Bücher in der Mayerschen Buchhandlung Dortmund Bücher in der Mayerschen Buchhandlung Dortmund

Bemerkenswert: Eine große Buchhändelskette (die Mayersche) mit etwa 40 Filialen, mit einer ausgefeilten Logistik und, so kann man vermuten, mit keinem zufälligen System der Warenanordnung, hat es nicht geschafft, zumindest ein paar Büchlein zum Thema Judentum zusammenzukratzen. So wird in Dortmund ein Bändchen mit dem Titel Talmud flankiert von Koranausgaben. Wobei nicht ganz klar ist, ob die Mayersche annimmt, die Auswahl habe etwas mit Judentum zu tun. Übrigens ist der Talmud, der da angepriesen wird, eigentlich keiner. Unter dem Buchdeckel erwarten den Leser jedoch die Sprüche der Väter - die eigentlich gar keine Gemarah haben und deshalb nicht so häufig in Talmud-Ausgaben zu finden sind. Dafür lockt der Titel vermutlich.

Ganz klar ist der Mix ein totaler Fehlgriff, aber vielleicht ist das ein indirekter Hinweis darauf, dass es in Deutschland nicht DEN Bestseller zum Thema Judentum gibt. Kein Buch, welches viele Aspekte aufgreift, sie schlau und unterhaltend erklärt und dabei nahezu alle Themen streift. Also eines, welches sich die Buchhandlungen guten Gewissens in die Regale stellen könnten. Nun, so ein Buch gab es einmal in Deutschland. Herman Wouks »Das ist mein G-tt« (hier eine Rezension des SPIEGELs von 1961). Rätselhaft, warum ein solch tiefgründiges und großartig geschriebenes Buch nicht noch immer aufgelegt wird. Wouk mischt eigenes Erleben mit einer Einführung in die Grundbegriffe des Judentums, seine Geschichte und die großen Texte. Was ist die Torah, was ist der Talmud, wie lernt man ihn? Was ist Chassidismus? Was hat es mit dem auserwählten Volk auf sich? Wouk ist ein Geschichtenerzähler und als solcher bringt er dem Leser das Judentum nahe. Wer das Buch noch antiquarisch kaufen kann, sollte es sich nicht entgehen lassen.

Da sollte ich der Mayerschen eigentlich dankbar sein, dass sie mich an Wouk indirekt erinnert hat.

Übrigens: der Koran im schwarzen Einband ist eine Übersetzung die auch einen arabischen Originaltext mitbringt. An der ersten Ausgabe wirkte der, als Jude geborene, Dr. Hugo Hamid Markus mit. Hier schließt sich irgendwie dann ein Kreis…