Der Hobit Kapitel 19

Nicht falsch geschrieben, nur Jiddisch umschrieben. »Der Hobit« ist die jiddische Übersetzung von J. R. R. Tolkiens »Der kleine Hobbit«. Diese hat Barry Goldstein im Alleingang erstellt, wie er im Podcast des Yiddish Book Centers erzählt (hier). Auf den Film, der nahezu zeitgleich startet geht er nicht ein. Vielleicht ist es tatsächlich ein Zufall, dass das Buch mit der Übersetzung in zeitlicher Nähe zum Kinostart des Films abgeschlossen wurde. Jedenfalls hat Barry Goldstein mit seiner Übersetzung, oder besser Übertragung, gezeigt, dass der Stoff eine ganz andere Wirkung entfaltet, wenn man ihn in die Sprache einer vollkommen anderen Kultur überträgt. Ein Kapitel aus »Herr der Ringe«, welches Goldstein online gestellt hat, zeigt dies schon ganz gut: Baumbart, oder Jiddisch Bojmbord -(war hier als pdf verfügbar).
Im Podcast wird auch gefragt, wer die mögliche Zielgruppe einer solchen Übertragung sein könnte und das ist natürlich nicht in erster Linie die charejdische Welt, in der Jiddisch zum Großteil noch die erste Sprache ist. Ob dort das Buch entdeckt werden wird, ist übrigens eine interessanter Aspekt. Weniger auch die älteren Sprecher, wie das Heeb-Magazine schon feststellt. Vielmehr dürfte die Zielgruppe die Generation sein, die sich wieder mehr mit Jiddisch beschäftigt und irgendwie als kulturellen Wert erkannt hat. So wie die Organisatoren der Jiddisch Farm.
Man kann also nicht behaupten, Barry Goldstein hätte es des Geldes wegen gemacht. Vielmehr hat er es gemacht, weil es eine interessante Aufgabe für ihn war und das ist das großartige an der Entstehungsgeschichte dieser Übertragung.
Im Podcast hören wir übrigens auch, was Gollum in Jiddisch statt Mein Schatz vor sich hin murmelt und das ist schon nicht schlecht.

Für den Buchsatz sollte sich Barry vielleicht Hilfe ins Boot holen, da ist noch einiges optimierbar. Die Verwendung kursiv gesetzter hebräischer Buchstaben, für die Gedichte und Lieder und im Allgemeinen und überhaupt, ist nicht so besonders schön. Aber das Buch ist lesbar. Für diejenigen, die Jiddisch mit hebräischen Buchstaben lesen können.

Eine deutsche Übersetzung hätte es übrigens bereits 1938 geben sollen, also fast unmittelbar nach Erscheinen des englischen Originals. Allerdings verlangte der Verlag Rütten & Loening einen Ariernachweis von Tolkien. Ein Anliegen, welches dieser harsch zurückweist (der großartige Brief ist hier dokumentiert):

But if I am to understand that you are enquiring whether I am of Jewish origin, I can only reply that I regret that I appear to have no ancestors of that gifted people.
von hier

Bleibt noch eine allerletzte Frage: Warum zeigt uns Barry seinen nackten Tuches auf seiner Internetseite?

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