Ein Land sieht Marek zu

Ab morgen Abend kann das ganze Land zuschauen, wie Marek Gorsky, Sohn baltisch-jüdischer Einwanderer, in Berlin den Kampf gegen die russische Mafia in Berlin führt. Natürlich sind auch darunter einige Juden. arte Der Medienrummel ist enorm (Jüdische Allgemeine, FAZ, Die Welt, Der Tagesspiegel, Die Zeit, WAZ), selbst im Radio wurde für die Krimiserie geworben, die bereits auf der Berlinale gezeigt wurde und dort anscheinend gut ankam. Wie viele Zuschauer arte auf ihren Fernsehgeräten finden werden, ist unklar, aber bisher sieht es so aus, als würde mehr als eine Hand voller Zuschauer dem jüdischen Polizisten aus Berlin am Dienstagabend zusehen. Wenn Juden fiktionale Figuren in deutschen Fernsehproduktionen sind, ringen bei vielen kritischen (und zufällig jüdischen) Zuschauern hierzulande alle Alarmglocken. Wir sind also gespannt und warten darauf, was das Feuilleton (im Querschnitt) als Qualitätsfernsehen bezeichnet hat. Morgen, Dienstag 27. April 2010, 22.05 Uhr kommen die ersten beiden Folgen der Serie auf arte. Erst im Herbst in der ARD.
Alle Termine hier.

Update:
Update nach den ersten zwei Folgen: Eine, für deutsche Standards, sehr solide Produktion. Die Szenen waren erstaunlich schnell geschnitten, einzelne Szenen sogar situationskomisch, die Charaktäre nicht zu hölzern. Keiner der Akteure hat eine weiße Weste, auch nicht bei der Polizei. Dass der Polizist jüdisch ist, war eher ein Nebenelement und wurde in den ersten zwei Folgen nicht über Gebühr ausgeschlachtet.
Für deutsche Fernsehzuschauer dürfte es anstrengend sein, dass recht viel Russisch gesprochen wird und sie auf Untertitel angewiesen sind. Dankenswerterweise hat der Regisseur hier darauf verzichtet die Personen mit einem Pseudoakzent sprechen zu lassen, damit auch der letzte Zuschauer bemerkt Aha, ein russischer Mann. Statt dessen wir halt Russisch gesprochen. Einige Schauspieler nuscheln richtig (auch deutsche Sprechrollen), oder berlinern. Das ist nicht leicht zu verstehen, aber ein wenig authentischer. Schon jetzt zeichnet sich auch ab: Marek Gorsky ist kein Superheld. Auf mich wirkte er sogar ein wenig lemechhaft.

Einen Trailer gibt es auch:

Von Chajm

Chajm Guski ist nicht nur Autor dieses Blogs und Bewohner des Ruhrgebiets, sondern auch Herausgeber von talmud.de und Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet. Einige seiner Artikel gibt es nicht nur im Internet, sondern beispielsweise auch in der Jüdischen Allgemeinen. Über die Kontaktseite kann man Chajm eine Nachricht senden. Man kann/soll Chajm auch bei twitter folgen: @chajmke. Chajms Buch »Badatz!« 44 Geschichten, 44 zu tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, gibt es im Buchhandel und bei amazon. Sein Buch »Tzipporim: Judentum und Social Media« behandelt den jüdischen Umgang mit den sozialen Medien. || Um per Mail über neue Beiträge informiert zu werden, bitte hier klicken

22 Kommentare

  1. naja hält sich im grenzen… mein Nachbar, der zufälliger weise ein jid ist und bei der berline kripa arbeitete hat mir ziemlich hässliche geschichten erzählt – judenfreundlich waren seine kollegen nicht – wird ne weile dauern, bis die juden die polizeischulen hier im lande einrennen, also film abseits der realität

  2. “selbst im Radio wurde für die Krimiserie geworben, die bereits auf der Berlinale gezeigt wurde und dort anscheinend gut ankam. ”

    Ich habe mir die ersten Teile angesehen und kann nicht im Ansatz nachvollziehen, was an diesem Film geworben werden soll und gut ankam. Langeweile ist gar kein Ausdruck für diesen zum gähnen anregende Machwerk. Von Dominik Graf hätte ich wirklich mehr erwartet. Es ist mir ein Rätsel wie man diesen Film anpreisen kann.

  3. Ich muss sagen, ich fand es OK. Für deutsche Standards sogar recht gut. Die Szenen waren erstaunlich schnell geschnitten, einzelne Szenen sogar situationskomisch, die Charaktäre nicht zu hölzern, dass der Polizist jüdisch ist, war eher ein Nebenelement (sehr begrüßenswert). Ich kann mir vorstellen, dass der hohe Anteil Russisch vielen deutschen Zuschauern zu schaffen macht. Es scheint auch so zu sein, als hätte Graf einige russische Krimiserien gesehen, die ähnlich hardboiled präsentiert werden und von der Machart her auch sehr ähnlich sind.

  4. Miles: Gut, Iris Berben als Partnerin von Diether Krebs war echt klasse, aber sonst? Und Heiner, der ist doch noch schlimmer als das nuschelnde und schielende Sixpack Till Schwaiger. Aber das ist natürlich Geschmacksache.

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