Fremde Sicht auf die Beschneidung

Es handelt sich dabei auch nicht um irgendein Gebot, sondern um eines der zentralen. Wenn jüdische Eltern ihre Jungen beschneiden lassen, folgen sie diesem Gebot, loben sie G-tt. Können wir Christen uns anmaßen, Juden dies abzusprechen? Sie daran hindern zu wollen, diesem Gebot G-ttes zu folgen? Oder noch schlimmer, ihnen erklären zu wollen, wie sie G-tt zu loben, seine Gebote zu befolgen haben? Haben wir uns nicht vielmehr mit aller unserer gesellschaftlichen Kraft an ihre Seite zu stellen?
Aus einer evangelischen Predigt zum Israelsonntag

… als Beitrag zur unendlichen Debatte über die Beschneidung.

Von Chajm

Chajm Guski ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

16 Kommentare

  1. Toll, Israels Oberrabbiner Yona Metzger schlägt gerade vor, dass “deutsche Ärzte jüdische Beschneider ausbilden” sollen! Ist doch eigentlich gar keine schlechte Idee, oder!? Vielleicht geht es auch umgekehrt, nämlich “jüdische Beschneider sollten deutsche Ärzte sein”!? Vielleicht ist das Streitthema dann vom Tisch!? 🙂

    Shalom

    Miles

  2. Es ist schön auch von solchem zu erfahren.
    Sollte eigentlich ‘selbstverständlich’ sein, so empfinde ich’s wenigstens, aber viele (laute) Stimmen sehen das eben anders.
    Und ja, ich denke, auch angesichts der Form dieser massiven „Kritik“ -inklusive nun der ‘Denunziation’ des Rabbi Goldberg- daß es sich dabei überwiegend um blanken Antisemitismus handelt.
    Es mag sein, daß so manchem unbedachten Menschen nichteinmal bewußt ist, auf welchen Pfaden er/sie da wandelt.
    Es werden Wege beschritten, die längst schon beschritten wurden.
    Es ist bedrückend dabei zu erfahren, wie leicht es vielen Leuten zu fallen scheint den Juden Schaden zuzumuten, eigentlich ‘trigger’ zu bedienen (falls dem einen oder der anderen dieser Begriff aus der Psychologie/Traumabewältigung bekannt sein sollte), und es ist leicht zu sehen, daß manchem genau dieses auch das Ziel ist.
    „Der Jude“ soll sich seiner nicht sicher fühlen, soll gezwungen werden zu erschaudern, soll sich fürchten und bangen…

    Eine guter Mann hat dafür passende Zeilen gefunden, bezogen auf die Anzeige gegen den Rabbiner, möchte mir erlauben es zu zitieren:
    „…und die Anzeige bezweckt, das Judentum zurück in Keller und dunkle Winkel zu treiben, in die Heimlichkeit.“
    (Danke Ari!)
    Dazu braucht man wohl nichts weiter sagen, wir verstehen sehr wohl die Tiefe dieser Botschaft.

    Diese ‘evangelische Predigt’ ist -so wie so- ein Lichtblick.
    Es ist vor allem auch ein starkes Zeichen, für die, die dieser Predigt beiwohnten und für uns, die wir nun hier darüber nachlesen können.
    Es belegt, daß auch in diesem heutigen Deutschland nicht „alle Deutsche“ so ticken, wie jene, denen es Vergnügen zu bereiten scheint, andere Leute zu gängeln, und die Saat für Haß, Feindschaft und Bosheit zu streuen.
    Diese Predigt zeugt davon, daß es auch in Deutschland Menschen gibt, die eine Saat zu einem freundlichen und respektvollen Miteinander streuen, daraus mögen schöne Blüten erwachsen!
    Es ist ein zartes Pflänzchen und erfordert stetes kontinuierliches Mühen.

