Wer Alfred Kolatchs »Jüdische Welt verstehen«, Rabbiner Me’ir Laus Werk »Wie Juden leben: Glaube - Alltag - Feste«, oder »Keine Posaunen vor Jericho: Die archäologische Wahrheit über die Bibel« in deutscher Sprache gelesen hat, der hat eine Übersetzung von Miriam Magall gelesen. Das dürften nicht wenige Leser gewesen sein. Sie hat es also durchaus zu Prominenz gebracht.

Aber nicht nur Übersetzerin war sie - sie hat auch eine Reihe von eigenen Bücher geschrieben. »Kindheit in Ägypten«, »Internationale Jüdische Festmahlzeiten« oder unter dem Pseudonym Rachel Kochawi »Das Brot der Armut. Die Geschichte eines versteckten jüdischen Kindes«. Die Geschichte dieses Buches war ihre Geschichte, denn sie (geboren im Dezember 1942) wuchs in der Nähe von Goslar als ein solches »verstecktes« Kind auf. Ihre Mutter Zelda, die aus Warschau kam, starb kurz nach der Geburt und ihr Vater wurde wenig später von den Nazis umgebracht. Eine Angestellte ihrer Eltern nahm sie bei sich als eigene Tochter auf und zog sie auf. Als Miriam 16 wurde, erfuhr sie, dass sie nicht die leibliche Tochter der Frau war, die bis dahin ihre »Mutter« gewesen ist. Zu diesem Zeitpunkt war Miriam allerdings schon weg von »zuhause«. Ihr »jüdisches Erbe« hatte sie sich selber erschlossen und erarbeitet. Der Weg, den sie dabei ging, war dabei keineswegs geradlinig.

Ihre erste Station war Genf, dann England. In Heidelberg und Saarbrücken ließ sie sich zur Übersetzerin ausbilden. 1969 nahm sie von Neapel aus ein Schiff nach Haifa und lebte dann in Tel Aviv. Dort arbeitete sie als Konferenzdolmetscherin. 1988 trennte sie sich von ihrem Mann und kam mit ihrem Sohn, nahezu mittellos, nach Deutschland zurück. Ging zunächst nach Heidelberg, war dort auch Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde. Dort studierte sie dann auch. Dieses Mal an der Hochschule für Jüdische Studien, sowie Germanistik und Kunstgeschichte.

2002 zog sie dann mit ihrem Sohn nach München und engagierte sich dort ebenfalls in der Gemeinde, arbeitete aber auch verstärkt an eigenen literarischen Werken. Ab 2010 tat sie das von Berlin aus. Hier schuf sie eine Übersetzung des Siddurs (der in diesen Tagen erscheint) - mit dieser Übersetzung wird ihr Name wohl für lange Zeit verknüpft bleiben.

Am 17. August 2017 starb Miriam Magall (זיכרונה לברכה) in Berlin an den Folgen einer Operation. Möge die Erinnerung an sie ein Segen sein.

Meine »Begegnung« mit ihr war eher anekdotischer Natur und hing zusammen mit einer Reihe von satirischen Geschichten für die Jüdische Allgemeine.