»Leben und Tod sind in der Gewalt der Zunge« heißt es in den Sprüchen (18,21). Wer sich mit dem Judentum beschäftigt, wird schnell lernen, wie extrem wichtig gesprochenes und geschriebenes Wort sind.

Ein angehender Rabbiner sollte das wissen. Um so gewichtiger ist die verbale Entgleisung von Armin Langer in der taz, der offenbar Rabbiner werden möchte - (»Das Land Israel ist für mich heilig. Der Staat Israel nicht.«). Er hat vermutlich davon gehört, dass Zentralratsvorsitzender Dr. Josef Schuster sich für eine Obergrenze für Flüchtlinge ausgesprochen haben soll (siehe auch hier) – was Dr. Schuster nicht getan hat. Er gab in der Zeitung DIE WELT ein Interview. In diesem Interview dachte er (laut) darüber nach, wie Deutschland mit der Einwanderung zurecht kommt. Er erwähnte auch das offensichtliche: Dass einige der Flüchtlinge aus Staaten kommen, in denen Antisemitismus und Antizionismus staatliche Projekte waren. Das bedeutet nicht, dass alle Flüchtlinge schlimme Antisemiten sind (wie das zu beurteilen ist, kann man hier nachlesen) und doch bleibt ein Grad der Verunsicherung. Dazu kommen die antisemitischen Demonstrationen im Jahr 2014 (auch hier erwähnt). Vergessen wird schnell, dass Dr. Schuster sich früh für die Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen hat.

Doch zurück zum taz-Kommentar. Der gipfelt in der Aussage:

Mein Vorschlag wäre, dass sich der Zentralrat der Juden zum Zentralrat der rassistischen Juden umbenennt. von hier, taz

Ich fasse zusammen: Die Sachlage falsch eingeschätzt und dann mit der großen Kelle ausgeteilt. Das freute alle, die ohnehin schon Probleme mit dem Zentralrat haben (aus ideologischen Gründen). Der Vorwurf des Rassismus ist schwerwiegend und hier nicht nachzuweisen. Für einen angehenden Rabbiner gehört sich das nicht. Man kann erwarten, dass er sich über die Wirkung des Worts Gedanken macht. Wenn er das getan haben sollte: Umso schlimmer! Der Schaden ist groß. Für sich selbst und für diejenigen, die da öffentlich angeprangert wurden.

Für eine ernsthafte und sachliche Diskussion zum Thema Zuwanderung, Ängste und Flüchtlinge hat er sich jedenfalls disqualifiziert.