Wo wird das hinführen? Wo steuert Deutschland hin? Welchen Kurs nimmt dieses Land?
Flüchtlinge kommen und auch ein paar Juden äußern (zuweilen mit großer Reichweite) ein Gefühl des Unbehagens angesichts der Tatsache, dass es Muslime sind, die da kommen. Da gibt es durchaus Fragen die man sich oder anderen vielleicht stellen kann, aber nicht so gerne vor dem Hintergrund, dass man solange niemanden aufnimmt.

Maimonides, der Rambam (1135–1204), hat eine Antwort darauf, was jetzt zu tun ist, in seinem »Führer der Unschlüssigen« Morej Newuchim (hier einmal im hebräischen Text und in der deutschen Übersetzung, tatsächlich erschien der Morei Newuchim in arabischer Sprache):

morei nevuchim

Was aber den Ausspruch betrifft: »Du darfst einen Sklaven seinem Herren nicht ausliefern.« (5. Buch Mosche 23,16), so hat dieser neben dem Zweck des Erbarmens noch einen anderen sehr wichtigen Nutzen, und zwar, dass wir uns von dieser edlen Eigenschaft leiten lassen, dem beizustehen der unseren Beistand angerufen hat, dass wir ihn beschützen und dem nicht ausliefern, dem er entflohen ist. Es genügt aber nicht, dem beizustehen, dem man beizustehen imstande ist, sondern man ist noch zu einem anderen Ding verpflichtet, nämlich ihm seine Lebensbedürfnisse zu verschaffen und ihm wohlzutun, ohne seinem Herzen auch durch Worte wehe zu tun. Und dies bedeutet der Ausspruch der Heiligen Schrift: »Bei dir soll er bleiben, in deiner Mitte, an dem Ort, den er sich wählen wird, wo es ihm gut ergeht. Du darfst ihn nicht übervorteilen.« (Vers 17) Und ferner, da man dies dem geringsten unter den Menschen, dem Sklaven, schuldet, um wie viel mehr geziemt es dir, wenn du einen achtungswerten Mann beistehen kannst, für seine Ehre alles zu tun, wozu du verpflichtet bist.

Über alles andere sprechen wir dann anschließend: Die Hilfe endet nicht mit der Aufnahme, sondern beginnt dann erst. Wenn die euphorisierten Massen von den Bahnhöfen abgezogen sind und die Flüchtlinge »in unserer Mitte« (um mit Maimonides bzw. der Torah zu sprechen) wohnen und die Gesellschaft gefordert ist, sich weiter zu kümmern. Vielleicht macht man die Fehler aus der Vergangenheit dieses Mal nicht: Menschen an die Peripherie schieben und sich wundern, dass da Dinge aus dem Ruder laufen.