Eine neue Stimme im proisraelischen Lager ist zu hören - eine die sich allerdings kritisch aufstellt, jedoch nicht so kritisch, wie die Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost, deren Kritik schon einmal irgendwie verstehen lassen könnte, man fände den bewaffneten Widerstand gegen Israel gut: »Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand gegen die israelische Besatzung« heißt es etwa auf der Website zu einer Mahnwache am 9. April. Von Frankreich ausgehend ist nun JCall zu hören, der European jewish call for reason. Hier heißt es:

Wir stellen fest, dass die Existenz Israels erneut gefährdet ist. Die Gefährdung von außen ist nicht zu unterschätzen, doch ist diese nicht die einzige Gefahr. Eine Gefährdung liegt auch in der Besatzung und in dem Auf- und Ausbau der Siedlungen im Westjordanland und in den arabischen Vierteln Ost-Jerusalems, die ein moralischer Fehler und ein politischer Irrtum sind und die u. a. zu dem inakzeptablen Vorgang der Delegitimierung Israels als Staat führen. von hier

und auch:

Wir alle sind uns dessen bewusst, dass dieses Anliegen dringend ist. Bald wird Israel sich mit zwei katastrophalen Alternativen konfrontiert sehen : Entweder werden die Juden eine Minderheit in ihrem eigenen Land sein oder es wird im Lande ein Regime entstehen, das Israel beschämen und die Gefahr eines Bürgerkrieges heraufbeschwören wird.von hier

Vorangegangen sind die französischen Intellektuellen Alain Finkielkraut, Bernard-Henri Lévy und Daniel Cohn-Bendit. Unter den deutschen Unterzeichnern finden sich auch Unterstützer der Jüdischen Stimmen, die jetzt natürlich versuchen könnten, diesen Mittelweg zu vereinnahmen für ihre eigene Bewegung. Unterm Strich könnte man sagen, dass erklärt wird, Juden möchten nicht gerne Abgesandte der israelischen Regierungspartei sein, sondern ihre eigene Haltung zu Israel haben, auch wenn sie sich unter äußerem Druck natürlich gerade mit Israel solidarisieren. Das wird denjenigen nicht schmecken, die eher als zionistische Trockenschwimmer unterwegs sind und von Israel die Härte einfordern, die sie in ihrem Alltag in der nichtjüdischen Umgebung nicht an den Tag legen können oder dies auch nie tun würden. Sie müssen dann auch nicht mit den Konsequenzen leben. Gerade im Internet sind recht viele dieser Experten unterwegs. Das schließt absolut nahtlos an das an, was ich 2006 zu David Grossmanns Rede schrieb (hier).

Dank an Jörg Lau, er entdeckte die Erklärung vor mir.