documenta – ein Bekenntnis

Ein Bekenntnis zur documenta. Ich war genervt von all jenen, die schon lange vor der Veranstaltung genervt waren.
N-Lange.de in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ein Bekenntnis! Ich bekenne mich schuldig, dass ich vor der documenta genervt war. Genervt von all jenen, die schon lange vor der documenta vor Antisemitismus warnten. Die schon ganze Szenarien durchgespielt hatten und nicht müde wurden, vor einer Entgleisung zu warnen. Genervt von denjenigen, die Künstlerbiografien darauf abklopften, ob diese oder jener schon einmal einer Person mit BDS-Bezug begegnet sei und ob es eventuell entsprechende Äußerungen gegeben hat.
Ich war genervt, weil es vollkommen klar sein musste, dass sich eine Veranstaltung, die von den Veranstaltern für hochkarätig gehalten wird, diese Veranstaltung intensiv vorbereiten würde. Es würde keine offenen Fragen geben. Gerade in unseren Zeiten, in der jede Äußerung, jede Regung und jedes Foto in den sozialen Medien landen und Anlass für maximale Aufregung sein kann.
Antisemitismus wäre – das wäre doch vollkommen klar – der größte anzunehmende Unfall und würde dem Ruf der documenta nachhaltig schaden.

Und nun gibt es einen »Antisemitismus-Skandal«. Warum? Weil anscheinend nicht einmal die grundlegendsten Prinzipien zum Schutz der eigenen Reputation beachtet wurden. Von einem eigenen Anliegen, Antisemitismus keinen Raum zu geben, ganz zu schweigen.

Eigene Schuld, darauf vertraut zu haben, dass grundlegende Dinge verstanden worden sind und so wie es aussieht, besteht daran auch kein wirkliches Interesse. Es gibt ja Jüdinnen und Juden – die sagen früh genug Bescheid. Dann sind zwar alle genervt, aber das Problem nicht mehr so sichtbar.

Von Chajm

Chajm ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

Ein Kommentar

  1. Höchste Zeit und welch ein Glück, dass diese Documenta bald vorbei sein wird! Der Stadt Kassel gebührt nun der zweifelhafte Verdienst, zu “Documentieren”, wie tief der Antijudaismus auch in die Kulturszene diffundiert ist. Eine Schande für alle, die dafür Verantwortung tragen – von der Künstlern, Kultur-Managern bis hin zu den Politikern!

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