal zu Wort meldet und sich erklärt.
Sicher ist, dass die Erkenntnisse von Barbara Steiner in Zukunft wieder zitiert werden müssen.

Nachzüglerin ist Mirna Funk. Sie fügt der Geschichte eine dramatischere Wendung hinzu. Am 31.07.2023 veröffentlichte die FAZ ihren Text »Der Beste aller Juden«. Der übrigens zu Beginn auch (wie fast alle anderen Texte) darauf hinweist, das Essay von Wolff sei lang gewesen. Aber sie konkretisiert, was Philipp Engel nur angedeutet hat: Die frühere Freundin von Fabian Wolff habe das gesamte Gebilde auffliegen lassen, das Material zusammengetragen und Medien kontaktiert. Neben Mirna Funk auch die Zeit. Reaktion: Zurückweisung des Anliegens.
Aber sie erzählt auch davon, dass Wolff die Dame über einen Anwalt um Unterlassung bat. Und sie erzählt davon, dass die empathische Helen nicht mehr lebt. Punkt.

Am 1. August 2023 veröffentliche die ZEIT einen Faktencheck zu den Angaben von Fabian Wolff:

Unsere Recherchen zeigen allerdings, wie er die spärlichen, von seiner Mutter erfundenen Informationen zu seinem vermeintlichen Jüdischsein durch weitere „fundierte Spekulationen“, wie er sie selbst bezeichnete, ergänzt hat.

Faktencheck, ZEIT online, 1. August 2023

Der Faktencheck ist recht umfangreich, lädt zuweilen zum weiteren Hinterfragen ein, aber wurde nun durch den Text von Mirna Funk teilweise »überholt«, wenn man das so schreiben kann.
Im Fazit heißt es:

Vor dem Hintergrund unseres heutigen Wissens bedauern wir sehr, dass wir diesen Beitrag 2021 veröffentlicht haben. Es tut uns insbesondere leid, dass Fabian Wolff mit diesem Text viele Jüdinnen und Juden verletzt hat, unter anderem dadurch, dass er aus einer – vermeintlich – jüdischen Sprecherposition scharfe Kritik an der jüdischen Gemeinde in Deutschland oder deren Mitglieder geäußert hat.

Faktencheck, ZEIT online, 1. August 2023

Ebenfalls am 1. August 2023 veröffentlicht Linus Volkmann vom »Kaput Mag«, in dem es eigentlich und vorwiegend um Musik geht, einen persönlichen Text, den er als »Puzzleteil« versteht »Der Judendarsteller«. Er berichtet über seine Zusammenarbeit mit Fabian Wolff beim Popkulturmagazin Intro. Tatsächlich ein Einblick in das Selbstverständnis eines Autors, der dort eigentlich popkulturelles thematisieren sollte:

Doch bei einer dieser Reviews hake ich ein. Wer der Act ist, weiß ich heute leider nicht mehr, dafür aber dass jener Autor in einem Nebensatz unvermittelt auf die Shoah verweist. Da die besprochene Platte das allerdings weder in Texten oder ihrem Kontext hergibt, teile ich ihm mit, diesen Part streichen zu wollen.

Linus Volkmann, Kaput Mag, 1. August 2023

Am Abend des 1. August heißt es im Tagesspiegel »Es ist Zeit, die Faktenlage offenzulegen, damit die Debatte um jüdische Identität auf einer sachlichen Ebene geführt wird«. Andreas Busche gibt unter der Überschrift »Judentum und Redlichkeit: Fabian Wolff verteidigt sich gegen neue Vorwürfe« (im Tagesverlauf wurde die Überschrift geändert zu »Einer der härtesten Trauerfälle meines Lebens«) Fabian Wolff die Möglichkeit sich zu äußern. Busche versucht dann aber ausführlich, die Einschätzungen der anderen Medien zu korrigieren und anders einzuordnen. Die Leser erfahren, dass Fabian Wolff sich am Telefon überrascht zeige darüber, dass ein geringes Interesse an seiner eigenen Meinung bestünde. Genauer wird dann berichtet, wie viele oder wie wenige Journalisten sich gemeldet hätten. Ein längeres Interview ist der Text nicht. In den Text sind kleine Satzteile eingestreut, aber kein durchgängiges Statement. Zur Wirkung auf die Community nichts:

Ihm wird unter anderem vorgeworfen, dass er in seinem Text trotz 70.000 Zeichen keine Reue für seine verbalen Angriffe auf jüdische Intellektuelle – in dem Glauben, selbst Jude zu sein – zeige. Darauf antwortet Wolff nur, dass er es für keine gute Idee halte, seinen eigenen Text einzuordnen.

