Vor so gar nicht langer Zeit porträtierte eine Freiburger Lokalzeitung den neuen »coolen« Rabbiner der Gemeinde Freiburg. »Außergewöhnlich« sei Avraham Radbil (Artikel von damals hier) und die Titelüberschrift lautete Der neue Rabbiner ist cool.

Zuvor waren im gleichen Blatt viele unschöne Dinge über den alten Rabbiner zu lesen (siehe hier), teilweise so detailliert, dass man sich fragen musste, warum die Zeitung so berichtete, wie sie berichtete und wen das außerhalb der Gemeinde eigentlich interessieren sollte.

Dann folgte der neue Rabbiner. Ein Vertreter der modernen und jungen Orthodoxie. Der coole. Das ist vermutlich keine Übertreibung. Der Arbeitsvertrag von Avraham Radbil wird nun aber nicht verlängert.

Für die Zeitung sieht das Bild heute dementsprechend anders aus und die Berichterstattung beinhaltet nun nicht mehr nur einen kleinen Rückblick, sondern auch Andeutungen und Vermutungen: Gemeindemitglieder sprächen von »sehr unschönen Szenen«, »Spannungen zwischen Vorstand und Rabbiner« oder »von Abmahnung und angedrohter Kündigung ist die Rede« (von hier). Jemand habe gesagt, er habe gehört, wie jemand das irgendwo gehört hätte. Das sind vielleicht Dinge, die man nicht in die Öffentlichkeit bringen muss, wenn es nichts konkretes gibt. Fragt sich, warum das Blatt so euphorisiert den neuen Rabbiner der Stadt feierte. Das Blatt selbst gibt die Antwort:

Damals wurde sein Dienstantritt unter anderem von der Vorsitzenden Katz publiziert und Radbils vielfältige Kompetenz auch presseöffentlich sehr gelobt, etwa, dass er dank mehrerer Studienabschlüsse und etlicher Sprachen, die er fließend beherrscht, viel zum gelingenden Gemeindeleben werde beitragen können. von hier

Berichtet hatte damals das gleiche Blatt; nun wird aber nachgeschoben, wer die Euphorie in das Blatt brachte. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn sich diese noch ein wenig gehalten hätte. Junge Rabbiner mit Programm gibt es nicht so sehr häufig.

[highlight]Update[/highlight] Die Jüdische Allgemeine vermeldete nun auch den Weggang aus Freiburg, aber auch den Wechsel nach Osnabrück (wie schon ein Kommentator wusste/vermutete).