Um es gleich vorweg zu nehmen. Der Talmud von Koren ist im Prinzip eine verbesserte Ausgabe des Steinsaltz-Talmud. Rabbiner Adin Steinsaltz hat den Talmud im Verlauf vieler Jahre ins moderne Hebräische übersetzt, kommentiert und erklärt. Erst kürzlich wurde diese Ausgabe komplettiert.

Die Gelehrsamkeit von Rabbiner Steinsaltz ließ nicht viel Raum für inhaltliche Kritik seines Vorhabens. Einer der wenigen Kritikpunkte an seiner Ausgabe war, dass er nicht der klassischen Einteilung der Wilna-Ausgabe folgt. Obwohl dies erst in den Jahren 1880 bis 1886 von den Gebrüdern Romm in Wilna eingeführt wurde, hat es sich als Referenz durchgesetzt und erscheint uns heute als die grafische Repräsentation eines Talmud-Blattes und sorgte bei sensiblen Seelen für Irritationen. Halachisch gesehen konnte man gegen eine neue Repräsentation nichts einwenden. Deshalb legten sich viele Jeschiwot, zumindest als Texthilfe, Steinsaltz-Ausgaben zu. Der Verlag Koren hat dieses Manko beseitigt. Nun ergänzen sich der klassische Wilna-Text und die Zusätze von Rabbiner Steinsaltz zu einer Gesamtausgabe.

Blick in den Koren Talmud

Das bedeutet, man findet die klassischen Randanmerkungen zu Mischnah und Gemarah und etwa den Raschi-Kommentar zusammen mit dem Material, das Rabbiner Steinsaltz aufbereitet hat. Auf einer Seite befindet sich also das Wilna-Blatt und auf der gegenüberliegenden Seite den Text der Gemarah von Steinsaltz ins Hebräische übertragen und mit Anmerkungen versehen. Neu hinzugekommen sind auch weitere Anmerkungen. Beispielsweise:

  • Orach haHalachah Halachische Entscheidungen, die sich mit den Themen des jeweiligen Talmud-Abschnittes beschäftigen.
  • Masoret haSchas Die klassische Randglosse Masoret haSchas in erweiterter und modernisierter Form. Sie verweist auf parallele Stellen im Talmud Bavli und Jeruschalmi, aus der Mischnah, oder aus der Aggadah.
  • Girsa’ot Textliche Varianten und andere Lesarten aus historischen Quellen.
  • Laschon Wenn schwierige Wörter im Talmud auftauchen, etwa aus dem Griechischen, werden sie erklärt und auch in der Originalsprache zitiert.
  • HaOlam Wird im Talmud-Text auf Flora oder Fauna verwiesen, wird hier erklärt, was gemeint ist. Zuweilen auch mit einem Bild.
  • HaChajim Beschreibung und eventuell auch ein Bild von Gegenständen, die in talmudischen Zeiten verwendet worden sind. Sollten andere Konzepte oder Gegenstände dargestellt werden, werden auch diese abgebildet oder von Rabbiner Steinsaltz erklärt.
  • Ergänzt wird ein Traktat jeweils durch einen Teil Ischim mit kurzen Beschreibungen von Personen, die jeweils auftauchen.
  • La’asei Raschi übersetzt die altfranzösischen Wörter, die Raschi verwendet, wenn er mit Hebräisch nicht weiterkommt.

Textdetail Koren Talmud Für diejenigen, die Hebräisch verstehen, ist der Koren Talmud vermutlich nun die erste Wahl, noch vor dem ArtScroll-Talmud, den es auch in einer hebräischen Ausgabe gibt. Wer weitere sprachliche Hilfen benötigt, sollte tatsächlich auf die englische Übersetzung des Talmud aus dem Hause ArtScroll zurückgreifen.