Andreas Busche, tagesspiegel.de, 1. August 2023

Der vorletzte Satz des Artikels lautet (und der stammt von Busche): »Über die innerjüdische Debatte steht uns Deutschen kein Urteil zu.«

Im Perlentaucher schreibt Lukas Pazzini am 2. August einen Kommentar, »Intervention« zum Thema und sieht die Verantwortung bei der ZEIT und titelt »Der Fall Fabian Wolff ist eigentlich kein Fall Wolff, sondern ein Fall Zeit.«

Der Fall Fabian Wolff ist eigentlich kein Fall Wolff, sondern ein Fall Zeit online. Es kommt doch nicht darauf an, in einem Faktencheck zu versichern, dass man jede Behauptung Wolffs in seinem 70.000-Zeichen Essay auf Stichhaltigkeit geprüft hat. Es käme darauf an zu erklären, was man an diesem Autor fand, dass man ihm einmal 40.000 Zeichen zur Ausbreitung seiner angeblichen Identität und dann nochmal 70.000 für das Dementi zur Verfügung stellte?

Lukas Pazzini, Perlentaucher am 2. August 2023

Es wird noch einmal zurückgeschaut, wie sich die Diskussion entwickelt hat und worüber in den Sozialen Medien tatsächlich diskutiert wird. Für viele Leserinnen und Leser sicher eine Hilfe. Dann fügt Pazzini jedoch eine interessante Frage an, die, wenn wir sie bis zum Ende denken, fatale Folgen gehabt hätte. Jedenfalls für ZEIT online. Es geht um Fabian Wolffs Identität in Bezug zu seinem ersten Text »Nur in Deutschland«:

Warum hat das niemand überprüft? Da hat sich jemand eine ganze Identität konstruiert, schreibt Artikel für mehrere deutsche Zeitungen, manche aus eben jener erlogenen Identität heraus; Zeit online bekommt scheinbar 2021 sogar einen konkreten Hinweis, dass bei diesem Autor nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Lukas Pazzini, Perlentaucher am 2. August 2023

Da sei die Frage erlaubt, ob ein Wochenblatt tatsächlich einen Nachweis der Jüdischkeit (oder ein Bejt Din?) von einem potentiellen Autoren verlangen sollte, der zuvor schon für zahlreiche andere Zeitungen geschrieben hat und auch in der Community gut vernetzt war? Vergessen wir mal kurz, dass es um die »Causa Wolff« geht. Jemand möchte ein Essay über seine Haltung zur jüdischen Community schreiben und ist so vernetzt wie Wolff es war. Dann fragt jemand, ob er irgendwie beweisen könne, tatsächlich jüdisch zu sein?
Schwer vorstellbar, dass Lukas Pazzini genau dies möchte?!

Die NZZ legt am 2. August nach. Johannes C. Bockenheimer schreibt unter dem Titel »Der Fall Fabian Wolff: In Deutschland liebt man es, Israel zu hassen« (der Teil nach dem Doppelpunkt ist nicht unbedingt von der Hand zu weisen) auch darüber, aus welchem Grund Fabian Wolff seine Thesen bei ZEIT ausbreiten durfte und nicht auf »Warnungen« reagiert worden sei. Glaubt man dem Faktencheck der ZEIT (siehe oben), dann hat der kontaktierte Redakteur Informationen nicht mit der gesamten Redaktion geteilt.

Bockenheimer stellt fest, dass der Text »Nur in Deutschland« (natürlich) gut ankam und damit hat er leider wohl recht. In seiner Analyse fehlt jedoch die Genese des Autors.

