»Wir sind hier nicht in Israel, wir sind in Palästina!« Ein Satz der eine Haltung ausdrückt und im Prinzip schon anzeigt, wo die Reise in »Tal der Wölfe - Palästina« hingeht. Die Rest_handlung_ ist schnell erklärt. Der türkische Geheimagent Polat Alemdar und seine Kommandotruppe werden nach Israel geschickt, um den israelischen General Mosche Ben Elieser (mit Mosche Dajan Augenklappe) zu töten. Warum? Natürlich nehmen sie Rache für die Eskalation beim Aufbringen der Gaza-Hilfsflotte. Damals starben neun türkische Aktivisten und das antisemitische Echo war beispiellos (siehe auch hier), gerade im Netz. Recht viele türkische/türkischstämmige Jugendliche (längst nicht alle, aber so viele, dass es für Betreiber jüdischer Websites schon unangenehm war), haben sich solidarisiert und ein Ventil für ihre Gefühle gesucht. Hass auf Israel und Hass auf alle Juden traten nun offen zutage. All diesen Gefühlen verschafft die Produktion »Tal der Wölfe« das gewünschte Ventil und das dürfte wohl auch die einzige Funktion dieses Films sein. Den Beginn machen dementsprechend auch ausgestaltete Szenen von Bord des Schiffes (in entsprechender Interpretation). Das soll vielleicht an Steven Spielbergs München erinnern. Allerdings wird dabei übersehen, dass sich im weiteren Verlauf von München, die Mitglieder der Mossadgruppe fast selber zugrunde richten. Das was sie tun, verändert auch sie selber. An der Tötung ist nichts heroisches oder bewundernswertes.

Daran, dass der Film nun läuft, ändert das nichts. Diejenigen, die ohnehin nicht zur intensiven Betrachtung von Zusammenhängen neigen, werden den Film begeistert anschauen. Der Film wird also kaum neue Antisemiten backen. Im Regelfall werden sie das erhalten, was sie sich gewünscht haben. Freunde differenzierteren Denkens werden den Film wohl meiden und sich darüber wundern, dass jemand tatsächlich heute derartige Phantasien bedient. Verschwiegen wird der Umstand, dass die Autoren und Produzenten wohl davon ausgehen, dass die Palästinenser selber unmündige Wesen sind, die sich bereitwillig abschlachten lassen und zum Handeln nicht fähig sind. Sie warten auf den Erlöser aus der Türkei. Dass ein Verbot des Films verlangt wird, liegt nahe. Das kann man diskutieren, sollte aber fundiert geschehen. Was der Chefredakteur des Migazins, Ekrem Senol, allerdings als Argument vorbringt, ohne den Film gesehen zu haben (schreibt er als Kommentar), ist recht seltsam. Er macht aus der Ablehnung des Films (mit deren Gründen er sich nicht beschäftigt) eine muslimische Angelegenheit (also eine, die alle Muslime betrifft), siehe hier:

… dass die Fahne der Meinungs- und Kunstfreiheit – je nachdem – gewedelt wird. Und da kommt man an einen Punkt, wo deutlich wird, dass Deutschland nicht in der Lage ist, integrationspolitisches Fingerspitzengefühl zu zeigen. Nicht wegen den Wölfen im Tal, sondern wegen der Fahne, die zuvor noch ein unbeschreiblich hohes Gut zu sein schien. von hier

Stellen wir uns das Argument anders herum vor. Jemand schließt von einer türkisch-nationalistischen Hetzschrift auf den Islam insgesamt und begründet damit seine kritische Haltung. Da würde man auch (und richtigerweise) eine Differenzierung verlangen