Der Talmud – Hypertext

Torah Or
Torah Or – Zitat plus Stelle
Der Talmud war schon »Hypertext«, bevor das Wort überhaupt modern war. Ein Text, der wiederum auf andere Texte verweist und auf den selber von anderen verwiesen wird. Dieser wird wiederum ergänzt durch weitere Kommentare, auf die wiederum verwiesen wird und die selber auf andere verweisen. In den meisten Ausgaben des Talmud gibt es die Spalte Torah Or, die auf Zitate aus der Torah verweist. Aber auch innherhalb der Gemarah wird querverwiesen auf andere Talmud-Texte und Zitate. Es liegt also fast auf der Hand, dieses Geflecht auch so abzubilden, dass man einen Text hat, der nahezu grenzenlos ist.
Als die ersten sehr wenigen und exemplarischen Übersetzungen des Talmud auf talmud.de erschienen, zeigte sich schnell, dass eine Übersetzung des Textes eigentlich nicht ausreicht und man einen Kommentar gut brauchen kann, um die Diskussion überhaupt zu verstehen. Auf welchen Text wird verwiesen? Wer sagt was? Ein Teil wurde dann auf moreschet.de veröffentlicht. Der Originaltext mit Übersetzung und kleinem Kommentar war schon recht nett. Problematisch war und ist, dass eine Pflege der Daten und Texte nicht durch eine einzelne Person geleistet werden kann. Es wäre doch nett, wenn man bei Torahzitaten, auch die Stelle findet, diese anklicken kann und gleich auch einen Kommentar dazu hat (Raschi etwa). Tatsächlich stehen all diese Informationen mittlerweile in deutscher Sprache zur Verfügung. Allerdings nicht an einer Stelle.
Mit dem zweiten Schritt von moreschet.de soll jetzt ein weiterer Schritt probiert werden: Die Möglichkeit, diesen Hypertext zu ergänzen,zu korrigieren und zu bearbeiten. Beispielhaft wurde auch schon ein wenig Material vorbereitet.
Man interessiert sich etwa für Berachot 2a:
screenshot_berachot2

Im Text ist ein Verweis auf 1. Mosche 1,5 – diese Stelle kann natürlich geöffnet werden:
screenshot_bereschit

Wer noch weiter einsteigen möchte, kann einen Blick in den Raschi-Kommentar werfen:
screenshot_raschi_al_bereschit

oder in einen Midrasch. Alles das ist auch über mobile Geräte ganz gut aufruf- und benutzbar.
Chance und Gefahr ist die Möglichkeit, dass jeder Nutzer die Texte bearbeiten kann:
jonah_bearbeit
Gefahr nicht unbedingt, weil nicht absehbar ist, was User dort eintragen, sondern vielmehr, weil es durchaus sein könnte, dass die Beteiligung an der Textarbeit sehr zurückhaltend sein wird – das Interesse am Inhalt jedoch sehr hoch.
Die Möglichkeiten sind groß, die Praxis wird zeigen, ob sie nicht vielleicht zu groß sind und wie groß das Interesse sein wird, sich selber einzubringen.
Hier also: moreschet.de/m/

Von Chajm

Chajm Guski ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

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