Dass es um die Stimmung in der Berliner Gemeinde nicht so sehr großartig bestellt ist, ist im jüdischen Deutschland so normal geworden, dass man gar nicht mehr genau hinhört, wenn Gegner und Apologeten der jeweiligen und aktuellen Gemeindeleitung berichten (in den eigenen Gemeinden gibt es oft ausreichend eigenen Ärger). Nun werden die Stimmen aber so laut, dass man schon einmal hinhört. Jetzt berichten auch die großen Medien in Deutschland über die Vorgänge in Deutschlands größter Gemeinde. Zu einer handfesten Auseinandersetzung ist es gekommen, eine Prügelei, über die offenbar auch im Ausland berichtet wurde. Hintergrund? Es gibt finanzielle Probleme. Der Senat Berlins hat die Zuschüsse aus dem Staatsvertrag (5,5 Millionen Euro Personal) auf Eis gelegt. Die Gemeinde hat offenbar keinen aktuellen Wirtschaftsplan vorgelegt. Um überhaupt Gehälter auszahlen zu können, wollte der Vorstand ein Grundstück der Gemeinde beleihen. Ein Plan, der zumindest hinterfragt wurde. Auch weil man wohl wissen wollte, welches Grundstück denn genau. Im Verlauf der Abstimmung muss es dann zu den Tumulten gekommen sein und so betraten die Repräsentanten die Bühne der Weltpresse. Zuletzt musste auch die Allgemeine Rabbinerkonferenz die Gemeinde daran erinnern, dass die Vorgänge keine »inneren Angelegenheiten« seien, sondern letztendlich auch auf die Gesamtwahrnehmung des Judentums zurückfielen. Der gesamte Brief ist hier dokumentiert. Ein Bericht der Berliner Zeitung hier. Aber: Es gibt viele (jüdische) Aktive in der Stadt, die all das nicht beeindruckt. Längst nicht alle Juden sind übrigens auch Gemeindemitglieder.

So ging kürzlich die Initiative Hamakom an den Start (irgenwiejuedisch berichtete direkt), die sich für »unterschiedliche Facetten jüdischer Identität und Kultur einsetzen und ein sinnstiftendes jüdisches Leben in Berlin erleben und erlebbar machen will.« (Zitat von Website), daneben gibt es auch eine Initiative namens deghetto, die israelischen Netzwerke und natürlich viele kleinere Gruppen für verschiedene religiöse Zwecke. Dazu kommen die größeren Spieler, wie Chabad und Lauder. Ruhig ist es um die Gemeinde Adass Jisroel geworden, die keine öffentliche Förderung erhält. Es ist also überall dort lebendig, wo engagierte Leute sich engagieren dürfen. Berlin macht also weiter, während die Gemeinde augenblicklich noch Schlagzeilen macht. Zusammen werden die Pfade wohl nicht mehr führen.