Gelsenkirchen hat es am 12. Mai zu einer Meldung in der Presse gebracht: Mit einer antisemitischen Demonstration – die anscheinend Demonstration geblieben ist, weil die Polizei den Zug vor der Synagoge gestoppt hat.
Gelsenkirchen ist übrigens die Stadt, in der die Linkspartei 2019 eine, sehr harmlose, Erklärung gegen Antisemitismus nicht unterzeichnen wollte (siehe hier) – aber dann am Sonntag nach dem 12. Mai mit gegen Antisemitismus demonstriert hat. Bei der Demo waren übrigens Fahnen Israels nicht erwünscht.
In der letzten Woche haben sich dann der Journalist Eren Güvercin (mit dem wir im Januar eine Podcastfolge der »Dauernörgler« zur jüdisch-muslimischen Komplizenschaft aufgezeichnet haben, hier zu finden) und meine Wenigkeit über die lokalen Ereignissein einem »öffentlichem« Gespräch bei Instagram ausgetauscht: »Wir müssen reden! Eine jüdisch-muslimische Reflexion über die letzten Tage«. Das Gespräch kann man sich hier anhören (und anschauen):
Abbildung einer Taube aus dem 17. Jahrhundert (anonymer Maler)
Nicht nur in der Geschichte von Noach spielt die Taube eine Rolle. Tatsächlich spielt sie auch im Talmud und in den späteren jüdischen Schriften eine Rolle. Allerdings ist sie nicht das Symbol, für das man sie gemeinhin hält. Spoiler: im Judentum ist die Taube KEIN Friedenssymbol
Besondere jüdische Bücher gibt es inhaltlich viele. Wenn wir dann Inhalt und Form betrachten, sind es nicht wenige. Aber wenn wir schauen, wie es diesbezüglich auf dem deutschsprachigen Markt ausschaut, dann wird die Liste schon wesentlich kürzer. Der Zeitraum vor der Schoah ist nicht inbegriffen.
Nun legt der Verlag »Books ‘n Bagels« ein spannendes und hervorragend gestaltetes Buch vor: »Simcha Das Buch zur Freude (aus der Sicht des Chassidismus)« von Rabbiner Shloma Majeski (Link zum Verlag). Rabbiner Majeski gehört zur Chabad-Bewegung. Gestalterisch stimmt hier alles. Die Typografie ist interessant und stammt von De Jong Typografie, das Buch hervorragend gestaltet und eingebunden.
Auch der Blick auf das Buch zeigt, auf welche Details geachtet wurde.
Zum Inhalt Freude im Chassidismus
Beginnen wir einmal mit etwas, was sich die meisten Menschen anscheinend Wünschen: »Glück«. »Glück« findet im Internet überall dort statt, wo Menschen versprochen wird, es zu finden. »Gib mir Geld und ich zeige dir, wie du glücklich sein kannst.« Können wir uns vorstellen, dass in erster Linie Person glücklich wird, die am Ende einen Blick auf ihren Kontoauszug wirft? Ja. Natürlich. Spiritualität boomt.
Detailblick ins Buch
»Glück« ist aber im Judentum nie so ein Modethema gewesen, oder eine plakative Werbung um Mitglieder zu gewinnen, sondern es ist tatsächlich »nur« eine Mizwa, von der wir in der Torah lesen: »Und du sollst dich vor HaSchem, deinem G-tt, freuen« (5. Buch Moses 16,11). Hier ist es also Freude – Freude und Glück verschwimmen hier. Aber das soll man nicht allein tun, sondern »Du und Dein Sohn und Deine Tochter, Dein Knecht und Deine Magd und der Levi, der in Deinen Toren weilt, auch der Fremde und die Witwe, die in Deiner Mitte sind […]«.
Der Baal Schem Tow, der Gründer des Chassidismus (1700–1760) – da kommen wir langsam zum Thema – erzählt dazu: »Der Allmächtige hat dich in diese Welt mit einem Auftrag entsendet. Es ist sein Wille, dass Du diesen Auftrag in einem Zustand der Freude tust. Traurigkeit würde bedeuteten, dass man diesem Auftrag nur ungern tut oder nicht bereit ist dafür.« Nur: Die Tora liefert keine »schlüsselfertige« Gebrauchsanweisung dafür, wie wir auf jeden Fall glückliche und erfüllte Menschen werden könnten. Diejenigen, die der Lehre des Baal Schem Tow folgen, hießen früher auch die »Frejlachen«, die Fröhlichen. Darauf weist auch Rabbiner Majeski hin. Denn eine Grundlage der chassidischen Idee ist, dass alles, was auf der Welt geschieht, von G-tt genau so gewollt und bestimmt ist. In jeder Sekunde, in jedem Moment. Da alles G-ttliche gut ist, muss folglich auch alles, was geschieht, gut sein. Entweder präsentiert es sich so offen, wir erkennen es sofort, oder versteckt, wir sehen erst einmal nicht den Sinn oder das Glück darin. Aber alles ist zum Guten, wie es schon verschiedene talmudische Weisen ausdrückten, also gibt es keinen Grund, traurig zu sein. Im Gegenteil. Soweit eine jüdische Antwort – die chassidische, die Rabbiner Majeski uns eingehend schildert und erklärt.
Weitere Detailsicht ins Buch
Für mich ergeben sich hier ein paar Fragen zu dieser Sichtweise – diese bespricht Rabbiner Majeski zwar, ergeben aber bei mir weitere Fragen: Ich muss natürlich an die großen Katastrophen des Judentums denken (und die nennt Rabbiner Majeski) und mir ist die Antwort »es ist gut, nur es ist uns verborgen« zu wenig. Hier hat sich also meinerseits noch Lernbedarf ergeben. Das Buch war eine kleine Reise in eine Philosophie von der ich wusste, dass es sie gibt, aber Rabbiner Majeski hat sie anschaulich und gut zugänglich erklärt. Der Text ist so annotiert, dass er mit Verweisen auf erklärungsbedürftige Begriffe im Anhang (Glossar) verweist. Wer also hier also einen Einblick erhalten möchte, dem sei dieses Buch natürlich empfohlen.
Simcha – Das Buch zur Freude (aus der Sicht des Chassidismus) Rabbi Shloma Majeski ISBN(s): 978-3-9524212-4-6 Verlag: Books&Bagels 184 Seiten
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