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Als ich kürzlich wiederholt einen Band des Steinsaltz-Talmuds aus meinem Regal fischte, riss ein Teil des Schutzumschlags. Die Bände werden mit einem interessanten, fast durchsichtigen und bedruckten Schutzumschlag ausgeliefert. Den ziert eine farbige Abbildung eines »Dings«, welches im Inhalt Gegenstand irgendeiner Debatte ist. Bei Pessachim sind es Matzot, wie sie früher ausgesehen haben (bevor wir die Industriematzot mit den Löchern hatten), bei Megillah ist es ein Bild einer wertvollen Megillah (überraschende Auswahl). Der Riss war vielleicht noch mit Klebeband reparabel. Damit hätte der Umschlag seltsam ausgesehen. Was tun? Die Antwort ist simpel und folgt umgehend.

Kürzlich erzählte mir jemand, dass er Bücher (Hardcover) noch extra einem Umschlag aus Zeitungen oder Papier umgibt, damit der Umschlag nicht beschädigt wird. Eine andere Person schilderte, sie nähme den Schutzumschlag zuhause ab, lese das Buch unterwegs und würde dann den Umschlag zuhause wieder um das Buch legen und es dann ins Regal stellen. Einige andere verwenden den Schutzumschlag als Platzhalter für das Buch, solange es nicht im Regal steht. Anschließend legen sie den Schutzumschlag wieder an und stellen das Buch wieder ins Regal zurück.

Schutzumschläge - weg damit Schutzumschläge - weg damit

Das ist ein interessantes Phänomen. Der Schutzumschlag ist nämlich nicht zur »Verwendung« gedacht. Er ist ein Marketinginstrument, er ist ein Plakat für das Buch, er ist ein Schutz im Geschäft und beim Transport, aber er ist nicht Bestandteil des Buches. Oder um es mit dem Gestalter Jan Tschichold zu sagen: »der Schutzumschlag ist der Regenmantel des Buches«. Die Einbände von vernünftigen Hardcovern sind meist großartig und mit Bedacht gestaltet. Sie machen schon etwas her im Regal. Die Schutzumschläge kann man also seelenruhig entsorgen und das sollte man auch tun. Weg damit. Entdeckt das, worüber sich Gestalter Gedanken gemacht haben. Aus Bequemlichkeit habe ich viele Einbände um die Bände gelassen, vielleicht um sie zu »schonen«, aber bei regelmäßiger Benutzung (siehe die Talmud-Bände) sehen die Umschläge furchtbar aus. Spätestens dann müssten sie weg. Sie mit einem weiteren Schutz zu umgeben, oder sie besonders pfleglich zu behandeln, macht einfach keinen Sinn. Deshalb hier der Aufruf: Werft das Zeug weg. Erhaltet ihr im Geschäft das Buch ausgehändigt, schockiert die Verkäufer in den Läden und bittet sie, das Ding gleich zu entsorgen. Vielleicht kann man statt dessen ja eine Plastiktüte oder einen Stoffbeutel haben? Heute sind Bücher noch in Folie eingeschweißt. Bewahrt man die etwa auch auf? Bücher sind oft intime Begleiter - auch sonst im Leben habt ihr doch auch kein Problem, solchen intimen Begleitern die Klamotten runter zu reißen?