Seine Verächtlichmachung Israels garnierte er dabei immer wieder mit dem Hinweis darauf, dass aus ihm und mit ihm ein Jude spreche, der legitime jüdische Kritik an Israel äussere – und nicht bloss ein Antisemit, der seinen Ressentiments freien Lauf lässt. Es gibt dabei gute Gründe, anzunehmen, dass Wolff seine jüdische Identität ganz bewusst wählte und sie keineswegs ein Irrtum oder Missverständnis ist, wie er es jetzt glauben machen will.

Johannes C. Bockenheimer, NZZ.ch vom 2. August 2023

Stellt sich nicht die Frage, warum die Texte zunächst affirmativ waren und in den letzten Jahren dann eher negativer Natur? Möglicherweise hat das etwas mit Aufmerksamkeitsökonomie zu tun? Das auszuloten, ist Aufgabe eines anderen Feuilletonlanten.

Bockenheimer schließt mit Parallelen zum Fall »Relotius« und übersieht dabei einen grundlegenden Punkt: Menschen, die mit ihrer erfundenen Rolle in betrügerischer Absicht unterwegs sind, sorgen durch ein gutes Netzwerk und persönliche Beziehungen natürlich dafür, dass Zweifel zurückgewiesen werden – ja zurückgewiesen werden müssen. Berechtigterweise schreibt Bockenheimer: »Die Geschichten des Hamburger Reporters waren für viele einfach zu gut, um unwahr zu sein.«

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verfolgt interessiert den Faktencheck von ZEIT online und kommentiert diesen am 1. und 2. August. Am 1. August erschien dazu der Artikel »Von ›fundierten Spekulationen‹ zu bewussten Täuschungen« (ohne Autorenangabe). Der Artikel gerät zu einer Gegenprüfung des Faktenchecks.

Am 2. August dann kommentiert Claudius Seidl und die FAZ titelt »Die ›Zeit‹ ist ratlos«. Er verweist auf die Widersprüche in Fabian Wolffs Enthüllung über sich selbst und die Aussagen, die er zuvor über sich getätigt hat. Er kann dem Text sogar etwas abgewinnen:

Wenn man aber versuchsweise den Text ­ohne diesen Kontext betrachtet, ohne den Hauch einer Ahnung, wer dieser Wolff wirklich sei, oder wenn man ihn so liest, wie man fiktionale Prosa läse, ist es ein lesenswerter Text.

Claudius Seidl, FAZ online, 2. August 2023

Aber auch nicht ganz:

…der Text, den eigenen Intentionen zum Trotz, oft so schwer und deutsch klingt wie der späte Martin Walser, das macht die Sache nur noch interessanter.

Claudius Seidl, FAZ online, 2. August 2023

Dann kritisiert er den Faktencheck ebenfalls und behauptet übrigens, das wichtigste Element eines »Dossiers«, das die frühere Freundin von Wolff an dieverse Redaktionen gesandt hat, seien ihre Mails an die Schriftstellerin Mirna Funk gewesen. Das ist nicht zutreffend. Die Mail ging an mehrere Redaktionen. Aber zurück zu Seidls Einschätzung:

Wichtiger ist ohnehin das Eingeständnis, dass sie Wolffs bösen antiisraelischen Artikel „Nur in Deutschland“ heute nicht mehr bringen würden. Auch das hätte man früher wissen können: nach Lektüre des Textes zum Beispiel.

Claudius Seidl, FAZ online, 2. August 2023

Wäre ein Interview mit Barbara Steiner nicht eine großartige Idee? »Moment!?« werden aufmerksame Leserinnen und Leser ausrufen »das kam doch schon vor?!« Genau. Weiter oben. Die Jüdische Allgemeine befrug sie bereits. Andrea Mühlberger von BR24 versucht es unter dem Titel »Der Kostümjude: Zur Debatte um Fabian Wolff« (hatten wir den Titel nicht bereits, ach egal) erneut. Im Teaser erwähnt sie übrigens auch die enorme Länge des Textes von Fabian Wolff. Nach zwei Wochen kann dieser Hinweis so langsam entfallen. In den Text von Mühlberger ist das Gespräch mit Barbara Steiner jedoch nur auszugsweise eingearbeitet und der Text fasst zusammen, welchen Stand die Angelegenheiten hat: Funk, Mendel, Faktencheck. Ein Gespräch mit Barbara Steiner gab es on air. Der Link scheint nicht im Artikel zu sein. Nachhören kann man das Gespräch hier.

