Dobranotch in Gelsenkirchen Fassen wir das Konzert der russischen Band Dobranotch in Gelsenkirchen zusammen: Meschigge. In einem positiven Sinne vollkommen verrückt und das vor dem Hintergrund der schlechten Begleitumstände. Das Konzert stieg am Samstagabend. Am Freitagabend geschahen die Anschläge in Paris. Trotzdem trat die Band auf und kommentierte so die Zielsetzung der Attentäter: Eine bunte Gesellschaft unter Druck setzen. Folgerichtig trat man dann auch auf und verabreichte dem angespannten Publikum russisch-jiddische Musik.

Denn tatsächlich war die Stimmung zu Beginn des Konzerts etwas gedrückt – oder man nimmt es so wahr, weil man sehr viel sensibler ist. Aber die Musiker spielten tapfer dagegen an und steigerten so die Stimmung in der ehemaligen Maschinenhalle einer Zeche (Ruhrgebiet!) stetig. Nach der Pause gab es dann absolut kein Halten mehr. Hinter und neben den Stuhlreihen standen plötzlich tanzende Menschen und verausgabten sich. Das lag an der sehr schnellen balkanmäßigen Klezmermusik und den musikalischen Experimenten der Band.

Sie spielten sie ein Techno-Stück, ein wenig Ska, aber arrangierten auch eine jiddische Version (hier klicken um das zu erleben) von Rammsteins Du hast. Ich bin mir sicher, noch immer haben viele Zuhörer nicht verstanden, dass da überhaupt eine Cover-Version angeboten wurde. Die vertrauten darauf, dass da ein traditionelles Lied vorgetragen wurde – allerdings auf Steroiden und die Geschwindigkeit schien bis zum Finale stetig zu steigen. Die Zugaben gab man nicht auf der Bühne, sondern spielte sie inmitten des Publikums und das stand ohnehin schon. Von dieser Stelle an, hätte der Abend wohl ewig weitergehen können.

Dobranotch performing in Gelsenkirchen

Das Publikum war bunt gemischt. Einige wussten, was sie erwartet, andere erwarteten wieder reguläre Klezemerklänge – aus meiner Sicht wäre ein junges, enthemmtes, jüdisches Publikum (zusätzlich, nicht statt dessen) noch großartiger gewesen. Sprachliche Probleme hätte es keine gegeben. Viele Songs waren auf Russisch. Das ist ein Kritikpunkt den man an dieser Stelle unterbringen kann: Man erwischt diese Zielgruppe (jung, jüdisch) mit der Öffentlichkeitsarbeit und der Ansprache nicht. Aus wirtschaftlicher Sicht sicher nicht notwendig, denn Konzerte dieser Art sind in der Regel ausverkauft.

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Ein von Chajm Guski (@chajmke) gepostetes Video am 17. Nov 2015 um 13:06 Uhr