Die Berichterstattung ?ber Juden in Deutschland in den Medien erreicht gelegentlich gro?e Ver?ffentlichungsfrequenzen, wenn neue Synagogen er?ffnet werden oder sonst irgendeine Gemeinde ein besonderes Ereignis begeht. H?ufig f?llt die Wendung von der ?Renaissance des deutschen Judentums?, obwohl die Realit?t anders ausschaut und wir heute mehr oder weniger wissen, dass von den vielen Gemeinden nicht alle eine gro?e Perspektive haben. Julius Schoeps rechnete vor, dass es von derzeit 104 j?dischen Gemeinden in knapp 30 Jahren zwei Drittel nicht mehr geben wird. In Osnabr?ck wurde k?rzlich eine neue Synagoge er?ffnet, eine in Ulm wird folgen. So frug angesichts des Baubooms in letzter Zeit Heide Sobotka, Redakteurin der J?dischen Allgemeinen, in der ersten Ausgabe 2010, warum man nicht erst einmal j?dische Gemeinden aufbaut (hier), bevor man gro?e Synagogen er?ffnet.

Das Beth Midrasch h?lt nur so lange, wie seine S?ulen von j?discher Tradition und Religion getragen werden. von hier

In Deutschland hatten wir h?ufig die umgekehrte Entwicklung - meist unter dem Verweis, es fehle an geeigneten R?umlichkeiten. Hier wurden zun?chst gro?e Synagogen er?ffnet und dann mit der Arbeit begonnen. Nur ist es f?r die wenigen Beter angenehmer, in einem kleinen Raum mit 14 anderen Personen zu beten, als in einem gro?en Synagogenraum, der f?r 200 Personen angelegt ist. Zudem wissen wir, dass mittlerweile die Anzahl der Gemeindemitglieder sinkt (hier). Wie auch Ron Yitzchak berichtet, bereitet die Fokussierung auf die falsche Gruppe bei der Gemeindearbeit uns heute Probleme. Die jungen Eltern und die Generation 30 plus, die mit ihren Kindern Judentum aufbauen k?nnte, wurde in kaum einer Gemeinde betreut. J?rg Lau hat nun f?r die Zeit einen unaufgeregten Bericht bzw. eine kleine Bestandsaufnahme verfasst und dabei eben nicht auf die vermeintliche ?Renaissance des deutschen Judentums? herbeigeschrieben, sondern geschaut, was sich tut. Nat?rlich stellt er auch fest, dass die Zahlen zur?ckgehen. Viel wichtiger ist der Punkt, dass J?rg Lau nicht nach den Funktion?ren schaut, sondern sich einige Vertreter herausgesucht hat, die ?ber ihr j?disches Leben Auskunft geben. Nebenher erf?hrt der nichtj?dische Leser, dass die j?ngere Generation mit dem Konstrukt Zentralrat eigentlich recht wenig anfangen kann - eben weil ihre Interessen vollkommen andere sind. Oliver Polak ist einer derjenigen, ?ber die berichtet wird:

Einer wie Oliver Polak will, wie er sagt, kein ?Klassensprecher? f?r junge Juden sein. Er will auch nicht, dass in seinem Namen permanent mahnend gefaxt und gemailt wird: ?Wenn ich mal schlecht gelaunt oder deprimiert bin?, ?tzt er, ?dann googel ich die aktuellen Pressemitteilungen des Zentralrats der Juden. Und dann geht es mir gleich besser, weil ich sehe, dass ich im Vergleich doch gar nicht so mies drauf bin.? von hier

Im Allgemeinen schneidet er alle Themen kurz an, leider aber nur das. Die Zeit h?tte vielleicht f?r das Dossier eine runde Bestandsaufnahme machen k?nnen, mit mehr Stimmen zum Judentum in Deutschland.

In einem Punkt aber irrt Lau ?brigens: die Einwanderung der Juden aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion ist nicht Helmut Kohl zu verdanken, sondern im Prinzip den letzten Tagen der DDR. Diese hatte die Regelung geschaffen und diese Regelung hat es geschafft, mit wiedervereinigt zu werden (siehe Bericht hier).