… aber es endet nicht mit den Juden.

In Frankreich konnte man (und kann man) in den letzten Jahren beispiellos brutalen Antisemitismus beobachten. Es wurden mehrere Menschen getötet. Nicht erst mit den Anschlägen von Paris. Schon zuvor (siehe etwa hier, Intifada in Frankreich). Zu Beginn des Jahres wurde etwa der französisch-jüdische Lokalpolitiker Alain Ghozland ist erstochen (siehe hier), in kurzem Abstand dazu wurde ein jüdischer Lehrer in Marseille von einem Schüler mit einer Machete angegriffen. (siehe hier) Der Lehrer verdankte einem Chumasch, den er bei sich trug, sein Leben. Dieser hat wohl den Hieb mit der Machete abgemildert (siehe hier). Man hat sich daran gewöhnt, das hinzunehmen. Es ist irgendwie unangenehm, aber man duckt sich weg. Nicht nur Rabbiner Jonathan Sacks hat darauf hingewiesen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von Antisemitismus im ersten Schritt und dann einem »Umsichgreifen« von Hass und Gewalt auch im Bezug auf andere Gruppen gibt. Natürlich gibt es das offiziell nicht. Die europäischen Politiker haben schon vielfach von Solidarität gesprochen und natürlich von Verantwortung. Aber was bleibt im tatsächlichen Alltag? Religionsfreiheit? Gibt es die hier tatsächlich? Nein. Wenn ich eine Kippah auf der Straße nicht tragen kann, dann existiert Religionsfreiheit nur auf dem Papier. Egal, wer mich daran hindert, die zu tragen. Es spielt doch keine Rolle, ob der Staat es mir verbietet, oder ob der Staat mich nicht vor Pöbeleien schützt, wenn ich eine trage oder tragen will. Wir sprechen hier nicht mehr von Beleidigungen und vereinzelten Rufen. Wir sprechen von körperlicher Gewalt. Nicht erst seit ein paar Tagen. Kein bundesweites Problem, aber wir kennen die Schwerpunkte.

Und Rabbiner Jonathan Sacks behielt Recht: »Es beginnt mit den Juden, aber es endet niemals mit ihnen«. Frankreich und viele andere Länder haben es erlebt. Zunächst mussten jüdische Einrichtungen sich massiv schützen, heute muss es ganz Europa tun.

Auf der anderen Seite: Passt vor denen auf, die Patentlösungen haben. Die gibt es nicht. Wichtig ist, was Rabbiner Jonathan Sacks schreibt:

[…]Genesis 1, common to Judaism, Christianity and Islam, says that every human being, regardless of colour, class or creed, is in the image of G-d. Our shared humanity takes precedence over our religious differences. Until we are prepared to take this seriously, people will continue to kill in the name of the G-d of life and practise cruelty in the name of the God of compassion. And God himself will weep.

Das bedeutet nicht, dass wir das von der Seitenlinie auf das Spielfeld rufen. Das bedeutet, dass wir diese Werte durchsetzen und verteidigen. Das ist nicht einfach »unsere Meinung«. Das ist ein Wert, der nicht zur Disposition stehen sollte.