Eigentlich hätte man hoffen können, dass die Beschneidungsdebatte irgendwann durch den Gesetzgeber mit einem klaren Anerkenntnis der jüdischen Praxis schon längst beendet sei. Schließlich hat man das Judentum ja als Bestandteil des kulturellen Erbes häufig genug beschworen.

Währenddessen drehen sich die Diskussionen darüber weiter im Kreis. Unter immer und immer wieder gibt es einen Spaßvogel der den Finger hebt und sagt: »Ja, wenn G-tt gewollt hätte, dass Männer keine Vorhäute haben, hätte er sie wohl kaum mit ihnen ausgestattet.« Ist oft ein Riesenbrüller bei den Beschneidungsgegnern, aber für Juden ein alter Hut. Die Frage ist bereits vor über 2000 Jahren gestellt worden (und zwischendurch auch immer mal wieder). Der erste Frager war der Römer Turnus Rufus. Überliefert ist das im Midrasch Tanchuma (zu Tazria):

מעשה ששאל טורנוסרופוס הרשע את רבי עקיבא, איזו מעשים נאים, של הקדוש ברוך הוא או של בשר ודם. אמר לו, של בשר ודם נאים. אמר לו טורנוסרופוס, הרי השמים והארץ יכול אדם לעשות כיוצא בהם אמר לו רבי עקיבא, לא תאמר לי בדבר שהוא למעלה מן הבריות שאין שולטין עליו, אלא אמור דברים שהם מצויין בבני אדם. אמר לו, למה אתם מולין. אמר לו, אני הייתי יודע שעל דבר זה אתה שואלני, ולכך הקדמתי ואמרתי לך, שמעשה בני אדם נאים משל הקדוש ברוך הוא. הביא לו רבי עקיבא שבלים וגלסקאות, אמר לו, אלו מעשה הקדוש ברוך הוא, ואלו מעשה ידי אדם. אמר לו, אין אלו נאים יותר מן השבלים אמר לו טורנוסרופוס, אם הוא חפץ במילה, למה אינו יוצא הולד מהול ממעי אמו. אמר לו רבי עקיבא, ולמה שוררו יוצא עמו והוא תלוי בבטנו ואמו חותכו ומה שאתה אומר למה אינו יוצא מהול, לפי שלא נתן הקדוש ברוך הוא את המצות לישראל אלא לצרף אותם בהם.

Es geschah, dass Turnus Rufus, der Schlechte, Rabbi Akiwa fragte

Welche Taten haben einen höheren Stellenwert: Die Taten G-ttes oder die des Menschen?

Rabbi Akiwa sagte: Die des Menschen.

sagt Turnus Rufus: Kann der Mensch Himmel und Erde erschaffen, was ist das für eine Antwort?

Dein Beispiel ist nicht relevant, denn wir wissen, dass der Mensch nicht mit G-ttes Maß gemessen werden kann.

Es fragt Turnus Rufus: Warum machen Juden eine Beschneidung? Rabbi Akiwa sagt: Ich wusste, dass du mich das fragen würdest, deshalb habe ich dir gesagt, das die Taten des Menschen einen höheren Stellenwert besitzen.

Da brachte Rabbi Akiwa Korn und einen gebackenen Teig: Ist dieser Kuchen nicht schöner als das Korn? Turnus Rufus antwortet : Wenn G-tt eine Beschneidung wünscht, warum kommt der Junge dann nicht schon beschnitten auf die Welt? Da erwidert Rabbi Akiwa: Und warum muss nach seiner Geburt noch die Nabelschnur getrennt werden? Und zur Antwort auf deine Frage, warum er nicht beschnitten geboren wird, antworte ich dir: Dafür haben wir die Pflichten der Tora, die Mizwot, bekommen, um uns durch unsere Taten selbst zu heiligen.

Vielleicht kann man demnächst einfach gelangweilt auf die Geschichte verweisen und gelassen reagieren: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.