Mit dem Beitrag von BR24 haben wir gesehen: Es schlägt am 3. August die Stunde der Nacherzähler und Erklärer dessen, was bisher geschah. Ralf Heimann vom MDR schreibt in seiner Kolumne »Das Altpapier« ebenfalls über die »Causa Wolff« unter dem Titel »Stereotypisch«. Auch er schaut sich wirklich alles an, was bisher geschrieben wurde (dieser Blog hier war gerne behilflich), gibt es auch wieder und versucht zu erklären, warum sich niemand bis zur Selbstenthüllung gerührt hat. Hinweis dazu: Die ZEIT hat im Faktencheck erklärt, warum sie es nicht getan hat. Andere Medien bezogen sich auf den Fall Hingst. Heimann sieht einen anderen Grund:

Warum? Warum nimmt eine Redaktion so einen Vorwurf nicht ernst? Einen Teil der Antwort liefert vermutlich ein psychologisches Phänomen, das aus verschiedenen anderen Kontexten bekannt ist. Es nennt sich “Social Proof”, und es beschreibt einen Zusammenhang, nach dem sich Menschen in unsicheren Entscheidungssituationen gern an anderen orientieren.

Ralf Heimann, Kolumne: Das Altpapier vom 3. August 2023

Nur das Fazit von Heimann fällt etwas knapp aus und scheint das Ziel zu verfehlen:

Auf die Frage, warum er keine Reue zeige, sagt er, »dass er es für keine gute Idee halte, seinen eigenen Text zu kommentieren«.
So spricht ein Künstler über ein literarisches Werk. Möglicherweise hat Wolff immer noch nicht verstanden, dass er im öffentlichen Diskurs jetzt eine neue Rolle hat.

Ralf Heimann, Kolumne: Das Altpapier vom 3. August 2023

Tatsächlich ist Wollf im öffentlichen Diskurs zunächst nur noch Objekt. Der Handlungsspielraum hat sich darauf verengt, dass die jüdische Community auf eine Entschuldigung wartet – und möglicherweise folgt diese auch. Die Rolle eines Diskursgestalters hat er zunächst nicht mehr und das ist keine Rolle mehr im eigentlichen Sinne. Vielmehr Thema.

Im Freitag (Hallo Herr Augstein!) versucht sich Ingar Solty an einer anderen Deutung des Themas »Kostümjuden«. Es sei eine »Causa Ostdeutschland« und nennt Marie Sophie Hingst, Max Czollek (das tut er ganz beiläufig und Max Czollek wird das anders sehen) und Fabian Wolff:

Ist es nicht auffällig, dass alle drei, die in den letzten fünf Jahren unter „Kostümjuden“-Verdacht fielen und – mit in einem Fall tödlichem Ausgang – als solche angegriffen wurden, aus Ostdeutschland stammen?

Judentum statt Kommunismus: Wieso die Causa Fabian Wolff eine Causa Ostdeutschland ist, Ingar Solty, 03.08.2023

Das ist eine interessante Auswahl, weil sie einfach andere Fälle unterschlägt. Wolfgang Seibert, den »politischen Juden von Fehmarn«, Axel Spörl oder Irena Wachendorff? Auf der Liste von Ingar Solty stammen von drei Namen, zwei Personen aus Berlin. Vielleicht ein Berliner Phänomen? Das bedeutet nicht, dass man nichts aus der Betrachtung der Fälle etwas lernen könnte, aber es ist kein spezifisches Phänomen des Phänomens »Kostümjuden«, dass sie aus Ostdeutschland stammen. Das Phänomen scheint, wie schon erwähnt, mit der Aufmerksamkeitsökonomie zu tun haben und da macht Ingar Solty einen Punkt:

Ins bürgerliche Feuilleton gelangte Wolff also sicherlich nicht durch seine bloßen unbestrittenen intellektuellen und stilistischen Qualitäten, die viele vorweisen können, sondern über die jüdische Identität. Aber tragen damit nicht auch die Redaktionen wenigstens eine Mitverantwortung, da sie Wolff durch ihre Gatekeeper-Funktion entsprechend einnischten, auf seine Identität, auf der seine Karriere fußte, festlegten und damit das Jüdisch-Identitäre notwendig beförderten?

