In Zenica wurde die Sarajevo Haggadah vor der Zerstörung bewahrt. Eine muslimische Familie versteckte sie und sorgte so dafür, dass man dieses großartige Dokument heute noch anschauen kann oder könnte. Trotz aller Unkenrufe kann man nicht behaupten, dass es in Bosnien eine tradierten Antisemitismus gibt. Während des Bosnienkriegs 1992 bis 1995 versorgte die jüdische Gemeinde von Sarajevo auch Nichtjuden mit, auch mit der Hilfe von Nichtjuden. Religionsübergreifend gegen diejenigen, die plötzlich ethnische Kriterien ins Zentrum des Zusammenlebens stellen wollten.

Seit 1995 waren die Zeiten natürlich nicht besonders rosig, aber man folgte dem europäischen Mainstream-Antisemitismus nicht. Bis jetzt und da muss man fragen: »Was ist da passiert?« Am 12. Juni 2015 spielte die Nationalmannschaft Israels in Zenica und offenbar hat man beschlossen, dies zum Anlass für eine Demonstration zu nehmen. Wie im übrigen Europa auch, war Palästina der Anlass:

Wie man in Wien beobachten konnte, geht es darum natürlich nicht. Dort wird gerufen: »Ubij, ubij Židove!« (Töte, töte die Juden!)

Was ist da also passiert, dass nun auch bosnische Fußballfans den primitivsten Antisemitismus für sich entdeckt haben?