In Gelsenkirchen werden wieder Stolpersteine verlegt (hier die Ankündigung). Es steht außer Frage, dass dies eine gute Sache ist. Dass sich überhaupt etwas bewegt, was nicht von der Stadt selber organisiert wird, ist bemerkenswert. Zumal, wenn es um Erinnerungsarbeit geht. Dieses Mal ist allerdings ist etwas anders. Dieses Mal geht es nicht nur um die Opfer, denen hier gedacht werden soll. Dieses Mal geht es auch um die lebenden Juden und den Umgang mit dem Judentums insgesamt. Vielleicht ist es aber auch nur ein Beispiel von vielen für den Umgang mit dem Judentum im öffentlichen Raum. Die Stolpersteinverlegung findet am 8. Oktober 2012 statt und das ist Schemini Atzeret, also ein jüdischs Fest. Bedeutet übersetzt: Man gedenkt zwar der toten Juden aber legt möglicherweise nicht besonders viel wert auf die Anwesenheit der lebenden Juden, denn die können theoretisch nicht teilnehmen. Theoretisch weil natürlich nicht alle Juden observant leben und vielleicht die Feiertage gar nicht beachten. Aber wer auf Nummer sicher gehen will,orientiert sich vielleicht nicht gerade am kleinsten gemeinsamen Nenner. Möglicherweise kommen Verwandte von Menschen, für die Steine verlegt werden. Da besteht natürlich die Gefahr, dass sie man sie dazu verwenden könnte, um zu sagen »Seht her, das sind Juden und kommen auch - seid doch nicht so« - was natürlich nicht besonders fair wäre. Nicht gegenüber den Menschen, noch gegenüber den Juden, denen die Feiertage etwas bedeuten. Und hier sind wir schon beim Umgang mit dem Judentum im öffentlichen Raum: Häufig schiebt sich die Floskel »wir meinen es gut« vor die Tatsache, dass man bei der Planung nicht besonders gut aufgepasst hat, oder sich keine Gedanken im Vorfeld gemacht hat. In unserem Fall ist es (noch) nicht so. Die Kritik wird einfach nicht zur Kenntnis genommen. Im Idealfall treffen wir Menschen, die ein Gefühl dafür haben, wie man mit der Vergangenheit umgeht und in der Gegenwart umsichtig handelt. Leider trifft man nicht besonders häufig auf Idealfälle.