Judentum statt Kommunismus: Wieso die Causa Fabian Wolff eine Causa Ostdeutschland ist, Ingar Solty, 03.08.2023

Am 4. August beschließt Jan Küveler (einen seiner Texte nannte Fabian Wolff bei Twitter übrigens »widerlich«) von der WELT, noch eine Zusammenfassung dessen zu schreiben, was schon geschrieben wurde und möchte neue Aspekte finden. »Der Hochstapler, den Deutschland verdient hat« verspricht denen, die sie wollen, eine knallharte Abrechnung. An dieser Stelle könnte man kurz innehalten und überlegen, warum so viele nichtjüdische Kommentatoren eine gewisse Genugtuung empfinden, den Fall zu sezieren. In dem Artikel geht es ein wenig um »identitätspolitische Logik« ohne zu betrachten, was »Identitätspolitik« eigentlich sein soll. Dann ist der Faktencheck Thema und natürlich der Artikel von Mirna Funk (siehe oben). Der Verdienst Klüvers ist es, beim Anwalt von Wolff nachgefragt zu haben, worauf sich die Aufforderung zur Unterlassung bezogen hat:

Auf Nachfrage beschwichtigt Becker: Es sei nicht um die Nachforschungen der Frau zu Wolffs Herkunft gegangen, sondern nur darum, unerwünschte Kontaktaufnahmen zu unterbinden. Diese seien dann auch unterblieben.

Jan Küveler, welt.de, 4. August 2023

Küveler betrachtet dann den letzten Artikel, den Fabian Wolff für die Süddeutsche Zeitung geschrieben hat, der sich läse, als berichte der Autor über sich selbst. Auszüge präsentiert er auch. Nachlesen können wir das nicht bei der Süddeutschen. Die Zeitung hat ja alle Artikel Wolffs »depubliziert«, sondern auf buecher.de. Dort wird die Rezension zum Buch zitiert.

DER SPIEGEL zeigt am 4. August, dass es doch Dinge gibt, die nicht schon publiziert wurden. Elisa von Hof, Anton Rainer, Felix Dachsel, Arno Frank und Xaver von Cranach beginnen ihren Text »Die beschämende Geschichte hinter dem Fall Wolff« mit einem neuen Zitat von Fabian Wolff. Ihm gehe es schlecht, verrät er dem Autorenkollektiv. Sie erklären auch, worin eigentlich der Unterschied zwischen der ZEIT aus Hamburg und ZEIT online aus Berlin besteht. Zwei unterschiedliche Produkte und nicht unbedingt verzahnt. Die Printkollegen wussten offenbar nicht, was die Berliner taten und so zeichnet der SPIEGEL nach, wie es zum Text kam und dass er so erschien, dass Wolff sich dann nicht im Land befand. Der SPIEGEL hat recherchiert und auch Zugang zu den Abschiedsbotschaften der früheren Freundin von Fabian Wolff erhalten (siehe oben den Text von Mirna Funk):

Helen R. hinterließ Abschiedsnachrichten, dem SPIEGEL liegt eine dieser Nachrichten vor. Wolff wird darin nicht erwähnt, auch Freundinnen der Verstorbenen erzählen, dass Wolff für R. zu diesem Zeitpunkt keine große Rolle mehr gespielt habe. R. litt seit Langem unter schweren Depressionen. Wolff sagt, er überlege, juristisch gegen die »FAZ« vorzugehen.

spiegel.de, Elisa von Hof, Anton Rainer, Felix Dachsel, Arno Frank und Xaver von Cranach »Die beschämende Geschichte hinter dem Fall Wolff«

Es wird auch von den verschiedenen Versuchen der Freundin berichtet, die Redaktion der ZEIT mit ihren Informationen zu erreichen. Allerdings, so der SPIEGEL, ohne Erfolg.

