Nach dem Abi geht es für jüdische Schüler zuerst nach Israel. In der Regel meldet man sich für Wehrdienst in der Tzahal. Besonders die Schüler der Jüdischen Oberschule Berlin interessieren sich dafür. Wie ich auf diese gewagte Aussage komme? Ich habe einen aktuellen Artikel zu einer jüdischen Soldatin bei der Bundeswehr gelesen und dessen Geschichte verfolgt: Jüdische Soldaten in der Bundeswehr gibt es nicht viele, aber es ist nicht so, als sei das ein vollkommen neues Phänomen. Neu dürfte sein, dass sich eine jüdische Frau dafür entscheidet, zur Bundeswehr zu gehen. Die Zeit hat daraus einen recht großen Beitrag gemacht und stellt ihren Leserin »Die jüdische Kameradin« Anne Külow vor; ([highlight] man sollte nicht auf die Idee kommen, die wirklich überflüssigen Kommentare zu dem Artikel auf den Internetseiten der ZEIT zu lesen [/highlight]) . Der Artikel enthält den einen oder anderen sachlichen Fehler (»orthodoxe Juden dienen deshalb nicht in der Armee« von hier), zumindest ist man jedoch erstaunt, wie die Journalisten der Zeit einer solchen Geschichte auf die Spur kommen. Die Dame ist keine Unbekannte in der Berichterstattung über das Judentum und taucht schon 2004 mit dem gleichen Thema in der Zeitschrift Fluter (Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung) auf. Es wird der rote Faden erkennbar, den ich oben nannte. Junge Juden und ihr Verhältnis zum Wehrdienst im jüdischen Staat

Später, wenn sie mit der Schule fertig ist, möchte sie Offizierin bei der Bundeswehr werden. „Dieses Land ist mein Land“, sagt sie, „das möchte ich verteidigen.“ Manche ihrer Mitschüler wollen sich später freiwillig bei der israelischen Armee melden. Anne will zur Bundeswehr, falls es Terroranschläge in Deutschland gibt. Denn dann will sie irgendwie mitwirken, erklärt sie. von hier

Da tauchte die Tzahal auch bereits als Motiv auf. In einen Beitrag für das Deutschlandradio Kultur wieder:

Anne Külow, Leutnant, 22 Jahre alt, stammt aus Berlin. Im Sommer 2006, nach dem Abitur, ging sie zur Bundeswehr. Ebenso gut hätte sie zur Zahal gehen können, zu den israelischen Streitkräften von hier

in der Welt heißt es dann:

Leutnant Külow wird wieder ernst. “In der jüdischen Schule, die ich nach der Wende in Berlin besucht habe, wollten die meisten Mädchen in die israelische Armee. Das hat mich sicherlich geprägt. Aber mir geht es wie Erkan. Es reizt mich, Verantwortung zu übernehmen. Und ich finde es wichtig, die Rechte und Freiheiten, die ich in Deutschland schätzen gelernt habe, zu verteidigen.” Deshalb sei für sie die Vergangenheit Geschichte. von hier; Die Welt

Wird hier nicht indirekt angedeutet, man müsse oder wolle auch als deutscher Jude (unbedingt) zur Tzahal? Im ZEIT-Artikel wird das ein differenzierter dargestellt und darauf hingewiesen, dass nur israelische Staatsbürger den Wehrdienst ableisten müssen. Wäre ich naiv, würde ich den Artikeln entnehmen, dass es Standard ist, dass man als junger Jude erstmal drei (oder eben zwei) Jahre nach Israel geht und dort die Wehrplficht ableistet - obwohl man das gar nicht müsste, solange man kein Bürger des Staates Israels ist. Wäre ich naiv, würde ich auch unterstellen, dass die Artikel nicht unbedingt dazu beitragen, das Leben von Juden in Deutschland vorurteilsfreier zu sehen.