    So wie es ist auf dieser Welt, es ist viel leichter zu zerstören als zu heilen, wenigstens rein „praktisch“.
    Wir sollten niemals aufgeben uns zu erinnern und zu bewahren, daß es genau dieser zarte Same ist, der nur mit wohlwollender Mühe zu prächtiger Blüte erwächst, der unser aller Leben überhaupt erst möglich machte ?”?

    So möchte ich mich auf diesem Wege für diese Predigt herzlich bedanken.
    Ein fruchtbares Zeichen möge es uns allen sein!

    ~ * ~

    Pressepfarrerin,
    auch Dir sei ein Dank.
    Unsere Unterschiede zB bei religiöser Ausprägung sind Teil von Identität, Kultur usf, unser gemeinsames aber sollte sein dafür Akzeptanz und Wohlwollen aufzubringen, füreinander. Es ist nichts falsches daran, wenn wir auf Eigenheiten bestehen, vielmehr glaube ich sogar, daß es gerade die Akzeptanz solcher Eigenheiten sind, die uns erst das Selbstvertrauen geben um auch „die anderen“ zu respektieren und zu akzeptieren. Anderswo schrieb ich, daß der Mensch sich unterscheidet zwischen „gut&böse“, hatte vermerkt mit „einfache Worte für einfache Menschen“, aber es erschien jemanden zu vereinfacht. Nu, vielleicht sollte man sagen, daß der Mensch sich unterscheidet zwischen „Heilern & Zerstörern“?

    Wahrscheinlich ist das auch wieder einigen zu vereinfacht, und es gibt ja doch soviele Schattierungen unter den Menschen, nur woher kommt das Licht und was macht die Schatten?
    Jeder Mensch muß sich wohl ersteinmal um die eigenen Angelegenheiten kümmern, nur es ist doch so, andere kümmern sich um die anderen Angelegenheiten?
    Diese Predigt kümmert sich um andere Angelegenheiten, zunächst einmal also an die Menschen gerichtet, die der Predigt beiwohnten, so ist es auch uns nun zum Nachlesen ein wohlwollendes Signal, und ich würde meinen, es ist ein Signal „von Heilern“, an uns, die wir als „Heiler“ akzeptiert werden. Das ist schöne Blüte, mindestens guter Samen.
    Möge es fruchten und obsiegen über die Mißgunst und den Trieb böser Menschen, die andere Menschen in Haß und Feindschaft treiben wollen!

    Chana,
    danke für den Hinweis, habe den Artikel gerne gelesen, auch der historische Abschwiff hat viel Spaß gemacht. 😉 Zum Weiterempfehlen!

    Schawua tow ale saj gesunt un gesiegelt.

  3. Naja, das einzige, was man hier sehen kann, dass christlichen Fundamentalisten bedingungslos zugestimmt wird, wenn sie die eigene Meinung vertreten, das klang hier auch schon anders. Als Debattenbeitrag ist das Zitat ziemlich ungeeignet, da der Verfasser im Haupttext eingesteht, von medizinischen und rechtlichen Aspekten der Debatte keinen Schimmer zu haben. Aber genau darum geht es, wenn auch nicht ausschließlich. Das sich genau diese Stimme für Aufklärung und gegen plumpes Behaupten ohne von einer Sache Ahnung zu haben, erhebt, ist etwas gaga.

    In der Islam-gehört-zu-Deutschland-Debatte ist dem Islam angekreidet worden, er sei nicht so wie das Christentum durch den Prozess der Aufklärung gegangen. Unbhängig vom Sinngehalt dieser Aussage steht sie doch dafür, dass Christen der Aufklärung als Wahrheitsfindungsmethode Rechnung tragen. Und das beinhaltet dann selbstredent nicht, dass man jemanden in Unkenntnis relevanter Informationen zustimmt. Im Gegenteil: Es ist im Interesse aller – unabhängig von den eigenen privaten Problemen – diese Argumente zu präsentieren und zu bereden – wenn man nicht Fundamentalist ist und schon dieses Erörtern als frevelhaft deklariert.

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