Das Moment Magazine hat eine Kolumne, in der Rabbiner verschiedener Strömungen Antwort auf eine Frage geben, so kann man lesen, was Rekonstruktionisten, Reformer, Konservative, odern Orthodoxe oder Chabadrabbiner zu einer Fragestellung sagen. Ein interessantes Projekt. Nun wurde für die Mai-Juni Ausgabe gefragt, wie man mit arabischen Nachbarn umgehen sollte (hier):
How Should Jews Treat Their Arab Neighbors?
Für Chabad antwortete Rabbiner Manis Friedman:
The only way to fight a moral war is the Jewish way: Destroy their holy sites. Kill men, women and children (and cattle). von hier
Das verursachte einen Sturm der Entrüstung. In einem Blogeintrag versucht er, die Dinge etwas mehr ins rechte Licht zu rücken, lässt aber verstörte Leser zurück. Die „Jewish Week“ aus New York brachte einen längeren Artikel über die Reaktionen (hier). Zumindest von offizieller Seite der Chabadbewegung hieß es, man sei nicht einer Meinung mit Friedman:
Chabad-Lubavitch headquarters said, “We vehemently disagree with any sentiment suggesting that Judaism allows for the wanton destruction of civilian life, even when at war. [All] human life is G-d given, precious, and must be treated with respect, dignity and compassion.” von hier
Hitzige Diskussionen brachen los, auch über das Menschenbild, dass der ganzen These zugrunde liegt. Vielleicht hätte man sich lieber den anderen Kommentatoren der ursprünglichen Anfrage zuwenden sollen. Mit der Bekanntheit des Falles steigt auch der Beifall und die Zustimmung von falscher Seite, aber auch die Einsicht, dass man vielleicht genauestens hinsieht, wenn man einen knappen Kommentar der Öffentlichkeit übergibt…
Hi Chaim und chodesh tov
danke fuer die Empfehlung. Das Moment Magazine kannte ich noch nicht.
und – ich gebe dir Recht, man sollte, wenn man der Oeffentlichkeit einen Kommentar gibt, tatsaechlich genauer hinsehen und seine WOrte vorsichtiger wählen. Schliesslich hat gerade eine Bewegung wie CHABAD, die ich übrigens sehr schätze, eine Verantwortung.
(ich bin nicht der Meinung, dass das Judentum solch eine Meinung vertritt, in der das Töten von Menschen gefordert wird. ausser im verteidigungsfall. Da heisst es ja sogar: wenn du weisst, dass der feind um 6 uhr kommt um dich zu töten, darfst du um 5 uhr aufstehen, um ihn vorher zu töten).
Noa
Wie geschrieben: Möglicherweise sollte man sich lieber auf die anderen Antworten zum Thema konzentrieren 😉
Ich denke, der Verteidigungsfall steht vollkommen außer Frage… in der Frage ging es aber ja um „Nachbarn“. Ist eher schwierig, wenn man die a priori als Feinde betrachtet…
Wie kann ein Rabbiner einen derartigen Satz menschenverachtenden Satz von sich geben?
MIr fällt dazu echt nichts mehr ein.
@Noa: Genau das hat Friedman ja gesagt: Wenn dich ein Zivilist angreift, dann töte ihn. Wenn dich ein Terrorist aus einer Moschee heraus angreift, dann zerstöre die Moschee (das wurde in Gaza übrigens auch gemacht).
„I don’t believe in western morality, i.e. don’t kill civilians or children, don’t destroy holy sites, don’t fight during holiday seasons, don’t bomb cemeteries, don’t shoot until they shoot first because it is immoral.“
[…]
„The first Israeli prime minister who declares that he will follow the Old Testament will finally bring peace to the Middle East. First, the Arabs will stop using children as shields. Second, they will stop taking hostages knowing that we will not be intimidated. Third, with their holy sites destroyed, they will stop believing that G-d is on their side. Result: no civilian casualties, no children in the line of fire, no false sense of righteousness, in fact, no war.
Zero tolerance for stone throwing, for rockets, for kidnapping will mean that the state has achieved sovereignty. Living by Torah values will make us a light unto the nations who suffer defeat because of a disastrous morality of human invention.“
Dass es hier nicht einfach um beliebige arabische Nachbarn handelt, sondern um die arabischen Nachbarn Israels ist sowohl aus der Frage, als auch aus den gegebenen Antworten ersichtlich. In seinem Blog stellt er außerdem noch einmal klar, dass er von Kriegszeiten spricht:
„The question my statement addresses is: how should we act in time of war, when our neighbors attack us, using their women, children and religious holy places as shields.“
Vielleicht sollte man Aussagen nicht aus dem Kontext reißen.
@Roman Das war nicht die Fragestellung. Die Fragestellung war „How Should Jews Treat Their Arab Neighbors?“ und die erste Anwtwort die er gibt ist
Alles andere ist nachgeschoben. Er spricht auch nicht darüber, dass es eintritt, wenn ein Krieg beginnt. Vielmehr scheint er den Krieg einfach zu implizieren, als gäbe es keinen anderen Zustand.
Die erste Antwort die er gibt ist:
„I don’t believe in western morality, i.e. don’t kill civilians or children, don’t destroy holy sites, don’t fight during holiday seasons, don’t bomb cemeteries, don’t shoot until they shoot first because it is immoral.“
Er spricht also davon, dass [aus seiner Sicht!] Konflikte zwischen Juden und ihren arabischen Nachbarn nicht aus der westlichen Sicht betrachtet werden dürfen. Er geht also auf die moralische Komponente des Miteinanders ein. Alles andere ist dann nachgeschoben.
Deine Zitierweise unterstellt da was anderes.
Wir haben doch ähnliche Sprüche schon vorher gehört.
Zum Beispiel von dem berüchtigten Meir Kahane und seinen Anhängern.
Dass Chabad in dieser Frage schwer verdauliche Positionen vertritt,
ist wohl auch nicht auf R. Friedman beschränkt.
Trotz der Distanzierung durch das HQ.
Man schaue einfach mal auf Chabad-Seiten im Netz…
YM
Super Vergleich, hast dich selbst übertroffen!
@Roman:
Sollte sich das auf mich bezogen haben: Bitte um Erläuterung.
YM
„I don’t believe in western morality, i.e. don’t kill civilians or children, don’t destroy holy sites, don’t fight during holiday seasons, don’t bomb cemeteries, don’t shoot until they shoot first because it is immoral.
Das hätte auch von einem Palästinenser stammen können, jeder hat auf seine Weise irgendwie Recht, so kann man natürlich jedes Suicide Bombing rechtfertigen. Männer, Frauen und Kindern.