Jüdisches Gebetbuch - Cover Er ist da! Er ist lieferbar und als physisches Werk verfügbar! Ende 2006 in der „Jüdischen Zeitung“ angekündigt, herausgegeben von den Rabbinern Sievers und Nachama, hier häufig angezweifelt, ob das Projekt eines Tages zum Abschluss käme, ist letztendlich doch der erste Band lieferbar. Nun ist er da, der Siddur, der traditionsorientierte liberale Gruppen und Gemeinden mit einer, zu ihnen passenden, Ordnung der Gebete versorgt. Er orientiert sich am „Liberalen Einheitsgebetbuch“, dem „Tfilot lechol haSchanah – Gebetbuch für das ganze Jahr; im Auftrag des Liberalen Kultus-Aussschusses des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden” von Seligmann, Elbogen und Vogelstein. Damit ist eine Lücke gefüllt worden, die so manche liberale Gruppierung, die den Seder haTeffilot der Union für Progressives Judentum nicht verwenden wollte, mit einem eigenen Werk gefüllt hat. Dieser orientierte sich wiederum am britischen Forms of Prayer, welches vor kürzerer Zeit in einer vollständigen Neuausgabe erschien. Dieses enthält recht rigorose Kürzungen der Texte , die nur erklärbar waren, wenn man die Tradition der angloamerikanischen liberalen bzw. Reformsiddurim kennt (begonnen bei Einhorn und dessen radikale Kürzungen). Für einige deutsche Gruppen und Gemeinden fehlte eben doch Mussaf oder El Adon, oder ein vollständiges Hallel. Jüdisches Gebetbuch - innen Um eines voraus zu schicken: Der neue Siddur ist keine liberale Ausgabe des Koren-Siddurs und auch keine Neugestaltung des Seder haTeffilot. Es wurde auch nicht einfach das Layout der traditionellen Siddurim kopiert, sondern ein Mittelweg gesucht, der hebräischen Text, Transliteration und Übersetzung zusammenbringt. Hinzu kommen kleine Anweisungen für die Beter und einige kleine Hinweise zu den Quellen (leider sind nicht alle Gebete detailliert mit Quellenangaben versehen, Sätze aus dem Tanach wurden nur selten identifiziert und die Textstelle angegeben). Diese müssen auch Platz finden. Also stellte man den, neu gesetzten, hebräischen Text (gut lesbare Schrift), direkt neben eine Transliteration. Sinnvollerweise steht der hebräische Text links und die Transliteration auf der rechten Seite und beide entsprechen einander Zeile für Zeile. Jüdisches Gebetbuch - HaKol

Die Übersetzung steht jeweils darunter. Ausnahme bildet die Keduschah. Vielleicht hätte man für die Transliteration eine serifelose und für die Übersetzung eine Serifenschrift wählen können, dadurch wäre ein größerer Kontrast entstanden. Jüdisches Gebetbuch - HaKol Dieser erste Band enthält die Gebete für den Schabbat und Werktage, also Morgengebet, Minchah, Ma’ariw, Kabbalat Schabbat, Mussaf für Rosch Chodesch, Hallel, Tischgebet, verschiedene Brachot, das Nachtgebet und Gebete für Chanukkah. Die häuslichen Gebete für Schabbat sind ebenfalls enthalten. Mussaf ist in einer konservativ-liberalen Variante vorhanden (ohne die Nacherzählung der Schabbatopfer) und in einer Variante Secher l’Mussaf, wie man sie aus dem israelischen (und schweizerischen) Awodah sche’balew kennt. Der Text der Gebete ist natürlich egalitär, die Berachot der Amidah enthalten also auch die Stammmütter. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich in den Birkot haSchachar eine Formulierung der konservativen Bewegung durchgesetzt hat. In den Segenssprüchen sagt man nun „_scheasani beTzalmo_ – du hast mich nach deinem Bild geschaffen“ statt „_sche’asani kirzono_ – der mich nach seinem Willen gemacht hat“. Dieses ersetzt das „der mich nicht als Frau erschaffen hat“. Im deutschen Seder haTeffilot verwendet man noch scheasani kirzono. Was noch fehlt, sind zusätzliche Gebete zur Torahlesung (Gebet für den Staat Israel, für die Gemeinde, für das Land) oder ein Mischeberach (sind demnächst bestimmt über mein Blog zum Download erhältlich). Traditionell orientierte liberale oder konservative Gruppen und Gemeinden werden nun auf einen einheitlichen Siddur zurückgreifen können, ohne alte Siddurim neu auflegen oder kopieren zu müssen. Er ist inklusive in Sprache und Zusammenstellung (auch durch die Transliterationen) und der liberalen Vorkriegstradition verpflichtet und somit traditioneller als die angloamerikanischen Ausgaben von liberalen oder Reformgemeinden, die nun auch wieder zu einem traditionelleren Pfad zurückfinden.

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