
שפאס Spaß hat es wohl gemacht – denn mit Spaß trat am Sonntag eine Art von Riesenklezmergruppe auf. Die war bunt gemischt.
An diesem Abend präsentierten sich nämlich die Teilnehmer des Klezmerworkshops Gelsenkirchen 2015.
Da dieser in diesem Jahr nicht nur für Kinder und Jugendliche offen war, sondern auch für alle anderen Interessenten, waren die auch die Generationen ein wenig gemischter als in der Vergangenheit. Die Jugendlichen waren jedoch klar in der Mehrzahl, integrierten die Erwachsenen musikalisch dann aber ganz gut.
Und so lernten Nichtjuden und Juden gemeinsam etwas über jiddische Musik und Kultur in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen und darüber, dass diese Musik durchaus auch für jüngere Leute relevant sein kann. Wer zur Zeit des Workshops in die Gemeinderäume kam, hörte, wie sich die Teilnehmer in einem Gemisch aus Deutsch, Jiddisch, Russisch und Englisch unterhielten und austauschten.
Das lag natürlich auch daran, dass einige der Dozenten aus den USA und Großbritannien kamen und international auf der Bühne stehen. So brachten sie Eindrücke und Erfahrungen mit, welche die Teilnehmer sonst in einer Gegend wie dem Ruhrgebiet eher selten abgreifen können.
Aber es wurde nicht nur gespaßt, geplaudert und genetzwerkt – es wurde auch ernsthaft Musik gemacht. Aus den unterschiedlichen Instrumenten und Fertigkeiten wurden kleine Gruppen gebildet, die nach sieben (eigentlich 6) Tagen Arbeit an diesem Sonntag ihre Ergebnisse präsentierten und das konnte sich hören und sehen lassen.
Das hatte sich vom letzten Workshop 2013 wohl herumgesprochen – dieses Mal waren nämlich auch Zuschauer da, die nicht mit den Teilnehmern verwandt waren, wie das häufig bei solchen Veranstaltungen ist.
Die meisten Jugendlichen wollen sich in einem weiteren Workshop wiedersehen – was wohl an die Stadt Gelsenkirchen ein Signal ist, dass diese Veranstaltung erneut stattfinden sollte. Die ganze Veranstaltungsreihe ist ein guter Beitrag dazu, dass vielleicht der Klezmer hier auch mal ohne Feidman stattfinden kann und viel mehr transportiert als traurige Stimmung und seltsame getragene Musikanten (siehe dazu alle anderen Beiträge zu den Klezmerwelten). Jugendliche (größtenteils) haben jedenfalls gezeigt, dass man sich diesen Hut nicht anziehen muss. Sie haben hier nach einem zeitgemäßen Zugang gesucht und diesen begeistert gefunden. Mit Spaß eben – aber dem nötigen Ernst, wenn es um die musikalische Umsetzung geht.


Weitere Videos und Bilder:
- Verabschiedung der Musiker (Dank an Christian Gruber)
- Die Dozenten als »Kapelle« – aufgenommen am Mittwoch vorher (Dank an Christian Gruber)
- Ausschnitt aus Mizmor Schir leJom haSchabbat
- Ausschnitt aus: Ein Niggun des Alter Rebben
Schön und zutreffend geschrieben. Die phänomenale Dozentin Polina Shepherd ist übrigens in Tatarstan aufgewachsen. Das musste ich erst im Atlas suchen.
Bei der Veranstaltung habe auch ich etwas gefilmt. Die tolle Stimmung der Teilnehmer zeigt dieses kleine Filmchen der allerletzten Minute der Veranstaltung: https://www.youtube.com/watch?v=I-2xuSq8LG8
Die Dozenten zusammen als Tanzkapelle beim “Tantshoyz” im Schloss Horst gibt es hier für eine Minute: https://www.youtube.com/watch?v=Obz017PpR6M
Sehr gut geschrieben. Nun stellt sich mir die Frage ob einer von Euch bereits mit dieser Musik auf der Schäferpfeife Erfahrung gemacht hat?
Ich weiß das ich nicht drum rum kommen werde zu transponieren.
Das große Problem ist beim Klezmer die Spannweite der Harmonien, ich werde schnell jenseits dessen sein, was sich mit meinen Bordunen verträgt.
Als Drittes kommt hinzu, dass die meisten Klezmer-Melodien von der Geige oder der Klarinette kommen, und gerne die bei G-Schäferpfeifen üblichen 1-1 1/2 Oktaven Tonumfang überschreiten.
Ich hab mal ein paar Stücke ausprobiert, war aber nicht glücklich mit dem Ergebnis, so daß sie keinen festen Platz in meinem Repertoire gefunden haben.