In Düsseldorf wurde eine neue Torahrolle eingeführt.Chabad Düsseldorf hat am Sonntag die letzten Buchstaben durch die Spenderfamilie Tugendhaft in die Torahrolle schreiben lassen und sie dann in das Chabad-Bildungszentrum gebracht. Die Großeltern bzw. Vorfahren der Familie Tugendhaft war eine in Düsseldorf ansässige Familie, die es nur zum Teil geschafft hat, der Schoah zu entrinnen. 50 Nachkommen der Familie nahmen an den Feierlichkeiten teil und widmeten sowohl Torah, als auch die Veranstaltungen Schaul Dov haKohen und Paka Tugendhaft.
Hier zeigte sich im konkreten Ergebnis, wie gut es die Rabbiner bzw. Schluchim von Chabad verstehen, Menschen für ihre Aktionen zu begeistern und sie so letztendlich auch davon überzeugen, sich finanziell zu engagieren. Das Rezept scheint kein geheimes zu sein, denn man kann ihrer Arbeit ja zusehen. Desto mehr verwundert es, dass andere jüdische Gruppen/Organisationen/Gemeinden dieses Konzept nicht für ihre eigene Outreach/Kiruv Arbeit nicht aufnehmen und beginnen, Interessierte zu sammeln und einzubinden. In Düsseldorf funktioniert das ohne riesiges Zentrum (wenngleich ein größeres entsteht), sondern von einer bescheidenen Basis aus. Nach sorgfältiger Vorbereitung und unter Aufmerksamkeit, nicht nur aller Chabad Rabbiner Deutschlands, sondern nahezu aller (nichtliberalen) Rabbiner der Region, ein großes Event organisiert.
Zur Einführung kamen jedoch nicht nur die Rabbiner der Region, sondern auch interessierte Juden aus den umliegenden Städten und Gemeinden. Zum späteren Konzert mit Avraham Fried kamen auch ganze Gruppen aus Dortmund und Köln und diese bestanden zum größten Teil aus jüngeren Leuten. Hier spiegelt sich offenbar die Aktivität der Rabbiner in Dortmund, Düsseldorf und Köln wider, die einen guten Draht zu ihren jüngeren Gemeindemitgliedern haben und diesen für inhaltliche Arbeit zu nutzen wissen. Als der Name des Düsseldorfer Rabbiner Julian Chaim Soussan auf der Bühne fiel, brandete großer Applaus im Publikum auf und das war sicher kein Höflichkeitsapplaus.
Fast 700 Menschen zog dann der chassidische Sänger, man müsste eigentlich schreiben Star Avraham Fried am späten Nachmittag zu seiner Show, die ebenfalls die neue Torah ehren sollte. Avraham Fried präsentierte bekannte Lieder nicht nur aus dem chassidischen Bereich, sondern generell bekannte israelische und jüdische Songs und forderte das Publikum immer wieder zum Tanzen und Feiern auf. Zwischen den Stücken erzählte Fried von der Arbeit der Chabad-Schluchim und beklagte, dass heute das Ich zu sehr im Vordergrund stünde und dass seine Bewegung, also Chabad, dagegen halten würde.
Die kurzen Geschichten, die er erzählte, kamen locker erzählt daher, appellierten jedoch eindrücklich an die jüngere Generation, Judentum zu leben und weiterzugeben. Diejenigen die gekommen waren, werden die Nachricht aufgenommen haben, denn das sind ja diejenigen, die von selber den Weg dorthin fanden und schon ein Grundinteresse mitbrachten.
Der Abend zeigte eindrucksvoll, dass es offensichtlich möglich ist, doch irgendwie jüdische Projekte in der Region zu stemmen, nicht nur in Berlin. Man müsste nur die Mittel geschickt nutzen und die entsprechenden Personen einbinden.
Mein besonderer Dank gilt Hana Kopelewitsch, die mir ihre fabelhaften Bilder zur Verfügung gestellt hat.