In einem Kommentar zum Artikel »Wann ist Religion erfolgreich« wurde von der erfolgreichen Klage einer Gruppe aus Potsdam berichtet, die sich Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde im Land Brandenburg nennt und gewissermaßen in Konkurrenz zur Jüdischen Gemeinde Potsdam steht, die ebenfalls orthodox ist und unter der Ägide von Chabad steht. Es wurde, zurecht, gefragt, wer oder was sich hinter dieser Selbstbezeichnung verbirgt (hier).
Als erster Anlaufpunkt bot sich die Internetseite an. toratreu.de ist die entsprechende Adresse unter der sich viele Informationen zum Streit mit dem Landesverband finden, aber wenige zum religiösen Selbstverstandnis. Gibt es also ein tägliches Schacharit und Gebete zum Schabbat? Vorerst nicht, teil die Website der Gruppe mit, die es seit 1999 gibt und die ja die orthodoxen Juden der Stadt repräsentieren soll.
Bemüht man einerseits die Gerichte, so hat man zum Urheberrecht ein recht laxes Verhältnis. So entdecke ich in der Zeitung der Gemeinde mit dem übersetzten Namen Wiederauferstehung direkt in der aktuellen Ausgabe Nummer 70/71 einen deutschsprachigen Text zu den Hohen Feiertagen und Sukkot. Seltsam vertraut in der Formulierung war der und siehe da, es handelt sich um zusammenkopierte Texte von talmud.de freilich ohne Einverständnis. Bilder sieht man oben.
Der Rest der Texte ist dann sogar ohne Umarbeitung übernommen worden, siehe hier und hier die Texte von talmud.de zu Jom Kippur.
Von jemandem, der sich selber torahtreu nennt, hätte man das nicht angenommen.
Werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Gemeinde. Diese ist im April 1998 entstanden, allerdings hie? die Gruppe damals noch ?Arbeitsgruppe der J?dischen Emigranten im Land Brandenburg? (J?dische Allgemeine Nr.20 vom 19. Mai 2005). Es waren allesamt Personen, die aus Protest gegen den damaligen Potsdamer Vorsitzenden einen eigenen Vorstand w?hlten und sich fortan als ?Arbeitsgruppe? organisierten.
Mitte Mai folgte dann der Etikettenwechsel durch die Gr?ndung des ?Bundes Gesetzestreuer J?discher Gemeinden in Deutschland?. Vorsitzender des Verbandes wurde damals ein Europaabgeordneter von J?rg Haiders FP?, Peter Sichrovsky, der sich selber als nicht besonders observant bezeichnete und dies auch gegen?ber Rabbiner Isaak Hakohen Halberstadt ?u?erte, wie damals DER SPIEGEL berichtete.
Als er Halberstadt gestanden habe, erz?hlt Sichrovsky, gar kein frommer Jude zu sein, habe der nur geantwortet: ?Der Gesch?ftsf?hrer des Deutschen Fu?ball-Bundes ist auch nicht der beste Torsch?tze.? (Der Spiegel, Nr. 14, 1999, Seite 60 - hier online)
Anschlie?end machte der Verband, der sich als Funktionsnachfolgerin des ?Halberst?dter Verbandes? sieht, nur noch dann Schlagzeilen, wenn es um die Verteilung von Geldern ging und weniger um inhaltliche Arbeit.