Der SPIEGEL berichtet aber auch, dass die Reaktion des jüdischen Community Wolff dann doch überrascht habe:

Spricht man heute mit Wolff, hat man das Gefühl, dass er die Wut in der deutschen, jüdischen Community noch immer nicht ganz verstehen kann. Die Rolle des »public intellectual«, in der er sich über viele Jahre gefallen hat und in der er gefragt war: Er würde sie wohl gern weiterspielen. 

spiegel.de, Elisa von Hof, Anton Rainer, Felix Dachsel, Arno Frank und Xaver von Cranach »Die beschämende Geschichte hinter dem Fall Wolff«

Er wird auch gefragt, ob er sich entschuldigen möchte und antwortet, er betrachte seinen Text als Entschuldigung. Der SPIEGEL hat die Diskussion (sofern es die gibt) jedenfalls vorangebracht und nicht reproduziert.

Ebenfalls am 4. August kommentiert Gerald Beyrodt im Deutschlandfunk (kein Text, nur Audio). Dass Wolff das sagte, was nichtjüdische Kritiker sich nicht zu sagen trauten, ist nicht überraschend.

Dr. Barabara Steiner spricht mit radioeins über den Fall. Als Expertin auf diesem Gebiet, ist sie in diesen Tagen sehr gefragt. Zurecht, wie sich in jedem Interview herausstellt. Das Interview kann man hier nachhören.

Am 5. August überrascht der SPIEGEL mit der Meldung, dass sich auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sich in die Diskussion eingeklinkt hätte: »Antisemitismusbeauftragter kritisiert Autor Wolf«. Tatsächlich handelt es sich um ein Zitat und keine ausführliche Stellungnahme, jedenfalls ist diese nicht im SPIEGEL nachzulesen:

Die Betroffenenperspektive ist beim Kampf gegen Antisemitismus und bei der Förderung jüdischen Lebens maßgeblich. Ist diese Perspektive aber lediglich erfunden und wird sie dann auch noch aktiv gegen antisemitismuskritische Arbeit und Institutionen genutzt, kann ich das nur verurteilen.

spiegel.de am 5. August 2023

Carolina Schwarz von der taz liefert noch eine weitere Übersicht über die Performance der Medien im Fall Wolff und nennt diesen Fall jetzt »Medien-Affäre«: »Medien-Affäre Fabian Wolff: Fundiert spekuliert«. Schon wieder erfahren wir, dass der Text von Wolff lang war (70.000 Zeichen!). Schwarz behauptet in ihrem Text »Auch wenn es heute noch einige gibt, die Wolffs Essay als mutiges Meinungsstück feiern…« bleibt aber einen Nachweis schuldig. Auch sie greift die Texte auf, die schon in anderen Texten über die Causa erwähnt wurden (Philipp Engel, Mirna Funk, Mendel). Sie bewertet dann den Umgang der ZEIT mit der Angelegenheit:

Dass Zeit Online sich entschuldigt, die Texte einem erneuten Faktencheck unterzieht und das transparent macht, ist der richtige Umgang mit den Vorwürfen. Einige Fragen bleiben jedoch ungeklärt.

taz.de, »Medien-Affäre Fabian Wolff: Fundiert spekuliert, Carolina Schwarz vom 5. August 2023

Am Ende des Textes dann doch noch neue Aspekte: Wie werden die Zeitungen mit dem Autor in Zukunft umgehen? Wird eine weitere Zusammenarbeit möglich sein? Wird Fabian Wolff sich entschuldigen? Bisher kennen wir zwei Nachfragen dazu (siehe oben). Die taz hat es erneut versucht:

Der Text ist die Abbitte, nicht als Selbstentschuldigung, sondern aus Selbstverantwortung.“

taz.de, »Medien-Affäre Fabian Wolff: Fundiert spekuliert, Carolina Schwarz vom 5. August 2023

Im SPIEGEL war der Text die Entschuldigung.

Jens Peter Paul vom Cicero möchte am 6. August den Fall Wolff, in seinem Text »Relotius 2.0«, als Fall der linksgrünen Presse verstanden wissen, die das erfüllt, was die Politik verlangt. Er scheint die Schuld bei den Kollegen zu suchen, die ein Auge zudrücken, wenn es um die Erfüllung von Vorgaben durch die Politik geht. Er schlägt einen weiten Bogen und nennt weitere Akteure:

Der Themen und Akteure sind viele: Jan Böhmermann lieferte, was ZDF-Intendant Norbert Himmler und seine Chefredakteurin Bettina Schausten über transgenderkritische ›TERF‹-Frauen hören wollten. Jan Böhmermann lieferte, was SPD-Bundesinnenministerin Nancy Faeser und weitere Antifa-affine Sozis über den Cyberabwehr-Chef Arne Schönbohm (CDU) hören wollten, um ihn ohne einen einzigen überzeugenden Beweis zu diskreditieren und abzusägen.

