Nach Hamburg stellt nun die Israelitische Kultusgemeinde Freiburg einen langjährigen Rabbiner frei. Wie die Badische Zeitung berichtet, habe es gravierende Unregelmäßigkeiten gegeben. Geschäftliche und religiöse. Rabbiner Benjamin Soussan - Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz -sei fristlos entlassen worden. Damit ist es das zweite Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz, welches gewisse Schwierigkeiten hat. Der Webmaster der Gemeinde war jedenfalls fleißig und hat jegliche Spur des ehemaligen Gemeinderabbiners getilgt. Dabei hieß es noch vor kurzer Zeit »Unser Rabbiner Benjamin Soussan, Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz und Landesrabbiner von Baden, kümmert sich mit ganzem Herzen um die Freiburger« (google cache). Hoffentlich einer der letzten Fälle.

Update: Die Jüdische Allgemeine hat den Fall in einer aktuellen Ausgabe ebenfalls beleuchtet. So heißt es:

Die ORD zeigt sich in einer Stellungnahme »entsetzt« über die Vorwürfe an Rabbiner Soussan und spricht von einer »einseitigen Rufmordkampagne«: Landesrabbiner Soussan sei ein ordentliches Mitglied der ORD und als Rabbiner anerkannt – als Landesrabbiner bleibe er auch weiterhin im Amt. Kampagne Noch schärfer reagiert in einer Pressemitteilung der Oberrat – sämtliche Vorwürfe seien »frei erfunden und entbehren jeglicher Grundlage«. Die scharfe Reaktion von ORD und Oberrat erfolgte wohl auch darum, weil der Freiburger Streit via »Badische Zeitung« auch an die nichtjüdische Öffentlichkeit gelangte. von hier

und die Badische Zeitung kontert:

Was die Anerkennung Benjamin Soussans als Rabbiner angeht, so steht diese für die IRGB außer Frage: “Rabbiner Benjamin David Soussan ist anerkanntes Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland (ORD). Die IRGB anerkennt grundsätzlich alle Rabbiner der ORD.” Die ORD selbst spricht von Rufmordkampagne. Soussan ist Gründungsmitglied der ORD. Die Organisation existiert seit 2003. Seit Dezember 2010 ist Soussans Sohn Julien-Chaim im Vorstand. Dokumente, die die Vorwürfe widerlegen, wurden der BZ – auch auf Nachfragen – nicht vorgelegt. von hier

Weiter heißt es in dem Artikel

Drei Tage vor den BZ-Berichten hatte der Oberrat schriftlich den sogenannten Restvorstand der jüdischen Gemeinde – der Vorsitzende Mikhail Kats war Mitte 2010 zurückgetreten – gebeten, diese Vorwürfe nicht öffentlich zu machen und vorgeschlagen, sich auch im Interesse Soussans auf eine Abfindung zu einigen. Zitat: “So könnte es nach außen hin als normaler Übergang dargestellt werden.” Gegenüber der BZ erklärte Fuhl, von dem Plan, Soussan in den Ruhestand zu verabschieden, höre er zum ersten Mal. auch von hier

Wobei mir nicht vollkommen klar ist, warum die Badische Zeitung so sehr ausführlich über den Fall berichtet, der für den Großteil der Leser eigentlich von geringem Interesse sein dürfte.

Update 2 - zum Thema Aufmerksamkeit Die Frage nach dem Interesse für die Leser hat die Badische Zeitung mittlerweile beantwortet. Man berichte über die Vorgänge in der Gemeinde so, wie man auch über entsprechende Vorgänge in einer katholischen oder evangelischen Gemeinde berichten würde. Die angesprochenen Problematiken wären überall Thema und von öffentlichem Interesse.