Henryk M. Broder hat den Zentralrat im Visier und erklärt im Tagesspiegel, warum er sich gerne zum Vorsitzenden wählen lassen würde. Was etwas seltsam anmutet, nachdem er dessen Arbeit bzw. die des Generalsekretärs des Zentralrats sorgfältig auseinander nimmt. Offenbar geht Broder davon aus, der Zentralrat bestehe nur aus zwei Personen, Frau Knobloch und dem Generalsekretär Kramer:

Die offizielle Vertretung der Juden in Deutschland befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Die Präsidentin – intern „Tante Charly“ genannt – scheint von dem Job überfordert. Wer die Pressemitteilungen liest, die von ihrem Büro herausgegeben werden, erfährt, dass ein Besuch bei der Frau des Bundespräsidenten zu den wichtigsten Erfahrungen ihres Lebens gehört. von hier

und

Was der Zentralrat tut oder unterlässt, das entscheidet dessen Generalsekretär, der die schwindende Bedeutung der Organisation durch taktische Allianzen und sinnfreien Aktionismus auszugleichen versucht. von hier

Insgesamt ist es eher Broders Abrechnung mit dem Zentralrat, als ein konstruktiver Beitrag dazu, wie dessen Arbeit in Zukunft aussehen sollte. Welche Prioritäten er in seiner Arbeit setzen sollte, was überhaupt dessen Funktion sein kann in einer Umgebung und Gemeinderealität, die um einiges flexibler geworden ist. Er vertritt nicht mehr alle Gemeinden, geschweige denn alle Juden des Landes. Immer mehr Gruppen finden sich locker zusammen um gemeinsame Interessen zu teilen - das hat nicht einmal etwas mit einem Konflikt zwischen Orthodoxie und liberalem Judentum zu tun.