Drei Schüler wurden entführt, zwei davon lernten auf der Mekor Chaim Jeschiwah, gegründet von Rabbiner Adin Steinsaltz. Rabbiner Steinsaltz schreibt:

Die Entführung unserer Schüler ist ein schockierendes, schmerzhaftes und beängstigendes Ereignis. Zu einem Zeitpunkt und einem Ort, der uns ruhig und friedlich erschien, wurden wir in ein Ereigniss hereingezogen, das wir nicht beeinflussen können. Vielleicht ergeht es uns heute besser als in der Vergangenheit, als wir gar nicht in der Lage waren, auch nur den Versuch von Rettung oder Befreiung zu unternehmen. Wir sind der Israelischen Verteidigungsarmee (Tzahal) dankbar für ihre Bemühungen. von hier

Entführungen sind, zumindest für die Hamas, ein politisches Instrument geworden. Spätestens seit dem Geschäft mit Gilad Schalit, der für 1027 gefangene Anhänger von Terrororganisationen ausgetauscht wurde. Das Mittel genießt aber offenbar so großes Ansehen, dass gleich drei Terrororganisationen die Verantwortung dafür übernehmen wollten. Die israelische Regierung sieht jedoch die Hamas als verantwortliche Kraft dahinter. Vor dem Hintergrund ihrer letzten Operationen mit gefangenen Israelis dürfte das auch wahrscheinlich sein. Damit setzt die Hamas natürlich auch Mahmud Abbas unter Druck. Er kann sich weder von den Entführungen vollumfänglich distanzieren – er hat ist ja mit der Hamas eine Einheitsregierung eingegangen – noch sie öffentlich unterstützen. Das würde seine Position gegenüber der internationalen Gemeinschaft vollständig unglaubhaft machen und ihn nachhaltig schwächen.

Das ist die Stunde der Armee und tatsächlich bewegt die israelische Armee viel, um die drei Teenager zu finden. Die internationale Anteilnahme, jedenfalls unter Juden, ist beispiellos. Unter dem Hashtag #BringBackOurBoys wird getwittert. Mittlerweile wurde der Hashtag jedoch von denjenigen gekapert, die offensichtlich die Sache der Entführer unterstützen und auch mit antisemitischen Abbildungen arbeiten:

Natürlich wird wieder der Begriff »Gewaltspirale« herumgeistern. Die einzige Spirale der Gewalt die sich hier erkennen lässt ist, dass wieder Menschen Terroranschläge verüben werden – ins Gefängnis kommen – und irgendwann freigepresst werden – das Mittel war effektiv – wieder verüben Menschen Terroranschläge etc. etc. und beteiligt sind Mitglieder der Einheitsregierung. Die jetzigen Inhaftierten bereiten sich vermutlich schon auf ihre baldige Freilassung vor.

Dann gibt es aber auch Reaktionen wie diese hier von Mohammed Zoabi, der als israelischer Araber davon spricht, dass der Terror arabische wie jüdische Israelis trifft.

Die deutschsprachigen Reaktionen (facebook, twitter, Blogs) auf die Geschichte sind wenig originell: Sie betreiben die übliche Medienanalyse und kommen zu dem Ergebnis, dass die deutschsprachigen Medien nicht ausgewogen berichten, oder gar nicht. Das wird dann auch fleißig bei facebook geteilt. Der Erkenntnisgewinn liegt knapp über der Mitteilung, dass die Erde um die Sonne kreise und nicht umgekehrt. Nur, dass bei der Verkündung des heliozentrischen Weltbilds die aggressive Empörungsbereitschaft fehlt. Irgendjemand findet dann auch immer einen Verblendeten, der in Gaza Bonbons und Süßigkeiten anbietet, wenn in Israel eine Tragödie passiert und wieder beginnt die Beschäftigung mit Nebenaspekten. Da wird viel Aufwand betrieben um die Versäumnisse der Medien aufzudecken. Wir (der gesamte Kreis von Menschen, die sich nicht Israelkritisch nennen) wissen das mittlerweile und diejenigen, die es nicht wissen wollen, werden weiterhin die Nachrichten konsumieren, die ihnen genehm sind. Die beständige Ventilation gegen etwas füllt viele Bildschirmseiten und Kommentarspalten. Zielführender ist es mit Sicherheit, zu einem vernünftigen Nachrichtenangebot beizutragen und sachlich zu informieren.

In Deutschland sind kurzfristig Aktionen zur Solidaritätsbekundung geplant, siehe hier. In den Siddurim von Koren gibt es einen Mischeberach für diejenigen, die in Gefangenschaft gerieten. Online gibt es hier einen: Opensiddur.org.