Die Debatte um die Beschneidung ist eine Scheindebatte. Das wissen wir mittlerweile. Hier geht es angeblich um Kinder, aber tatsächlich geht es doch um die Frage »Was dürfen die Anderen bei uns?« oder auch »Dürfen DIE das hier?«

Der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, der übrigens auch recht viele Bücher für christliche Theologen im Angebot hat, wartet nun für das Jahr 2014 mit etwas auf, was man vielleicht auch als Kompendium der Beschneidungsgegner bezeichnen könnte. Ein Buch, bei dem der Untertitel schon die Tendenz erahnen lässt: »Die Beschneidung von Jungen - Ein trauriges Vermächtnis«. Wenngleich in der Einführung ein Diskurs angekündigt wird, wird aber schon sprachlich deutlich, wohin die Reise tatsächlich geht:

Es ist zu bezweifeln, ob es noch angemessen ist, kleinen Jungen zur Absicherung der gruppalen bzw. religiösen Identität von Erwachsenen Schmerzen und Ängste zuzufügen, sie erheblichen Gesundheitsrisiken und irreversibler körperlicher Verletzung der Intimzone auszusetzen. von hier

Das Urteil steht natürlich fest, nun geht es darum, die namhaftesten Gegner der Beschneidung zu Wort kommen zu lassen. Holm Putzke ist natürlich dabei, die Grüne Irmingard Schewe-Gerigk, »Experte« Andreas Gotzmann und einige andere. Natürlich darf auch ein Jude nicht fehlen. Diesen Part übernimmt Jérôme Segal.

Man kann fragen, ob mit diesem Buch dem Sendungsbewußtsein Rechnung getragen werden soll, (unter anderem) die Juden in die Moderne zu holen? Sollen nun alle Beschneidungsgegner ohne (eigene) Argumente, ein großes Kompendium erhalten? Medizinische, juristische und religionswissenschaftliche Beiträge decken jedes Feld ab. Teile dieser Argumentationen werden jüdische Gemeinden in der Post finden, jüdische Onlinemedien in den Kommentaren oder in Gruppen zirkulieren, die sowieso gegen Israel und irgendwie auch gegen Juden sind.

Die Buchseite bei Vandenhoeck & Ruprecht hat eine Rubrik für Leserstimmen. Spannend, dies in Zukunft zu beobachten.