Die Altneu-Synagoge (Schul) in Prag wurde im 13. Jahrhundert erbaut und ist bis heute in Benutzung. Nur während der deutschen Besatzung Prags wurden die Gebete ausgesetzt oder viel besser: mussten ausgesetzt werden. Das dürfte also ein jüdischer Ort in Europa mit der längsten ununterbrochenen Tradition sein. Zudem hat Franz Kafka in der Synagoge zuweilen gebetet. Ein guter Grund, dort zum Ma’ariw zu gehen.

Alt-Neushul and Jewish Town Hall Prague

Die Atmosphäre ist in dem Gebäude ist großartig – wenn die Touristen weg sind und die jüdischen Beter langsam eintreffen. Man hat einen winzigen Einblick in das jüdische Leben Prags. Nicht in das jüdische Prag für Touristen und die Gruppen die sich tagsüber durch den Stadtteil Josefov walzen. Es riecht alt. Die Sitze an den Seiten des Gebäudes sind aus Holz. Zu jedem Sitz an der Seite gibt es ein Lesepult zum Stehen. Zur Zeit von Ma’ariw kommt entweder der Rabbiner von Prag und mit ihm ein paar Beter und diejenigen, die sich zufällig dort einfinden, oder die Synagoge wird geöffnet und die anwesenden Beter organisieren sich irgendwie selbst. Das funktioniert dementsprechend irgendwie. Die Mischung ist recht bunt. Ein paar tschechische Juden, ein paar amerikanische Expats, ein paar charejdische Touristen aus Israel und Frankreich. Die haben auch während der Gebete fotografiert. Das war ein guter »So-Deutsch-bin-ich«-Test: Mich stört so etwas.

Inside the Old New Synagogue/Altneuschul

Ohne Titel

Inside the Old New Synagogue/Altneuschul

Bemerkenswert ist die Frauenabteilung der Synagoge. Der aufmerksame Betrachter wird schon gesehen haben: Keine Empore, kein Balkon. Wer sich über eine Mechitzah beschwert, sollte mal sehen, wie man hier seit Erbauung des Gebäudes die Geschlechter voneinander trennt.

Aus der Männerperspektive sieht das so aus: Old New Synagogue/Altneuschul - View to the women’s section

Aus der Frauenperspektive so: View from the women’s section of the Altneu-Shul

Rund um den Saal mit der Bimah sind Aussparungen (ähnlich wie Schießscharten) in der Mauer durch die Frauen sehen können, was im Männerbereich vor sich geht. Vor den Aussparungen stehen ein paar Stühle. Bevor jemand fragt: Ja, das wird auch heute noch praktiziert.

Und »Nein« den Golem habe ich nicht auf dem Dachboden gefunden. Es gibt ein Restaurant »U Golema - beim Golem« ein paar Schritte weiter. Aber das ist kein Restaurant mit Bezug zum Judentum. Drinnen steht anscheinend eine Golem-Puppe.

Restauran U Golema Prague

Koschere Restaurants gibt es übrigens einige. Sogar ein koscheres Hotel mit eigener Synagoge und Mikwe.

King Salomon Restaurant Prague

Auch Chabad führt in Prag zwei Restaurants. Darunter eines in einem recht großen Zentrum. Als Besucher hat man allerdings das Gefühl, man bemühe sich dort in erster Linie um israelische Touristen und weniger um andere Besucher. Jüdischen Reisenden sei also an dieser Stelle empfohlen, Kontakt mit der Gemeinde Prag aufzunehmen oder sich auf ihrer Website zu informieren. Dort findet man eigentlich alle Gebetszeiten für alle Synagogen der Stadt.