Limmud.de Berlin 2010, Donnerstag

Es ist wieder soweit, ein neues Jahr, ein neuer Limmud, am alten Ort, mit alten und neuen Gesichtern, mit alten und neuen Geschichten!
Durch den frühlingsgrünen Mai, quer durch Deutschland angereist nach Werbellinsee, im Gepäck viel Vorfreude und den Schirm. Dieses Jahr ist es etwas kühler, aber nur das Wetter! Das Programm ist eher noch dicker, noch vielfältiger, und die Wärme kommt von innen.
Es ist spannend, wie schnell man mit Menschen in ein Gespräch kommt, hier bei Limmud, und wohin diese Gespräche dann führen können. Zwar sind rund 400 Menschen hier, in diesem idyllischen Pionierlager nordöstlich von Berlin, doch scheint es ein sehr familiärer Rahmen zu sein, in dem man allen irgendwann wieder begegnet, und in dem man leicht gemeinsamen Gesprächsstoff findet. Als Wiederholungstäter hat es sich schnell eingelebt, die lange Anreise ist vergessen (und überhaupt ist Limmud jede Anreise wert, das muss hier mal gesagt sein!), das Zimmer gefunden, die Tasche ausgepackt.
Bereits vor und während des wieder mal sehr leckeren Abendessens können erste Vorträge und Workshops besucht werden, ein egalitärer und ein orthodoxer Minjan finden statt, und der erste Abend klingt aus mit einem Filmabend, der „open stage“, und der Limmud-Bar.
Da man ja (als Muggle), wie bereits letztes Jahr bemerkt, anders als Hermione in Hogwarts, eben nicht zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten sein kann, kann man entweder, wie manche, Limmud-hopping machen und von Kurs zu Kurs gehen, von allen ein Bisschen mitnehmen, aber keinen ganz, oder sich für das verlockendste Angebot entscheiden. Ein Film schien genau das Richtige an diesem kühlen, müden Abend. Als Bonus gabe es zusätzlich zum geplanten „Arranged“ den oskargekrönten Kurzfilm „West Bank Story“. Beide sind uneingeschränkt empfehlenswert.
„Arranged“ erzählt die Geschichte zweiter junger Frauen in New York, die so nur dort hätte stattfinden können. Eine als Kind eingewanderte syrische Muslima und eine orthodoxe Jüdin freunden sich an, als sie gemeinsam in einer Schule als Lehrerinnen arbeiten. Beide kommen aus traditionellen, religiösen Familien, und beide sollen heiraten. Der Film zeigt die Gemeinsamkeiten, die Unterschiede, die Möglichkeiten, das Dilemma, und die Vorurteile, die traditionelle, religiöse Lebenseinstellungen und arrangierte Ehen mit sich bringen. Sicher ein komplexes Thema, das nicht erschöpfend mit einem Film beantwortet werden kann, aber auch gar nicht beantwortet werden soll.
Die Diskrepanz zwischen religiösem und sekulärem Leben, zwischen traditionellen und modernen Werten, zwischen Glaube und Unglaube, wird in den nächsten Tagen immer wieder zum Thema.

Von Naomi

Gastautorin im Blog. Sie berichtet aus der weiten Welt.

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