Wann hat man die nichtjüdischen Deutschen eigentlich zur Seite genommen und ihnen erklärt, dass Klezmer die jüdische Musik sei? Deshalb hier noch einmal auf den Punkt gebracht: Es ist die Musik der osteuropäischen Juden. Keinesfalls zogen Klezmorim früher durch deutsche Städte und besuchten die Synagogen. Vermutlich hätten die Besucher des Tempels von Hamburg sich eher gewundert über die seltsame Musik. Es ist vermutlich nicht falsch zu behaupten, dass man das Klischee vom osteuropäischen Klezmermusiker im westeuropäischen Judentum vor der Schoah rundherum ablehnte. Heute scheint Klezmermusik zum festen Bestandteil von (durch Nichtjuden organisierten) Gedenkveranstaltungen geworden zu sein. Insbesondere die Veranstalter von Stolpersteinverlegungen haben Klezmer als dramaturgisches Instrument entdeckt, siehe etwa hier, hier, hier, hier, hier oder etwa hier. Das ist noch interessanter, wenn man bedenkt, dass die Musiker sich doch eigentlich mit ihren Stücken und der Art der Musik auseinandergesetzt haben sollten. Meinen sie wirklich, sefardische Juden, oder Juden aus Marokko würden Klezmer hören oder mögen? Chassidische Juden würden sich schön ärgern, wenn man bei einem Anlass zu Ehren eines chassidischen Juden Musik von Komponisten aus der Reformbewegung spielen würde. Ist doch jüdisch? Nicht zufällig heißt ein Kapitel aus Michael Wuligers Koscherknigge: »Kein Klezmer bitte, wir sind schon jüdisch«.

In Deutschland scheint es anders zu sein. Mit »wir meinen es gut« räumt man den Einwand zur Seite, man brächte hier osteuropäische Folklore zur Aufführung, wenn es jedoch um etwas ganz anderes geht. Einfach weil man meint, für Juden gehöre sich das so. Ein Vorurteil also. Stereotype die man hegt und pflegt.

Bitte weitersagen und damit aufhören. Danke.