Rabbiner Gunther Plaut, geboren in Münster (am 1. November 1912), verstarb am 8. Februar 2012 in Toronto (siehe hier). Rabbiner Gunther Plaut war der Autor des einflussreichsten, liberalen, Kommentars zur Torah, der 1981 erschien, 2005 vollständig überarbeitet wurde und seit einigen Jahren in einer deutschen Übersetzung vorliegt. Lange Zeit war sein Werk der verbreitetste nicht-orthodoxe Torahkommentar. Wenngleich er wohl nicht davon ausging, dass G-tt der »Autor« der Torah ist/war, so war das sein Lebensthema, auch wenn zunächst nicht viel darauf hindeutete. Studierte er doch zunächst Jura in Berlin, promovierte auch, durfte dann aber nicht als Jurist tätig werden. Übrig blieb ihm das Studium des Judentums und so kam er in die USA, um sich dort zum Rabbiner ausbilden zu lassen.
Als ich ihn 2001 erlebte, sprach er etwa 20 Minuten frei, ohne Manuskript oder Notizen zum Wochenabschnitt. In einem persönlichen Gespräch bedauerte er die schlechte Behandlung von alten Menschen in Nordamerika. Als unproduktive Mitglieder der Gesellschaft sei eine Marginalisierung eingetreten. Er sprach aber auch darüber, wie er als Soldat der US-Army ein Konzentrationslager befreite und wie sich die Eindrücke bei ihm festbrannten und ihn prägten. Seine Eltern Jonas und Selma Plaut leiteten in Münster zunächst die Marks-Haindorf-Stiftung, später das Auerbachsche Waisenhaus in Berlin und wie es heißt, wuchs Rabbiner Plaut unter den Kindern dort auf. Sein soziales Engagement in Kanada speiste sich offenbar auch aus diesen vielen Eindrücken. Man kann ohne Übertreibung behaupten, Rabbiner Plaut hatte Einfluss durch seine Publikationen und er hat als einzelner recht viel bewegt. Schauen wir, ob Münster dies anerkennen wird.