Jens Peter Paul »Relotius 2.0«, cicero.de am 6. August 2023

Es folgen viele weitere Fälle von Medienkritik. Der Bogen hat also maximale Größe – bis zu Claudia Roth und der documenta. Vielleicht wird hier doch etwas überbewertet, wie einflussreich die Texte von Wolff auf zeit.de tatsächlich waren. Wir haben ja gelernt, dass Professor Wolffsohn den Text zu Israel niemals zur Kenntnis genommen hat. Bevor der Leser denkte, der Fall Wolff sei nur ein Vorwand, um all diese Kritik einmal wieder zu verkaufen und ein gewisses Misstrauen zu schüren, wird dann doch wieder der Faden aufgenommen. Es geht um das Geständnis in der ZEIT, den Text von Mirna Funk, die Antwort von Philipp Engel (wie wir wissen, der Standard). Um nicht mit vollkommen leeren Händen das übliche abzuarbeiten, zitiert Cicero (anscheinend um des Effekts willen) aus den Mails der ehemaligen Freundin Wolffs, die sie an verschiedene Medien versandte. Wenngleich Mirna Funk sich Mühe gab, keine Verbindung zwischen dem Tod der Freundin und der Causa Wolff herzustellen, fragt Jens Peter Paul »Hätte man diese maximal tragischen Todesfälle zweier junger Frauen durch mehr Sorgfalt und mehr kritischer Distanz verhindern können?« Als wüsste Jens Peter Paul etwas über den Tod der ehemaligen Freundin, was andere nicht wissen. Spoiler: Es könnte sich als Spekulation erweisen.

In der Frankfurter Rundschau erhält, mit Anetta Kahane, eine jüdische Stimme Raum für einen kleinen, persönlichen, Kommentar unter der Überschrift »Fabians Schmonzens«. Sie verzichtet, dankenswerterweise, auf eine weitere Rückschau und geht direkt ins Thema. Trotz der persönlichen Form des Beitrages, enthält er doch auch eine Analyse:

Ist er nun Jude, ist er keiner, halb, viertel, oder doch nur halbwegs angelesen – egal. Oder: Lasst uns doch alle Juden sein! Aber dann geht es auch andersrum: Wäre die Welt nicht doch ein besserer Ort, wenn die Jüdinnen und Juden irgendwann aufhörten, Jüdinnen und Juden zu sein und zu nerven? Und wenn sie bei der Gelegenheit ihren eigenen Staat Israel gleich mit aufgeben? Diese Frage ist so alt wie der bürgerliche und der sozialistische Antisemitismus selbst.

Anetta Kahane, Fabians Schmonzens, 6. August 2023, fr.de

Sie erklärt, warum Jüdinnen und Juden sich beschädigt fühlen. Bei all den Artikeln bisher, kann man den Eindruck gewinnen, es ginge vielen Kommentatoren gar nicht darum, dies zu ergründen.

Am Abend des 6. August (immerhin ein Sonntag) erscheint in der BILD die Kolumne »Post von Wagner« (von Franz Josef Wagner) und beschäftigt sich mit Fabian Wolff: »Betrifft: Fabian Wolff, der Fake-Jude«. Damit dürfte der Fall durchgespielt sein – den Artikel in der BUNTEn folgt sicher auch noch.

Mit der BILD scheint die Geschichte auserzählt zu sein. Wer nun noch kommentieren oder berichten möchte, muss einen sehr guten Grund dafür haben. Als Abschluss hat der Chronist dieser ganzen Berichte (also Chajm) das Thema für den außenstehenden Beobachter zusammengefasst. In englischer Sprache am 8. August für die Times of Israel: »The German-Jewish writer who wasn’t Jewish«.

