Es gibt Phrasen, die sind reines sprachliches Füllmaterial, so etwa wie »die Menschen da abholen wo sie sind«, »wir dürfen uns keine Illusionen machen«, oder »Das ist von zentraler Bedeutung.« Man kann auch einfach sagen »1 plus 1 sind 2« das ist auch immer richtig oder man sagt ehrlicherweise auch mal »Ich weiß auch nicht genau was ich sagen soll«. Eine solche kuschlige, wohlige, vollkommen inhaltslose Phrase ist »Nie wieder!« die gerne zu Gedenktagen hervorgezaubert wird. Sie kostet nichts. Wenn alle ihre Transparente eingerollt haben, geht alles weiter wie bisher. Das betrifft tragische und durchaus vermeidbare Ereignisse, wie Darfur oder hier praktisch vor der Haustür: Srebrenica. Aber schalten wir mal einen Gang zurück. Es gibt aktuelle Ereignisse die staatliche oder gesellschaftliche Ausgrenzung erkennen lassen und deshalb von den »Nie wieder« Sagern eigentlich angegangen werden müssten. Sprechen wir nicht wieder von den Anti-Beschneidungsaktivisten (deren beliebteste Phrase »Gerade wir als Deutsche«) oder den antizionistischen »Friedensaktivisten« (deren beliebteste Phrase »Gerade wir als Deutsche«). Jetzt kommt ein weiterer Punkt auf die Liste der Untätigkeiten: Ungarn. Ein europäisches Land, fast ein Nachbarland. In Ungarn häufen sich die besorgniserregenden Vorkommnisse derzeit (der Pusztaranger zählt einige Ereignisse auf, wer Ungarisch kann, kann aus erster Hand hier eine Chronologie einsehen). Die neueste Idee der ungarischen Jobbik Partei ist die Erfassung der ungarischen Juden. Im ungarischen Parlament darf ein Abgeordneter dieser Partei Juden eine »Gefahr für die nationale Sicherheit« nennen. Natürlich folgenlos (die Frankfurter Rundschau berichtet über die Folgenlosigkeit). Zudem ist die Zunahme antisemitischer Straftaten (und auch gegen Roma) mehr als besorgniserregend. Wäre nicht schlecht, wenn da nun mal etwas passieren würde.