Klezmer aufgebelft

Freylikhs Brider in Gelsenkirchen
Freylikhs Brider in Gelsenkirchen

Das Ruminski Orkestr Belfa – das Rumänische Orchester von Belf muss sehr populär gewesen sein in Osteuropa und dem Balkan um das Jahr 1912 herum. Schellack-Platten von ihnen fand man überall dort. So eröffnete Alan Bern, selber eine Größe im Klezmer Business, den Abend mit der Gruppe Freylekhs Brider. Aber er fügte auch hinzu, dass der Sound der Belfs recht ungewohnt war. So als würde jemand Klezmer parodieren. Eben ein wenig übertrieben, auch orientiert an dem, was in der nichtjüdischen Musikwelt passierte. Und das ist der Punkt, an dem die Klezmerwelten Gelsenkirchen ihre Stärke haben: Unkonventionelles zu präsentieren. Das haben die Franzosen um Amit Weisberger (Violine), die Musiker Lauren Clouet (Klarinette), David Brossier (Sekund-Violine), Marine Goldwasser (Flöten), dann auch durchgezogen. Mal gab es eindeutig Balkanklänge auf die Ohren, dann einen Walzertakt und beeindruckende Solo-Einsätze und Zeugnisse anderen Einflüsse. Alles auf Instrumenten, die wohl auch bei den historischen Vorbildern zum Einsatz kamen. Plus: Das alles ein wenig aufgedreht, man könnte nun auch sagen aufgebelft.
Das war für sich schon so gut, dass der Einspieler eines Schellack-Platten-Kratzens zu Beginn der Veranstaltung gar nicht notwendig gewesen wäre. Durch den Abend führte dann auch Amit Weisberger, der recht facettenreich daherkam. So spielte er zunächst zurückhalten und kontrolliert, tanzte aber in der nächsten Sekunde über die Bühne, um dann wieder ruhig etwas zur Musik zu erzählen. Er sang in französischer Sprache, auf Jiddisch und Hebräisch. In jeder Sprache präsentierte sich Weisberger anders. Ein dynamischer Abend also, wieder abseits der Standardkost.

Übrigens: Noten der Belfs kann man hier finden.
Übrigens 2: Zu hören sein wird das Konzert auch im Radio. Am 9.11.2013 bei WDR 3.

Von Chajm

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