Die späten Beiträge

Sandra Kreisler veröffentlichte am 8. August 2023 im Stern eine weitere Geschichte über Menschen, die sich als Juden ausgeben und beginnt ihren Artikel »Eine Identität anziehen wie einen Handschuh – was Menschen dazu treibt, sich als Jude auszugeben« wieder mit dem Wilkomirski-Syndrom. Wer von Beginn an mitliest, wird jetzt aussteigen.

Am 9. August dann folgt ein Interview von Michael Hesse mit Susan Neiman in der Frankfurter Rundschau. »Die Deutschen sollten sich fragen, warum nur Juden Israel kritisieren dürfen«. Die Causa Wolff ist hier nur Aufhänger für ein Gespräch darüber, dass in Deutschland keine Kritik am Staat Israel geübt werden dürfe: »Wissen Sie, es ist doch absolut identitäres Denken, wenn man glaubt, nur die Juden und Jüdinnen dürften die Regierung in Israel kritisieren.« Es sei mitnichten so, dass israelkritische Stimmen besonders viel Aufmerksamkeit erhielten. Vielleicht sollte man das mal, außerhalb der sozialen Medien, evaliuieren. Neiman macht das an Zuschriften fest, die sie erhalte.

Für die Frankfurter Allgemeine betrachtet Melanie Mühl am 11. August das Thema Betrug, oder genauer, die Lüge genauer. »Wusste Fabian Wolff, was er tat?« hat die FAZ diesen Artikel betitelt und Melanie Mühl betrachtet zunächst eingehend das Phänomen der Lüge: »Das Erstaunlichste an der Lüge ist, dass wir selbst lügen, aber erschüttert sind, sobald wir belogen werden.« Dieser Satz ist auch, über die Causa Wolff hinaus, von Gültigkeit. Aber auch »Jede Lüge braucht einen Resonanzraum, damit aus der Fiktion Realität wird« – ein Schlüsselsatz für jede Beziehung, in der jemand das liefert, was andere gerne hätten und dabei gerne über das Offensichtliche hinwegsehen.

Nathan Giwerzew interviewte für die Berliner Zeitung am 15. August noch einmal Philipp Peyman Engel von der Jüdischen Allgemeinen (hier).

Dennis Pohl erzählt im Tagesspiegel vom 17.08 erneut: »Deutschland und das Wilkomirski-Syndrom: Warum sich Hochstapler als Juden ausgeben«. Wer nur einen Teil der zitierten Artikel gelesen hat, wird die Sinnhaftigkeit des Artikels nicht verstehen. Hier übrigens der Wikipedia-Artikel zum Wilkomirski-Syndrom. An der Abrufstatistik des Artikels kann man ganz gut ablesen, wann die ganze Angelegenheit an Wichtigkeit gewonnen hat:

Abrufstatistik des Artikels Wilkomirski-Syndrom

Nachtrag der Vollständigkeit halber

Auf theBattleground.eu nutzt Wieland Hoban von der »Jüdische(n)Stimme für gerechten Frieden in Nahost« den Anlass und fragt am Ende »So who gets to speak for Jews?«, nach einem langen Exkurs über Barbara Steiner, die Auflistung des Inhalts des Wikipedia-Artikels zum Wilkomirski-Syndrom und weitere Exkurse. Fragwürdig sind zwei Absätze am Ende des Artikels:

It is undeniably true: non-Zionist Jews are a minority in Germany, and many of us came here from other countries, such as Israel, Britain and the USA.

But the post-Soviet Jewish community is also an immigrant one and would not have become as hegemonic for Jewish opinion in Germany without the support of German gentiles.

Es ist unbestreitbar wahr: Nicht-zionistische Juden sind in Deutschland eine Minderheit, und viele von uns sind aus anderen Ländern wie Israel, Großbritannien und den USA hierher gekommen.
Aber die postsowjetische jüdische Gemeinschaft ist auch eine Einwanderergemeinschaft und wäre ohne die Unterstützung der deutschen Nichtjuden nicht so hegemonial für die jüdische Meinung in Deutschland geworden.

Wieland Hoban auf battleground.eu

Diese Aussage über den Großteil der heutigen Gemeindemitglieder ist, sagen wir es mal vorsichtig, skandalös. Zur Causa Wolff trägt es aber überhaupt nichts bei.