Lovis Corinth Bacchanale 1897

Ein Bild, nämlich oben gezeigte »Bacchanale«, ist derzeit im Besitz des Kunstmuseums in Gelsenkirchen - eigentlich. Denn tatsächlich wurde das Bild von Lovis Corinth seinen Besitzern durch die deutsche Regierung geraubt – man sollte vielleicht nicht immer sagen »durch die Nazis«, um die Verantwortung auf einige wenige Personen weiterzureichen – die Familie musste ihren Besitz zwangsversteigern. Übrigens: »Im Kunstmuseum gibt es dank der genauen Katalogisierung keine Raubkunst« Zitat von hier

Ein Schicksal, wie es viele andere Familien getroffen hat. Einen fairen Preis konnte man also nicht erwarten. Es ist bekannt, dass viele der Bilder später in Museen auftauchten. Wurden die Bilder entdeckt, begann in einigen Fällen ein unwürdiges Gezerre um den Besitz. Oft mit den Erben derjenigen, die bestohlen wurden. Zuweilen könnte man den Eindruck erhalten, die Erben würden unmoralisch handeln, weil sie gerne ihren Besitz wiedererlangen wollen. Auf der anderen Seite wird häufig damit argumentiert, dass man der Öffentlichkeit die Werke entziehe. Ähnlich argumentiert die Stadt Gelsenkirchen in einer Beschlussvorlage für den 17.06.2015. Aber hier wurde die Formulierung noch weiter zugespitzt: Die Erben wollen ihren Gewinn maximieren!

In dem Beschlussvorschlag der Stadt Gelsenkirchen heißt es:

»Der Schriftwechsel – ein persönliches Gespräch war nicht erwünscht - lässt vermuten, dass es den Erben und ihrem Anwalt ausschließlich um die Realisierung eines größtmöglichen wirtschaftlichen Vorteils gehtBeschlussvorlage, hier online

Eine interessante Formulierung, wenn man einmal das Prinzip von Ursache und Wirkung berücksichtigt. Wessen Kunst wurde gestohlen? Wer besitzt derzeit das Bild? Und nun werden vermeintlich schwierige Motive unterstellt? Die Formulierung ist auf diesem Terrain übrigens auch in anderer Hinsicht problematisch

Natürlich wäre es schön, wenn möglichst viele Bilder in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Letztendlich ist Privatbesitz aber auch etwas, mit dem die Besitzer auch Geld verdienen dürften, wenn sie dies wünschen.