Der Markt für deutschsprachige Siddurim ist nicht extrem groß, deshalb war die Nachricht, dass der Koren Verlag den (großartigen) Koren-Siddur mit dem Kommentar von Rabbiner Jonathan Sacks in deutscher Sprache veröffentlicht hat, eine sehr gute. Jedenfalls, wenn Interesse an ästhetischen Siddurim hat. Da haben die Orthodoxe Rabbinerkonferenz (ORD) und der Verlag eine großartige Arbeit geleistet. Es verwunderte allerdings, dass die ORD die Publikation nicht offensiver kommuniziert hat. Anscheinend wurden Exemplare an die Mitglieder verteilt, aber derzeit ist mir kein Bestellformular bekannt (der Siddur kann auch direkt bestellt werden) und auch kein offizieller Hinweis auf den Siddur. Bei Koren heißt es übrigens »das« Koren-Schalem-Siddur, ich schreibe stets »der« Siddur, weil es ein Neutrum im Hebräischen nicht gibt. Vielleicht bezieht sich »das« auf Gebetbuch – ich weiß nicht, was nun tatsächlich richtig ist.
Die vollständige Rezension für die Jüdische Allgemeine kann hier als Volltext gelesen werden. Zusätzlich gibt es aber hier noch etwas »Bonus-Content« und einen genauen Blick hinein.

Alles stimmt. Die Haptik des Einbandes, die Papierqualität, die Bindung scheint etwas länger zu halten – jedenfalls tut sie das in den Originalausgaben. Das muss man erwähnen, denn es gibt einen deutschsprachigen Siddur, dessen Cover sich schon nach wenigen Monaten vom Buchblock löst.
Natürlich ist die typographische Qualität hervorragend – bis auf wenige Ausrutscher, die wohl daran liegen, dass die Gestalter bestimmte Eigenschaften des deutschsprachigen Satzes nicht kennen. So macht es sensible Gemüter (wie mich) wahnsinnig, dass die Gestalter hier einem Bug in der Schriftart (gibt es auch) auf den Leim gegangen sind:
Wie man sieht, sind die einführenden und endenden Anführungszeichen unterschiedlich groß. Diesen Fehler gibt es in einigen Schriftarten. Übrigens ist auch die deutsche Ausgabe von Tehillat HaSchem in diese Falle getappt.
Zur Übersetzung steht schon einiges im Artikel in der Jüdischen Allgemeinen. Tatsächlich hätte man hier vielleicht noch einmal eine zusätzliche Runde mit einigen Testlesern drehen können. Auch sind noch ein paar Seitenverweise nicht mit richtigen Seitenzahlen belegt (»Siehe Seite xyz« heißt es etwa).
In der Produktbeschreibung bei Koren heißt es, die »Paginierung« sei »auf das übliche Koren-Sacks-Siddur abgestimmt«. Nun, das stimmt nur für die ersten Seiten. Schnell weichen die englischsprachige und die deutschsprachige Ausgabe voneinander ab. Das sind kleine Kritikpunkte angesichts dieser großen Aufgabe, die hier bewältigt wurde. Deshalb ist diese Ausgabe eigentlich ein »Muss«.
Wer befürchtet, dass die Vielzahl unterschiedlicher Siddurim in den Gemeinden zu Missverständnissen führen könnten – bezüglich der Seitenzahlen, der kann sich hier (bei talmud.de) eine (wachsende) Liste herunterladen. Diese beinhaltet die Bestandteile der einzelnen Gebete und ihre Seitenzahl in den unterschiedlichen Siddurim mit deutscher Übersetzung.
Wo gibt es den Siddur?
Zu bestellen gibt es den Siddur bei amazon, auf der Website des Verlages direkt, oder der britischen Seite bookdepository.com, die anscheinend den besten Preis anbietet.
Das Siddur, auch das Tallit, sagt man in der Schweiz. Zufälligerweise ist R. Engelmeyer, der dieses Siddur gemacht hat, Schweizer.
Will man präzise sein, sagt man ja auch nicht der Tallit, sondern die Tallit — das Wort ist im Hebräischen weiblich.
Das ergibt natürlich Sinn. Guter Hinweis.
Du musst aufhören, Bücher vorzustellen. Das führt bei mir sonst dazu, sofort diese Bücher zu kaufen (^_^)
Neinnein, mach weiter. Ich freue mich jedes mal. Danke.
Oh. Ein positives Feedback. Danke 🙂
Es gab ja auch (manchmal) Bücher, die nicht soo richtig empfehlenswert waren oder sind…
Nach wirklich Jahren schaue ich mal wieder in Deinen Blog und finde dann gleich diesen tollen Hinweis auf den ersten Siddur von Koren mit deutscher Übersetzung. Da ich die Jüdische Allgemeine auch nicht mehr regelmäßig lese, ist die Sache an mir völlig vorbeigegangen. Dazu passt, dass mein letztes Buch, das ich von Koren erworben habe, der Chumasch der portugiesischen Synagoge in Amsterdam gewesen ist. Leider ist es ein Chumasch ohne große Übersetzungen in das Niederländische. Die Siddur- und Chumasch-Ausgaben von Koren gehören mit zu dem besten, was ich kenne. Was noch fehlt ist die Koren-Ausgabe eines liberalen oder konservativen Siddurs, aber darauf werde ich wahrscheinlich noch sehr lange warten müssen.