Verlegung des Stolpersteins für Max Kronheim in der Bölschestraße 46

In Gelsenkirchen sind Stolpersteine verlegt worden - weitere sollen folgen. Anfänglich gehörte ich zu den Unterstützern. Manchmal kommt es jedoch anders. Eine Art offener Brief:

In Gelsenkirchen habe ich die Verlegung der Stolpersteine unterstützt. Als demokratische, dezentrale Form der Erinnerung an die Menschen, die eine Stadt nicht in ihrer Mitte haben wollte. Diese Erinnerung im öffentlichen Raum war nie unumstritten. Stimmen wandten sich gegen diese Form des Erinnerns, weil über die verlegten Steine Menschen herüberlaufen und man den Eindruck haben könnte, sie würden die Namen der Opfer „mit Füßen treten“. Es gab jedoch, aus meiner Sicht, auch viele gute Gründe, dass Privatpersonen als „Paten“ einen solchen Stein finanzieren und die Erinnerung in die Öffentlichkeit bringen. Wer erlebt hat, wie Passanten stehen bleiben und kurz mit dem Schicksal eines Namens auseinandersetzen, der weiß, dass diese Form des „Stolperns“ tatsächlich funktionieren kann. Mittlerweile wurden über 20.000 Stolpersteine in mehr als 500 Städten und Gemeinden verlegt - nicht nur in Deutschland - sondern auch im übrigen Europa. Wichtig war mir jedoch, dass nicht die Angehörigen der Opfer die Patenschaft für den Stein übernehmen, sondern eine Person aus der Stadt, aus dem Umfeld, in dem die entsprechende Person lebte. In Gelsenkirchen war das Projekt auch deshalb umstritten, weil der Initiator der Aktion, Andreas Jordan, als Person nicht unumstritten war. Im lokalpolitischen Kreuzfeuer (ein Beispiel) wurde seine Person heftigst angegriffen und damit auch die Verlegung der Steine in Frage gestellt. Für einige Personen war das nicht akzeptabel und so gründete sich ein Unterstützerkreis einiger Gelsenkirchener. Diese Menschen standen mit ihrem Namen dafür ein, dass die Steine verlegt werden konnten und begründeten die Wichtigkeit der Aktion für die Stadt Gelsenkirchen. Dies ermöglichte dann auch eine erste Verlegung von Stolpersteinen in Gelsenkirchen. Tatsächlich war die erste Verlegung die letzte mit Unterstützung des Unterstützerkreises. Es wäre schön gewesen, wenn das Projekt diese Unterstützung nicht mehr benötigt hätte, jedoch zeichnete sich schon kurz vor der ersten Verlegung ab, dass der Unterstützerkreis nicht in vollem Umfange erwünscht war. Um die Person Andreas Jordan „hinter“ dem Projekt zu positionieren, so dass mögliche Paten trotz aller Vorbehalte ihm gegenüber, das Projekt unterstützen konnten, wurde vorgeschlagen, Spenden auf ein anderes Konto überweisen zu lassen, als das Konto von Andreas Jordan oder seinem Verein „Gelsenzentrum“. Dieses wurde damals von ihm abgelehnt. Im Vorfeld der zweiten Verlegung wurde ein Eklat konstruiert, der den Ausschluss des Unterstützerkreises zur Folge hatte. Nun operiert ein „Arbeitskreis Stolpersteine Gelsenkirchen“, von dem nicht klar ist, wer außer Andreas Jordan und seiner Frau zu diesem „Arbeitskreis“ gehören. Ohne die breite gesellschaftliche Unterstützung fällt die Arbeit nun wohl auch schwerer: Als Folge des starken Frostes im Februar, konnten nicht alle Stolpersteine verlegt werden und über eine „Nachverlegung“ wurde nachgedacht. Offenbar ohne Demnik und als einfache „bauliche“ Maßnahme. Allerdings zog das Tiefbauamt nicht mit und unterstützte die Angelegenheit erst mal nicht durch Öffnen des Gehwegs. Man würde jedoch Pflastersteine zum Auffüllen bereitstellen. Jetzt wurde bekannt, dass der „Arbeitskreis“ einen Steinmetz gewonnen habe, der die nötigen Pflasterarbeiten übernehmen würde. Die Verlegung bzw. die bauliche Durchführung soll also in jedem Fall erfolgen. Dies betrifft auch das Prinzip der Patenschaft, denn zumindest einige der Steine in Gelsenkirchen wurden durch Angehörige der Opfer bezahlt. Eine Tatsache die für mich nicht hinnehmbar ist. Fehlt der gesellschaftliche Rückhalt und Konsens, so sollte dieser zuvor hergestellt werden. Insbesondere hege ich den Verdacht, die Stolpersteine mit ihrer Zielsetzung treten hinter dem Initiator zurück. Wäre es dem Initiator um die „Sache“ gegangen, hätte er sich in die zweite oder dritte Reihe gestellt und das Projekt laufen lassen. Es wäre zweckdienlich gewesen, ein Treuhandkonto gründen zu lassen, es wäre zweckdienlich gewesen, weitere Personen in die Angelegenheit einzubinden und die Verlegung zu einer öffentlichen Angelegenheit zu machen. Vielleicht hätte man dann gemeinsam die Verständigung mit dem Tiefbauamt suchen können und auch mehr Aufmerksamkeit auf die verlegten Steine lenken können. In seiner gegenwärtigen Umsetzung kann und will ich das Projekt nicht unterstützen oder damit in Verbindung gebracht werden. Eine breite Trägerschaft ist erforderlich, aber nicht in Sicht.

Siehe auch hier.

:!: Mittlerweile hat die Lokalpresse das Thema ebenfalls aufgegriffen. Siehe hier.