Orangen und Sederteller

Sederteller und Banane

Im Ruhrgebiet legt man ein Stück Kohle auf den Sederteller. Ein Symbol für den Strukturwandel und den Niedergang der Industrie in der Region.
Kaffeebohnen auf dem Sederteller erinnern uns an die ausgebeuteten Arbeiter auf den Kaffeeplantagen der Welt, eine Banane erinnert uns an die Globalisierung.
Sufganijot erinnern uns an Chanukkah und die Feiertage die an Pessach keine Rolle spielen, ja skandalös marginalisiert werden!
Ich weiß nicht, ob bei Broder(s) eine Kartoffel auf dem Sederteller liegt, als Symbol für die deutsche Bevölkerung die irgendwie mit dem Islam zurecht kommen muss.

Oben genannte Symbole gibt es natürlich nicht. Aber man könnte sich einige gut vorstellen. Je nach Region und politischem Anliegen kann man sich weitere Varianten überlegen und wenn man politisch besonders sensitiv ist, legt man sich alle anderen auch auf den Teller. Bis der überquillt.
Aber die Realität ist dieser Fiktion hart auf den Fersen. Auf einigen Sedertellern findet man heute zuweilen Orangen. Zuweilen hört man, das sei ein feministisches Symbol. Tatsächlich geht es aber um die Anerkennung von homosexuellen Juden. Dann gibt es noch Oliven. Die sollen für die israelische Besatzung Palästinas stehen.
Artischocken schlägt Rabbi Geela Rayzel Raphael vor. Im gleichen Dokument schlägt Jim Keen Kiwis vor. Er beruft sich bei der Einführung der Kiwi auf die Einführung von Orangen. Die Kiwi soll die Nichtjuden symbolisieren, die am Seder teilnehmen.
Weil Veganer keine Eier essen, muss auch hierfür ein Ersatz gefunden werden. Noch interessanter wird es, wenn die Sederorganisierer den politischen (und scheinbar religiösen) Grund für das neue Symbol ausschweifend erklären können, aber bei den Klassik-Symbolen ins Stottern geraten.
Das musste auch mal gesagt werden

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Von Chajm

Chajm ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

6 Kommentare

  1. Mein aktueller Favorit:
    Die erste Frage des jüngsten am Sedertisch müsste eigentlich lauten: “Warum machen wir heute Kiddusch? Machen wir doch das ganze Jahr auch nicht.” 🙁
    Oder: “Warum essen wir heute abend als Familie alle zusammen? Machen wir doch das ganze Jahr auch nicht.” 🙁
    O tempora, o mores, oy Gevalt!

  2. Von der Verwendung einer Sufgania für den Seder-Teller möchte ich vorsichtig abraten. Freilich soll es (karäische) Gelehrte gegeben haben, die (weil sie auf die mündliche Überlieferung völlig verzichteten) sich nicht sicher waren, was eigentlich dieses Chametz sein soll, und daher sogar Kaffeebohnen darunter fassten. (Hierfür habe ich leider keine Quellen, weil die karäischen Werke meines Wissens nicht online einzusehen sind.)

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