Wolfgang Benz ist ein Experte für Antisemitismus. Er leitete das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin und eckte böse an, als er begann, sich auch mit Islamfeindlichkeit zu beschäftigen. Wenig überraschend, dass Leute wie Broder ihm widersprachen. Aber es gab auch Zustimmung. Dadurch machte er zuletzt von sich reden.

Was die heutige Lage betrifft, kommt Benz zu einer vollständigen Fehleinschätzung. In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte er:

Es haben sich zum Teil seltsame Leute zusammengerottet, einige haben blödsinnige Parolen gerufen. Das wird von Interessenten mit großem Medienhall als Wiederaufflammen des Antisemitismus dargestellt, als sei es so schlimm wie nie zu vor. von hier: Berliner Zeitung

Synagoge Baumweg (Frankfurt am Main) im Juli 2014 Synagoge Baumweg (Frankfurt am Main) im Juli 2014Wie hier und hier bereits angerissen, sprechen wir im Juli 2014 ja nicht von ein paar Chaoten, die Israel kritisieren, sondern von Übergriffen auf Menschen und jüdische Einrichtungen (oder Einrichtungen die für jüdisch gehalten werden), oder von offenen antisemitischen Parolen (»Juden ins Gas« dürfte keine Auslegungssache sein). Der vereitelte Anschlag auf die Alte Synagoge Essen ist schon ein Zeichen einer Ausdrucksform des aggressiven Antisemitismus. Der Briefschreibende Feuilleton-Antisemitismus existiert noch, aber er hat schlagkräftige und aggressive Begleitung bekommen. Man kann beobachten: Es ist schlimmer als zuvor, auch weil jetzt auch antisemitisch gehandelt wird und nicht nur mehr geredet.