Anfang Dezember ging es los. In Israel, so hörte man, gibt es Streit zwischen der Orthodoxie und den säkularen Juden. »Kulturkampf!« hieß die Parole (siehe etwa hier und hier) in den Print und Onlinemedien. In der Berichterstattung wird dann alles durcheinander geworfen. Die antizionistische Neturej-Karta ist mal stellvertretend für Israel, dann bauen die plötzlich doch Siedlungen auf Land, das ihnen nicht gehört. Frauenfeindlich sind sowieso alle und hinter dem Mond leben auch alle. Zudem wollen sie den Staat Israel zu einer Theokratie machen. Das kommt heraus, wenn man alle Nachrichten durcheinander mischt und eine Art Zusammenfassung daraus macht. Weil es um Israel ging, war es sowieso wichtig und so fand das dann auch die entsprechende Beachtung. Ende Dezember forderte ich hier dazu auf, dass man sich zunächst mal informieren solle, bevor man das Spiel mitspielt und einen Konflikt größer macht, als er ist.

Interessanterweise hat Henryk Broder genau das gemacht, was ich mit Zusammenfassung meinte: Alle Bestandteile schön vermischt und in Welt posaunt, die Charedim zerstörten den Judenstaat. Natürlich unter den sachlichen Überschrift »Wie Ultraorthodoxe den Judenstaat zerstören« (siehe hier). Unter der Überschrift versammelt er alle Geschichten, mischt sie schön zusammen und macht ein wenig Stimmung. Interessant und symptomatisch für den gesamten Artikel ist:

Gut, „unsere Taliban“ schicken keine Kinder mit Dynamit-Taschen auf den Weg ins Paradies. Aber: Bevor ein jüdischer Fanatiker Jizchak Rabin ermordete, hatten ein paar exzessiv orthodoxe Rabbiner in einer Art „Fatwa“ den „Verräter“ Rabin zum Abschuss freigegeben. von hier

Dass der Täter Jigal Amir aus der national-religiösen Bewegung kam und die Ermordung auch extremen Kräften dieser Strömungen zuzuordnen ist, scheint hier nur ein störender Fakt zu sein. Fakten sind aber leider so unhysterisch